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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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gefesselt? Ach ja, natürlich...»
    Constable knüpfte die Knoten auf und befreite Fairweather. «Mensch, Sie haben es geschafft», sagte er. «Sie haben die Kraft. Mary war hier. Ich habe ihre Stimme gehört.»
    Alexander Hero erhob sich und schüttelte die Leine von seinen Schultern und Hüften. Er war fast sicher gewesen, daß in der raschen Folge von Fragen und Antworten Constable glauben würde, er habe seiner Tochter Stimme gehört. Er blickte sich in dem Zimmer um, als ob er immer noch nicht ganz wisse, wo er sei. Constable betrachtete ihn ehrfürchtig, als ob er seine Seele wiedergefunden habe. Hero war innerlich und äußerlich wie zerschlagen.
    Constable schien etwas einzufallen, und er sagte: «Es sollte eine Botschaft kommen. Sie sagte, sie werde mir eine Botschaft hinterlassen. Was für eine war es? Wissen Sie es?»
    Hero schüttelte den Kopf. «Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nicht... Wie lange bin ich...?»
    Ohne auf die Frage zu antworten, sagte Constable: «Sie sagte, wir würden die Botschaft finden. Sie hinterlasse sie irgendwo... Sie muß irgendwo in diesem Zimmer sein.»
    Hero tat so, als suche er, blickte zu dem Kasten hin und hob die Augen zu dem Deckensims, bis der heisere Schrei Constables ihm sagte, daß er die Botschaft entdeckt hatte.
    «Fairweather! Großer Gott, Fairweather! Sehen Sie doch!» Er stand über den Glaskasten gebeugt, in dem die Hand lag. Die Augen fielen ihm fast aus dem Kopf, und sein Gesicht war bleich vor Erregung. «Da! Die Hand! Ist das die Botschaft?»
    Sie war bewegt worden. Ursprünglich hatte sie auf dem Rücken gelegen, die Handfläche nach oben, so daß man die gekrümmten flehenden Finger sah. Jetzt lag sie umgekehrt, mit der Handfläche nach unten. Und es entstand dadurch der seltsame Eindruck, daß sie nicht mehr flehte, sondern etwas zu schützen wollen schien. Constable stürzte sich auf den Kasten, untersuchte den Deckel, und mit zitternden Händen holte er dann den Schlüssel heraus und steckte ihn in das Schloß. Man hörte ein Klicken. Der Kasten war noch verschlossen.
    Auch Hero starrte jetzt auf die Hand hinunter. «Sie ist bewegt worden», sagte er. «Aber der Kasten war abgeschlossen, nicht wahr?»
    «Dies ist der Beweis», frohlockte Constable. «Sie haben mich immer wieder um einen Beweis gebeten, und hier ist er. Aber was bedeutet er?»
    Hero musterte die Hand genau. «Ich weiß es nicht», sagte er dann. «Ich kann es nur raten. Als wir hereinkamen, lag sie andersherum. Ich meine, neulich abends, als ich hier war. Darf niemand sie berühren?»
    «Nein, nein, niemand. Ich schwöre, niemand im Hause hat sie bewegt.»
    «Sie liegt jetzt genau umgekehrt, nicht wahr?» sagte Hero. «Vollkommen anders, als sie lag. Ich verstehe das nicht, aber wenn Sie...»
    «Ich verstehe es bei Gott. Ich glaube, ich verstehe es. Ach, was haben Sie für mich getan!» Constable legte plötzlich seine Hand auf Heros Arm, und seine Augen blickten ihn so bittend an wie die eines Hundes. «Können Sie sie mir bringen? Werden Sie sie mir zurückbringen, leibhaftig, damit ich sie wieder berühren kann, wie ich es immer getan habe? Sie haben die Kraft. Können Sie’s? Werden Sie’s versuchen?»
    Hero bedeckte seine Augen mit der Hand. Dann sagte er: «Jetzt kann ich es nicht. Ich bin völlig fertig.»
    «Später? Können wir es heute nachmittag oder heute abend noch einmal versuchen?»
    Hero schüttelte den Kopf wie ein knockout geschlagener Boxer, als ob er sich von seiner Benommenheit befreien wolle. «Wenn ich das Gefühl habe, ich kann es, werde ich es tun», sagte er.
    «Wie werde ich es erfahren?» fragte Constable.
    «Kann ich Sie anrufen?» antwortete Hero. «Vielleicht später im Laufe des Tages, wenn ich mich etwas ausgeruht habe.»
    «Sie sind ein guter Mensch, Fairweather», sagte Constable. «Ich werde hier sein. Ich werde auf Ihren Anruf warten.» Und dann fügte er hinzu: «Ich bin sehr erschüttert und sehr glücklich.»
    Zwanzig Minuten später ließ sich Alexander Hero auf dem Behandlungsstuhl Dr. Felix Hofstetters nieder.

Neunzehntes Kapitel

    Dr. Felix Hofstetter, entdeckte Hero sehr schnell, war ein Greuel, ein heiterer, singender Zahnarzt, der ad libitum mit musikalischer Begleitung, die Opern, Kantaten und Oratorien entlehnt war, dem Patienten beschrieb, was er gerade tat.
    Nachdem Hero Constables Haus verlassen hatte, war er in den nächsten Drugstore geeilt, in dem eine Telefonzelle war, und hatte die Nummer des Zahnarztes gewählt. Als die

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