Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
ausgesetzt“, schimpfte Lars los. „Du willst uns wohl alle in die Luft jagen, wie? Ab sofort lässt du deine doofen Finger von den Flaschen!“
„Ich unterstütze diesen Antrag“, sagte Hans trocken.
Salvatore nickte heftig. „Ich weiß nicht, was ein Antrag ist, aber ich unterstütze ihn auch, wenn das bedeutet, dass Mike nicht mehr an die Flaschen darf.“
Die Unterwassergaleere
Hans warf wieder einen Blick durch das Fernglas, nachdem er sich überzeugt hatte, dass Mike, wenn auch schmollend, einige Schritte Distanz zwischen sich und die Kiste mit den verbliebenen Flaschen legte. Lars brannte vor Neugier und konnte sich weitere Fragen nicht verkneifen. „Kannst du jetzt etwas erkennen? Ist es ein Schiff?“
Hans zögerte mit der Antwort. Angestrengt peilte er durch das kleine Fernglas. „Könnte sein!“ Kurze Pause. Der Mund unter dem Fernglas öffnete sich leicht. Dann murmelte Hans leise: „Das gibt es doch nicht!“
Lars platzte vor Ungeduld. Auch Mike kam wieder näher. „Was ist es denn?“
Wieder gab Hans nur zögernd Antwort. „Also, wenn ich das richtig sehe … Es ist auf jeden Fall ein Schiff oder Boot. Auch wenn es unwahrscheinlich klingt, aber ich habe den Eindruck, dass da eine Galeere auf uns zukommt.“
„Eine was?“ Lars stand nun auch der Mund offen.
Mike verzog missmutig das Gesicht. „Vielleicht sollten wir vorsichtshalber hinter einer Düne in Deckung gehen. Galeeren haben fast immer etwas mit Sklaverei zu tun, glaube ich. Und ich habe keine Lust, mich als der neueste Sklave anketten zu lassen.“
Hans behielt das Objekt, das langsam größer wurde, im Auge, oder besser gesagt, im Fernglas. „Das müssen wir riskieren. Hier können wir nicht bleiben.“
„O Herr, was lässt Du uns noch alles erdulden?“ Diese Frage kam von Salvatore.
Nun war es soweit, dass alle mit bloßen Augen erkennen konnten, dass Hans mit seiner Beobachtung Recht haben musste. Das Wasserfahrzeug war relativ flach, hatte bis auf einen im Heck keine höheren Aufbauten und keine Masten. Und tatsächlich schienen zu beiden Bordwänden Ruder herauszuragen und regelmäßig ins Wasser getaucht zu werden.
„Was sollen wir tun?“, fragte Lars. „Machen wir auf uns aufmerksam oder verstecken wir uns?“
„Ich denke, wir sind ohnehin schon bemerkt worden“, murmelte Hans unter dem Fernglas hervor. „Die Flaschenraketen sind mit Sicherheit von denen an Bord gesehen worden, denn sie fahren auf uns zu. Hm, das ist seltsam!“
„Was denn?“, fragten Lars und Mike wieder wie aus einem Mund, während Salvatore ängstlich schwieg und Pietrino vorsichtshalber Steine für seine Schleuder suchte.
Hans sagte: „Mich wundert, dass die Ruderschläge mit absoluter Präzision erfolgen. Ich meine, sie bewegen sich im exakten Gleichklang. Das ist so präzise wie ein Schweizer Uhrwerk. Und dass bei schätzungsweise dreißig Rudern auf einer Seite. Ich kann nicht glauben, dass Menschen so exakt im gleichen Rhythmus arbeiten können.“
„Es sei denn, an Bord herrscht ein unerbittlich hartes Regiment“, ließ sich Mike mit Pessimismus in der Stimme vernehmen. „Ein winzig kleiner Fehler, und es setzt direkt ein Dutzend Hiebe mit der neunschwänzigen Katze …“
„O Herr, erbarme Dich unser!“
„Nein“, widersprach Hans mit Nachdruck. „Eine solche Perfektion bei der Bewegung von mindestens sechzig Menschen lässt sich unter keinen Umständen erreichen, ausgeschlossen! Es muss eine andere Erklärung dafür geben.“
Das seltsame Wasserfahrzeug glitt auf den sanften Wellen näher und näher. Hans, der das Glas nicht von den Augen nahm, teilte laufend seine Beobachtungen mit, ähnlich einem Fernsehsprecher, der ein sportliches Ereignis kommentiert. „Das Schiff ist reichlich verziert, und alles strotzt vor rotem und goldenem Lack. Ich kann jetzt die Ruderer erkennen. Merkwürdig, das kann doch auch nicht sein. Die sehen alle gleich aus. Ich meine, die sehen sich ähnlich wie ein Ei dem anderen. Sind die denn geklont worden? Und die verziehen keine Miene, die drehen nicht die Köpfe, die bewegen sich absolut identisch und synchron. Das können keine Menschen sein.“
Nun erkannten auch die anderen vier Gefährten die unheimliche Präzision der Ruderschläge und der Bewegungen der Köpfe und Schultern der Gestalten, die die Ruder bedienten. Es sah gespenstisch aus.
Lars winkte und rief. „He, Hallo, wir brauchen Hilfe! Holt ihr uns an Bord?“
Keine Reaktion der Gestalten. Niemand an Bord
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