Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)
doch schon lange fällig, denkst du nicht auch?«
Nach einer Weile zieht er mich hoch, wir sehen uns in die Augen und schnäbeln dann, bis uns die Luft wegbleibt. Alles hätte ich erwartet, nur nicht, dass auch er aktiv wird und bei mir zu fummeln beginnt. Meine Turnhose ist schon zum Bersten gespannt, und kaum, dass ich seine Hand an meiner empfindlichsten Stille spüre, sprudelt die Quelle auch schon, so sehr hat mich die Situation angetörnt. Ali lacht nur milde, wobei seine Grübchen wieder sichtbar werden, und gleich darauf kommt auch er. Türkischer Honig im Überfluss. Seine Augen strahlen und sein Gesicht gleicht dem eines Heiligen.
Die zweite Runde tragen wir im Schlafzimmer aus, und ich kann nicht genug von ihm bekommen. Wie lange habe ich davon geträumt! Bumsen steht nicht zur Debatte, brauchen wir auch nicht. Bei einem Goldjungen wie ihm gibt es tausend andere Möglichkeiten, seinen Spaß zu haben. Hinterher liegen wir ermattet auf dem verschwitzten Laken.
»Du wolltest etwas wegen der Steuer wissen«, fällt mir der Grund seines Besuches ein.
Ali fängt zu stottern an: »Das … das war nur ein Vorwand. Eigentlich bin ich gekommen, um mit dir ins Bett zu gehen.«
Mir verschlägt es die Sprache, während ich mich an seinen Grübchen und seinem sonnengebräunten, haarigen Body nicht sattsehen kann.
Er lacht verschmitzt. »Ich weiß, dass du letzte Woche Geburtstag hattest und kam nicht dazu, dir zu gratulieren, weil ich im Ausland war. Also dachte ich mir, gehst du mal vorbei und schaust, ob du ihm eine Freude machen kannst.«
»Soll das heißen, du hast alles geplant?«, frage ich ungläubig.
Er nickt kleinlaut. »Ich habe extra warme Sachen angezogen und darauf spekuliert, dass du mich aufforderst, es mir bequemer zu machen. Und es kam so, wie erwartet.«
»Du hinterhältiges Miststück!«, schimpfe ich, »man sollte dir den Hintern versohlen …«
»Tu’s doch«, lacht Ali und wendet sich ab, um mir seine haarige Kehrseite darzubieten. »Vielleicht steh’ ich da drauf.«
Die Versuchung, das Spiel von Neuem zu beginnen, ist groß, doch ich bin noch zu ermattet. Dann beugt er sich herüber und drückt mir einen zärtlichen Schmatz auf den Mund. Mir fehlen die Worte, und die Nähe und Wärme seines haarigen Bodys macht mich frösteln. Man kann ihm einfach nicht böse sein. Er lehnt sich wieder zurück, stößt einen zufriedenen Seufzer aus und schlummert augenblicklich ein. Ich betrachte ihn von der Seite, froh darüber, dass ich an diesem Tag keine Termine mehr habe. Der halbe Sonntag gehört noch uns. Mal sehen, was noch alles passiert. Allerdings zweifle ich an seiner Geschichte, alles geplant zu haben. Vielleicht sagt er das nur, damit ich kein schlechtes Gewissen bekomme, weil ich ihn verführt habe. Da fällt mir die Jurismappe ein, die er in der Luft geschwenkt hatte, als er erklärte, noch ein paar Fragen wegen seiner Steuer zu haben. Sie liegt im Wohnzimmer bei seinen Kleidungsstücken. Als ich sehe, wie er ruhig und gleichmäßig atmet, stehle ich mich vorsichtig aus dem Bett. Die Mappe liegt auf dem Wohnzimmertisch. Ich zögere noch einen Moment, will eigentlich nicht in seinen Sachen stöbern, doch meine Neugier ist zu groß und so schlage ich den Deckel auf. Ein einzelnes DIN-A-4-Blatt befindet sich darin, auf das er mit seiner krakeligen Doktorschrift Happy Birthday geschrieben hat. Also, nichts mit Steuersachen. Das Biest hat tatsächlich alles geplant und mich reingelegt. Und ich strample mich ab, um ihn rumzukriegen! Ich bin wohl zu leicht zu durchschauen, ist mein nächster Gedanke.
Es kommt noch besser. Als ich vorsichtig wieder ins Bett steige, sehe ich, wie die Grübchen auf seinen Wagen sich vertiefen und sein Mund sich zu einem Grinsen verzieht. Erst öffnet er ein Auge, dann das andere.
»Du hast mir nicht geglaubt«, konstatiert er hellwach.
Also hat er gar nicht geschlafen. Langsam wird der Kerl mir unheimlich. Auch mein Detektivspiel scheint er vorausberechnet zu haben.
»Du bist doch das Letzte!« ,schimpfe ich und stürze mich dann auf ihn. Es ist Zeit für die nächste Runde.
Sakrileg (2006)
Diesmal habe ich mir mit dem Text meiner Kontaktanzeige im örtlichen Stadtmagazin besonders viel Mühe gegeben. Jenseits der fünfzig muss man sich schon anstrengen, wenn man noch etwas erreichen will, und die Annonce in der Rubrik Er sucht Ihn klingt dann auch verlockend:
»Sich noch mal verlieben mit 53? Noch mal Schmetterlinge im Bauch? Romantiker, 186 cm, 84 kg,
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