Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
Richtung des Jungen. „Wir sprechen im Pluralis majestatis, mein junger Freund. Genügt das als Erklärung?“
Pietrino schüttelte den Kopf. „Nein!“, sagte er. Dann hob er den Blick ein wenig und streckte die Hand himmelwärts. „Übrigens, da ist wieder dieser Kegel!“
Noch bevor Salvatore wieder seine Gebete anstimmen konnte schoss der Perückte herum. Plötzlich bewegte er sich ruck- und blitzartig, alle würdevolle Geziertheit war von ihm abgefallen. Als er des Kegels ansichtig wurde, der tatsächlich wieder am Horizont über den Dünen auftauchte, begann er rasend schnell die Gefährten in die Kajüte zu scheuchen.
„Ach, du dickes Ei!“, schrie er, während er einen nach dem anderen am Arm packte und in die Kajüte drängte. „Ausgerechnet jetzt! Los, macht, dass ihr in die Kajüte kommt! Und dann die Treppe hinunter, so schnell ihr könnt! Wir müssen abtauchen.“
Lars und Mike waren die ersten, die sich in der Kajüte zwischen all den Hebeln, Rädern und Schaltern wieder fanden. Hier war ein Loch im Boden, durch das eine sehr steile metallene Treppe, oder besser gesagt Leiter, in den Schiffsrumpf führte. Bis auf einen Durchlass war dieses rechteckige Loch von einem Geländer umgeben. Angetrieben von der Hektik des Perückenträgers stiegen sie schnell die Leiter hinab. Hans folgte ihnen. Sie fanden sich in einem ähnlichen Wirrwarr von merkwürdig aussehenden technischen Geräten wieder, wie sie auch den Aufbau auf dem Deck ausgefüllt hatten. Von oben hörten sie das Gejammer von Salvatore und erschrecktes Weinen vom kleinen Pietrino. Sie hörten ein lautes Klappgeräusch, gefolgt von einem hydraulischen Zischen. Vermutlich hatte der Gastgeber die Tür des Decksaufbaues geschlossen und abgedichtet. Dann spürten Hans, Lars und Mike, dass sich das Fahrzeug wieder in Bewegung setzte. Kurz darauf kam ihr wunderlich-merkwürdiger Gastgeber ebenfalls die Leiter hinab gestürmt. Unter angekommen riss er sich die Perücke vom Kopf und den Umhang von den Schultern. Die Perücke flog im hohen Bogen nach links, der Umhang nach rechts.
„Ihr zwei da oben, kommt hier hinunter!“, rief er, während er in rasender Hast Schalter, Knöpfe und Hebel bediente. „Ich habe immer wieder nach dem Kegel Ausschau gehalten, ich habe ihn ewig nicht mehr gesehen, und jetzt, wo ich mich seit langer Zeit mal wieder an Land gewagt habe, da taucht dieses verdammte Teufelsding auf.“
Zitternd kamen Salvatore und der verschreckte Pietrino die Leiter herunter. Mit großen Augen betrachteten sie die Umgebung, die ihnen sehr seltsam und unheimlich vorkommen musste. Während dessen sahen die Gefährten durch die Bullaugen, dass sich das Schiff wieder ins Wasser bewegte und der Rumpf durch die Wasserlinie schnitt. Zweifelnd, ob sie mit ihrer Entscheidung, das Schiff zu betreten, die richtige Wahl getroffen hatten, betrachteten sie ihren Gastgeber. Die Drahtgestellbrille passte zu seinem jetzigen Aussehen viel besser. Er hatte graue Haare, die von der hastigen Entfernung der Lockenperücke ganz zerstrubbelt waren. Unter der prächtigen Robe war ein weißer Kittel zum Vorschein gekommen, wie er durchaus zu einem Ingenieur passen mochte. Eine graue Hose und schwarze Schuhe vervollständigten die nun sehr nüchterne Erscheinung.
Die Gefährten sahen zu, wie dieser Mann nun fluchend eine Art Bildschirm einschaltete, der hell wurde und den Blick auf die Dünen freigab. Er drückte ein paar Knöpfe, jedes Mal wechselte das Bild, das auf dem Schirm erschien. Während dessen drehte der Weißgekittelte an einem Steuerrad, behielt mehrere Skalen im Auge, legte einen Hebel um, drückte Schalter.
„Keine Sorge, die bekommen uns nicht in die Finger. In zwei Minuten sind wir wieder so weit auf dem Meer, dass wir abtauchen können. Unter Wasser haben wir nichts zu befürchten, dahin können sie uns nicht folgen.“
Hans gab sich alle Mühe, den Gastgeber nicht merken zu lassen, dass dessen Hektik bei ihm eher Belustigung als Panik erweckte. „Ich sagte eben schon, dass wir bereits im Inneren des Kegels waren. Die Bewohner sind zwar recht merkwürdig, zumindest gemessen an unseren Vorstellungen, aber sie sind nicht bösartig.“
Der Mann im weißen Kittel drückte einen Knopf neben dem Bildschirm. Dieser zeigte darauf den Himmel über dem Schiff. „Mir egal! Ich habe mehrmals erlebt, wie sich dieser Kegel auf meinem Schiff niederlassen wollte. Das hat mir voll und ganz gereicht. Ich halte mich von diesem Ding fern.“ Dann zog er an
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