Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
Street eilte er mit der letzten Gruppe von Passanten über die Straße. Auf der anderen Seite angekommen, warf er einen Blick über die Schulter auf die Menschen, die zurückgeblieben waren. Doch die orangefarbene Sonne stand schon tief und schickte einen Korridor aus blendendem Licht vom Victoria-Park herüber, der mehrere hundert Meter weiter im Westen lag. Über den Rest der Straße zogen sich schwarze, scharf abgegrenzte Schatten, die von den Gebäuden aus Stein und Holz geworfen wurden. Autos fuhren in östlicher und westlicher Richtung vorbei und versperrten die Sicht auf die Passanten an der nördlichen Straßenecke. McAuliff konnte nichts erkennen. Er drehte sich um und ging die Straße hinunter.
Das Schild sah er zuerst. Es war schmutzig, die Schrift, die seit Monaten, vielleicht seit Jahren nicht ausgebessert worden war, kaum noch lesbar:
TALLON’S
ERLESENE FISCHE UND EINHEIMISCHE DELIKATESSEN
311-1/2 QUEEN’S ALLEY
1. BLOCK – DUKE ST. WEST
McAuliff ging eine Querstraße weiter. Der Eingang zur Queen’s Alley war kaum drei Meter hoch und von einem schmiedeeisernen Gitter abgetrennt, das tropische Blüten schmückten. Der mit Kopfstein gepflasterte Durchgang führte
nicht bis zur nächsten Straße, wie man es auch in Paris, Rom oder dem Greenwich Village oft sieht. Obwohl er sich mitten in einem Geschäftsbezirk befand, hatte er etwas Privates an sich, als verkündete ein unsichtbares Schild, daß dieser Bereich nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sei — nur Anwohner, Schlüssel erforderlich, kein Durchgang. Es fehlte nur noch ein Tor, dachte McAuliff.
In Paris, Rom und dem Greenwich Village versteckten sich in solch kleinen Gassen einige der besten Restaurants der Welt, nur jenen bekannt, die sich dafür interessierten.
In Shenzen, Macao und Hongkong waren sie die Orte, wo man alles bekam, was für Geld zu kaufen war.
In Kingston fand man darin einen Mann mit Arthritis, der für den britischen Geheimdienst arbeitete.
Die Queen’s Alley war kaum fünfzig Meter lang. Auf der rechten Seite lag ein Buchladen, dessen gedämpftes Licht eine ganze Reihe von im Schaufenster ausgestellten Büchern beleuchtete — in Leder gebundene wissenschaftliche Werke bis hin zu Pornographie auf billigem Papier. Auf der linken Seite befand sich Tallon’s.
McAuliff hatte sich Kisten mit zerstoßenem Eis vorgestellt, auf denen lange Reihen toter Fische mit weit aufgerissenen Augen lagen, und Männer in schmutzigen, billigen weißen Schürzen, die um die Waagen herumrannten und mit den Kunden stritten. Das zerstoßene Eis lag im Schaufenster, und auch einige Reihen von Fischen mit glasigen Augen gab es dort. Den größeren Eindruck machten aber die anderen Arten von Meeresbewohnern auf McAuliff, die dekorativ auf dem Eis angeordnet waren — Tintenfische, Kraken, Haie und exotische Schalentiere.
Tallon’s war kein gewöhnliches Fischgeschäft.
Wie zur Bestätigung seiner Gedanken kam ein Chauffeur in Uniform aus dem Eingang des Geschäftes, eine Plastiktüte in der Hand, die — Alex war sicher — mit gestoßenem Eis gefüllt war.
Die schweren Flügeltüren ließen sich nur mit Mühe öffnen. Der Ladentisch im Inneren war makellos sauber, das Sägemehl auf dem Boden weiß. Die beiden Verkäufer waren
wirkliche Verkäufer, keine Gehilfen. Sie trugen bodenlange, blau-weiß gestreifte Schürzen aus teurem Leinen. Die Waagen hinter den mit Chrom eingefaßten Glaskästen hatten glänzende Messingbeschläge. An den Wänden des Geschäftes standen Regale, die von winzigen, in die Decke eingelassenen Scheinwerfern angestrahlt wurden und Hunderte von Dosen mit importierten Delikatessen aus allen Teilen der Welt enthielten.
McAuliff kam sich wie in einem Traum vor.
Außer ihm waren drei andere Kunden da — ein Paar und eine Frau. Das Paar stand am anderen Ende des Ladens und prüfte die Dosen in den Regalen. Die Frau bestellte anhand einer Liste — übergenau, arrogant.
McAuliff trat an den Ladentisch und sagte das, was ihm aufgetragen worden war: »Ein Freund in Santo Domingo hat mir gesagt, daß es bei Ihnen Forellen von der Nordküste gibt.«
Der hellhäutige Schwarze hinter der weißen Theke sah Alex kaum an, aber er verstand sofort. Er bückte sich zu einer Kiste, trennte einige Krustentiere voneinander und antwortete beiläufig — und richtig: »Wir haben Süßwasserforellen aus dem Martha Brae, Sir.«
»Ich bevorzuge Salzwasserforellen. Sind Sie sicher, daß Sie keine haben?«
»Ich werde
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