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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Etikett und goß den doppelten Whisky ein. Hero riß ihn ihm aus der Hand, bevor er ihn hingestellt hatte, leerte das Glas in einem Zuge und stellte es wieder hin.
    Der Barmann glotzte. «Heiliger Bimbam!» sagte er. «Ärger mit einer Frau?»
    «Zahnschmerzen», stöhnte Hero, dessen Augen sich mit Tränen füllten.
    Der Mann schnalzte mitleidig. «Dafür ist das die richtige Medizin. Das Beste ist, Sie trinken noch einen. Haben Sie irgendein schmerzstillendes Mittel bei sich?»
    Hero zeigte ihm die Aspirinröhre.
    Der Barmann schüttelte den Kopf .«Das Zeug nützt nichts. Hier, schlucken Sie mal zwei von denen», und er nahm ein paar Tabletten aus einer Schachtel. Hero schluckte sie, trank den zweiten doppelten Whisky langsamer und wartete darauf, daß der Whisky eine Gegenoffensive eröffnete.
    «Wann beginnt Ihr Zahnarzt mit seiner Sprechstunde?» fragte der Mann.
    «Um neun, hoffe ich», erwiderte Hero, und dann stöhnte er laut auf: «Ach, verdammt!»
    «Ist der Schmerz noch nicht weg?» fragte der Barmann besorgt.
    «Nein, nein, es ist etwas anderes.» Hero war gerade eingefallen, daß er um neun Uhr bei Professor Constable sein sollte, um eine Botschaft von seinem toten Kind herbeizuzaubern. Constables letzte gebieterische Worte «Pünktlich um neun» hallten in seinem schmerzenden Kopf wider. Felix Hofstetter verschwand von neuem in der Ferne. Es hätte nichts ausgemacht, wenn er betrunken bei dem Zahnarzt erschienen wäre, der das verstanden hätte, aber er konnte unmöglich in solchem Zustand bei Constable erscheinen und eine überzeugende Manifestation zustande bringen. Selbst die einzige bekannte Behelfsbehandlung für die gigantischsten Zahnschmerzen der Welt war ihm verwehrt.
    «Mir ist gerade eingefallen», seufzte er, «daß ich um neun eine andere Verabredung habe. Ich kann es mir nicht leisten, dort sternhagelvoll aufzukreuzen.»
    «Mein lieber Herr», sagte der Barmann, «da sitzen Sie in der Patsche.»
    «Wenn ich es nur fertig brächte, bis um neun nicht mehr an die elenden Zahnschmerzen zu denken!»
    «Warum gehen Sie nicht ins Kino?» fragte der Barmann.
    «Wie? Zu dieser Zeit?»
    «Aber natürlich», erwiderte der Barmann. «In einer der Flimmerkisten drüben in der West 42. Street. Die sind vierundzwanzig Stunden am Tage geöffnet. Dracula, das geifernde Biest, Das Ungeheuer vom Mars und was da sonst alles gespielt wird. Wenn Sie das nicht ablenkt, wird nichts es tun. Sie können da vielleicht sogar eine Stunde schlafen.»
    «Wissen Sie», sagte Hero, «ich glaube, ich sollte das versuchen.»
    Der Schmerz war immer noch heftig, aber nicht mehr so sehr, daß er ihn benommen machte. Wenn es ihm gelänge, weder von dem Schmerz noch dem Schnaps bedudelt zu werden, könnte er es aushalten. Er dankte seinem Freund und Ratgeber, bezahlte seinen Verzehr, nahm sich ein Taxi und fuhr zur West 42. Street, wo er sich für 85 Cent eine Einlaßkarte ins Westside Theater kaufte, die ihm gestattete, ununterbrochen vier Stunden lang Gruselfilme zu sehen.

Achtzehntes Kapitel

    Der Barmann hatte recht gehabt. Die idiotische Geschichte, die sich auf der Leinwand abspielte, fesselte irgendwie Heros Aufmerksamkeit. Und obendrein war es ihm gelungen, eine Stunde in dem dunklen Kino einzuschlummern, und als er wieder erwachte, fühlte er sich ein wenig erfrischt und fähig, sich auf das Ungeheuer, das in blutbefleckter Kleidung, eine Maske vor den Augen, mit offenem Mund und scheußlichen Zahnstümpfen durch den Flur des Schlosses ,, in das Zimmer der jungfräulichen Heldin schlich, zu konzentrieren.
    Ihm fiel plötzlich ein, was vor ihm lag, und in einem Gefühl der Panik klopfte er auf die Taschen seiner Jacke und Hose und merkte zu seiner Erleichterung, daß er das Nachtsehgerät und die Dietriche noch bei sich hatte. Er hatte noch nicht das Problem gelöst, welche Art von Demonstration er für Constable aufziehen würde, selbst wenn er in besserer Verfassung gewesen wäre. Das Ungeheuer drang in das Zimmer der Jungfrau ein: ihre Schreie hallten durch das Kino. Ihr Beschützer kam durch das Fenster, sich wie ein Affe an einem Seil schwingend, um mit dem Eindringling zu kämpfen,: und Hero wurde klar, daß er das, was dann kam, bereits gesehen hatte. Er sah auf seine Uhr. Es war acht Uhr morgens. Die Nacht war endlich überstanden.
    Er verließ das Kino, stand blinzelnd ein paar Minuten lang auf der West 42. Street, bis sich seine Augen an das helle Tageslicht gewöhnt hatten. In einer Cafeteria in der Eighth

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