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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
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Schwerkraft scheinen hier auf merkwürdige Weise verändert zu sein“, murmelte Hans mit so etwas wie Ehrfurcht in der Stimme. Jeder wusste, was er damit meinte, denn der Brunnen befand sich seitlich über ihnen und eigentlich hätte das Wasser den fünf Gefährten auf den Kopf regnen müssen. Doch es fiel mit einem fröhlichen Sprudeln zurück in den Brunnen, in den sie hinein sahen, als würden sie über dem Brunnen hängen, wie Fledermäuse mit den Füßen nach oben und dem Kopf nach unten.
    Lars, Mike und Salvatore brachten kein Wort heraus und sahen nur weiter in den kugelrunden Raum. In verschiedenen Abständen befanden sich unregelmäßig geformte Löcher in dem Material, aus dem das Innere der Kugel geformt war. Mikes Arm zuckte nach oben, als aus einem dieser Löcher über ihnen eine weißgekleidete menschliche Gestalt trat und mit dem Kopf nach unten und den Füßen auf dem runden Boden am Inneren der Kugel entlangzugehen begann. Diese Fähigkeit hatten sie bisher nur bei Insekten beobachtet. Wie gebannt verfolgten sie für einige Sekunden dieses Schauspiel.
    Und dann war es soweit: Lars tastete nach dem Rand des bogenförmigen Tores, auf dessen Schwelle sie standen. Er benötigte festen Halt, denn ihm drehte sich alles vor Augen. Neben sich hörte er Mike stöhnen: „Mir wird schwindelig!“ Hans blickte in die Richtung, aus der er soeben ein lautes Poltern vernommen hatte. Salvatore war umgefallen und lag bewegungslos und mit geschlossenen Augen auf dem Bauch. Er fasste nach dem Arm des Kochs und zog ihn mühsam hoch. Salvatore unterstütze die Bemühungen seines Gefährten kaum. Dann scheuchte Hans seine Begleiter wie eine kleine Hühnerschar in die Halle aus weißem Marmor zurück. Salvatore zog er dabei mit sich.
    „Bloß zurück mit euch“, rief Hans leise, „bevor mir noch einer rückwärts frühstückt!“
    Als habe ihn diese Bemerkung auf eine Idee gebracht begann Lars ein wenig zu würgen, hörte aber gleich wieder auf.
    Pietrino zeigte auf den halbkreisförmigen Durchgang. „Was ist das für ein komischer Raum? Wieso kann da etwas an der Decke sein? Wieso ist da alles rund?“
    Salvatore keuchte und starrte blicklos vor sich hin. Lars und Mike wussten nichts zu sagen. Hans antwortete: „Keine Ahnung, das versteht wohl keiner von uns.“
    Die Ruhe in der relativen Sicherheit der ersten Halle währte nicht lange. Im Durchgang zur kugelförmigen Halle erschien ein Mann. Er war in einen langen, wallenden, weißen Umhang gehüllt. Vermutlich handelte es sich bei ihm um die Gestalt, die sie vor wenigen Augenblicken an dem Teil der Kugel hatten laufen sehen, der aus ihrer Perspektive die Decke hätte sein können. Der Fremde hatte dunkles Haar und er trug einen langen, dunklen Bart. Seine Gesichtszüge hatten etwas merkwürdig Fremdes an sich, ohne dass einer der fünf Gefährten hätte sagen können, was genau es war. Jedenfalls lächelte der Mann, was auf die Jungen und Männer einen beruhigenden Einfluss hatte.
    „Willkommen!“ Auch die Stimme des Fremden hatte einen sonderbaren Klang. Er sprach ohne einen erkennbaren Akzent, aber es wirkte ein wenig, als hörten sie jemand von einem Tonband sprechen.
    „Danke für den Willkommensgruß“, antwortete Hans, da die anderen, von der Situation überfordert, zunächst schwiegen.
    Aber dann war es überraschenderweise Pietrino, der das Wort an den weißgekleideten Mann richtete. „Bist du das eben in der runden Halle gewesen?“
    Der Fremde nickte.
    „Aber wieso kannst du an der Decke gehen?“, fragte Pietrino weiter.
    Nun schien der Fremde irritiert. „Ich verstehe die Frage nicht.“
    Hans lächelte. „Nun ja, außerhalb dieses Palastes fällt alles zu Boden. Von oben nach unten.“
    Der Fremde erwiderte das Lächeln auf seine merkwürdige Art. „Ach, das verblüfft euch! Hier in diesem Reich ist alles ein wenig anders als in der Welt außerhalb.“ Sein Blick bekam etwas schwer Deutbares. Er starrte die Neuankömmlinge mit einem Ausdruck der Neugier, aber auch des Verlangens an. Was sollte das?
    „Mein Name ist Hans“, stellte dieser sich vor. „Das sind Lars, Mike, Pietrino und Salvatore.“
    Der Fremde schien damit nichts anfangen zu können. Er schwieg. Daher fragte Hans: „Wie ist dein Name?“
    Wieder wirkte der Weißgekleidete irritiert. „Was ist ein Name?“
    Nun war die Verblüffung auf Seiten der fünf Gefährten, die sich erstaunte, aber auch leicht beunruhigte Blicke zuwarfen. Hans machte den Versuch einer Erklärung.

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