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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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auf den Mann, zu, der vor seinem Hause stand und nach einem Beförderungsmittel ausspähte.
    Einen Augenblick war Hero wie gelähmt, und es war, als ob alles, was sich dort bewegte, plötzlich erstarrte, wie auf einer Filmleinwand, wenn der Film mitten in der Vorführung stehenbleibt.
    Ein Wäschewagen parkte auf der anderen Straßenseite. Ein Fleischergeselle saß auf einem Fahrrad, seinen Korb auf der Lenkstange balancierend. Ein Straßenkehrer fegte die Gosse, ein Postbote griff in seine Ledertasche, ein Lumpensammler schob seinen Handkarren, ein Mann und ein Anstreicher betrachteten ein Haus auf der anderen Straßenseite, als ob sie die Kosten eines neuen Anstrichs abschätzten.
    Und in diesem bedeutungsvollen Augenblick wußte Alexander Hero, daß keiner von ihnen das war, was er schien, sondern daß es die Wachhunde des FBI sein mußten, die den Mann mit der schweren Aktentasche einkreisten, der gerade aus dem Hause gekommen war und jetzt dem Taxi winkte, dessen Fahrer wahrscheinlich auch ein Agent von Wieners Gegenspionage war. Wenn Constable zu ihm sagte: Russisches Konsulat Ecke Third Avenue und 65. Street», wäre es mit der Operation Fingerhut aus.
    Denn genau dies würde ein Mann von Constables Natur tun. Er würde sich nicht wie ein Verschwörer nach Einbruch der Dunkelheit dorthin schleichen, sondern im hellen Tageslicht zu dem Sowjetgebäude fahren, seinen Namen nennen und sagen:     «Professor Constable! Professor Constable!» Jemand schrie den Namen fast hysterisch, und dann merkte Hero, daß er selber es war, der rief und die Straße hinunterlief.
    «Professor Constable! Einen Moment!»
    Der große Mann war schon mit einem Fuß in dem Taxi und beugte sich bereits zu dem Fahrer hinunter, als Hero auf ihn zugeeilt kam. Da drehte er sich um und blickte ihn an, ohne ihn zu erkennen.
    «Professor Constable — ich bin Peter Fairweather. Ich bin aufgehalten worden. Auf der Untergrundbahn war eine Verkehrsstockung.»
    Der Mann schien nicht ganz bei sich zu sein, wie es einem geht, wenn man mit seinen Gedanken schon in der Zukunft ist und innerlich bereits mit der Gegenwart abgeschlossen hat, und einen Augenblick lang glaubte Hero, daß Constable sich nicht an seinem Vorhaben hindern lassen würde.
    «Ja, Fairweather. Was ist?»
    «Die Botschaft. Die Botschaft von Mary.»
    Sein Ausdruck veränderte sich, und seine Augen leuchteten auf. «Sie haben eine Botschaft von Mary?»
    Hero sprach rasch, sich bemühend, ihm seine Worte einzuhämmern. «Wir wollten es versuchen. Heute morgen. Wir wollten versuchen, einen Kontakt zu bekommen. Ich habe Sie gestern abend angerufen. Ich habe Ihnen gesagt, ich hätte es selber versucht und es sei mir gelungen, mit meiner Braut in Verbindung zu treten, und daß Ihre Tochter auch dagewesen sei.»
    Constable sah auf seine Uhr, auf der es Viertel vor zehn war. «Ich habe gesagt, pünktlich um neun. Da Sie nicht kamen, glaubte ich, es sei nur ein Schwindel. Haben Sie wirklich Kontakt mit ihr gehabt?»
    «Ja.»
    Constable machte dem Chauffeur ein Zeichen weiterzufahren. «Es tut mir leid. Ich brauche Sie nicht mehr.»
    «O. K. Wie Sie wollen», erwiderte der Mann und fuhr ab.
    Hero drehte sich alles im Kopf, aber er konnte nicht sagen, ob aus Erleichterung oder weil sein Zahn plötzlich wieder heftig schmerzte.
    Und die erstarrte Straßenszene begann auch wieder in Bewegung zu geraten, der Fleischergeselle radelte weiter, der Lumpensammler setzte seinen Weg zur Riverside Drive fort, der Anstreicher und sein Kunde gingen in lebhaftem Gespräch, einen Zettel mit Zahlen in der Hand, die Straße hinauf, der Postbote zog einige Briefe aus seiner Tasche und setzte seinen Weg fort, der Straßenkehrer fegte eifrig den Dreck in der Gosse auf den Gully zu.
    Constable ging Hero ins Haus voraus zurück, und Hero dachte, jetzt, da die Agenten ihn hatten umkehren und mit Hero das Haus betreten sehen, würde wenigstens für den Augenblick die Verfolgung abgeblasen werden, und er folgte Constable die Treppe und in sein Arbeitszimmer hinauf.
    «Ich glaube, hier...», sagte der Wissenschaftler. Er ging zu einem Schrank, öffnete ihn, stellte die Aktentasche hinein und schloß ihn wieder. Dann wandte er sich Hero zu, beäugte ihn, wobei er die Lippen zusammenkniff und sagte: «Sie wirken mitgenommen. Es ist zwar noch früh am Tag, aber wie wäre es mit einem Schnaps?»
    Mit

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