Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
Insel gebracht worden und kannten den Dschungel besser als ihre weißen Herren. Der englische König, George I., hatte ihnen die Freiheit angeboten, zusammen mit einem Vertrag, der ihnen das Gebiet um Cock Pit für immer zusicherte. Dieser Weg war klüger als ein jahrzehntelanges Blutvergießen. Außerdem vertrat man sowieso die Meinung, daß dieser Teil der Insel für eine Besiedlung durch Kolonisten ungeeignet war.
Über 235 Jahre lang war dieser Vertrag zwar oft mit spöttischen Bemerkungen bedacht, aber niemals verletzt worden, sagte Latham. Immer noch beantragte Kingston vom ›Colonel der Maroon< eine formelle Erlaubnis für alle, die dieses Gebiet zu betreten wünschten. Das Ministerium bildete da keine Ausnahme.
Doch das Ministerium war, dachte McAuliff, in Wirklichkeit Dunstone Limited. Also erhielt man die Erlaubnis und sämtliche Genehmigungen in kürzester Zeit.
»Ihre Ausrüstung wird mit dem Flugzeug nach Boscobel gebracht«, erläuterte Latham, »und von dort aus mit Lastwagen zum Ausgangspunkt der Vermessung.«
»Dann werde ich morgen nachmittag oder spätestens übermorgen vormittag abreisen. Die Leute, die wir noch brauchen, stelle ich von Ocho Rios aus ein, die anderen können nachkommen, wenn ich fertig bin. Das dürfte nicht mehr als einige Tage in Anspruch nehmen.«
»Ihre Führer — wir nennen sie ›Läufer‹ — werden in zwei Wochen zur Verfügung stehen. Bis dahin brauchen Sie sie nicht, oder? Ich nehme an, Sie werden zunächst an der Küste arbeiten.«
»Zwei Wochen ist in Ordnung. Ich hätte gern mehrere Läufer zur Auswahl.«
»Es gibt nicht mehr viele Läufer, Mr. McAuliff. Dieser Beruf spricht die jungen Leute kaum noch an. Es werden immer weniger. Aber ich sehe, was ich erreichen kann.«
»Ich danke Ihnen. Kann ich die genehmigten Karten morgen früh haben?«
»Sie werden spätestens um zehn Uhr bei Ihnen im Hotel sein. Auf Wiederhören, Mr. McAuliff. Und noch einmal mein aufrichtiges Beileid zum Tod von Dr. Piersall.«
»Ich kannte ihn ebenfalls nicht, Mr. Latham«, sagte Alex. »Auf Wiederhören.« Er kannte Piersall nicht, doch den Namen >Carrick Foyle‹ — das Dorf, in dem Piersall gelebt hatte — hatte er schon einmal gehört. In welchem Zusammenhang, fiel ihm nicht ein. Er wußte nur, daß ihm der Name bekannt vorkam.
Alex legte auf und sah zu Alison auf den kleinen Balkon hinaus. Sie hatte ihn beobachtet, ihm zugehört, und konnte ihre Angst nicht verbergen. Ein dünner, nervöser Mann in einem weißen Tropenanzug hatte ihr vor weniger als zwei Stunden gesagt, er habe vertrauliche Informationen — und jetzt war er tot.
Die späte Nachmittagssonne leuchtete orangefarben, die Schatten zogen sich als schwarze Balken über den winzigen Balkon. Hinter ihr wehten die fast dunkelgrünen Blätter der hohen Palmen, und dahinter erhob sich das eindrucksvolle Bergmassiv. Alison Booth sah aus, als säße sie mitten in einem Gemälde aus changierenden, tropischen Farben. Als wäre sie eine Zielscheibe.
»Er sagt, es sei ein Unfall gewesen.« Langsam ging Alex auf die Balkontüren zu. »Alle sind bestürzt. Piersall war auf der Insel sehr beliebt. Offensichtlich gibt es in Kingston eine Menge Unfälle mit Fahrerflucht.«
»Aber du hast ihm nicht einen Moment geglaubt.«
»Das habe ich nicht gesagt.« Alex zündete sich eine Zigarette an, um Alison nicht ansehen zu müssen.
»Das mußt du auch nicht. Warum hast du deinen Freund Tucker nicht erwähnt?«
»Gesunder Menschenverstand. Ich will mit der Polizei sprechen, nicht mit einem Abteilungsleiter des Ministeriums. Alles, was er tun kann, ist reden und Verwirrung stiften.«
»Dann laß uns jetzt zur Polizei gehen.« Alison schwang die Beine über den Rand des Liegestuhls. »Ich werde mich anziehen.«
»Nein!« In dem Moment, da er das Wort ausgesprochen hatte, wurde McAuliff klar, daß er zu heftig reagiert hatte. »Ich meine: Ich werde gehen. Ich will dich nicht in diese Sache hineinziehen.«
»Ich habe mit diesem Mann gesprochen, nicht du.«
»Ich werde der Polizei erzählen, was du mir gesagt hast.«
»Das würden sie nicht akzeptieren. Warum sollen sie es aus zweiter Hand erfahren?«
»Weil ich das so will.« Alex drehte sich um und tat so, als suchte er einen Aschenbecher. Er war nicht sehr überzeugend, und das wußte er auch. »Alison, hör mir zu.« Er drehte sich wieder um. »Unsere Genehmigungen sind da. Morgen fahre ich nach Ocho Rios, um Fahrer und Träger einzustellen. Ihr anderen kommt in ein paar
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