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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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hatte», fuhr Hero fort, «zog sie die Hand aus der Schüssel mit flüssigem Wachs und tauchte sie in das kalte Wasser. Gleichzeitig entfernte sie den Stöpsel am Ende des Handgelenks und ließ das Wasser heraus, so daß dann der Gummihandschuh in dem abkühlenden Wachsabguß, der noch biegsam genug war, daß man die Kurve der Finger formen und ihnen ein lebensechtes Aussehen geben konnte, zusammenfiel. Der Abguß wurde darauf wieder in das kalte Wasser getan, bis er völlig hart geworden war. Dann wurde, was kein Problem war, der leere Gummihandschuh durch die schmale Öffnung im Handgelenk herausgezogen, ohne die Hand zu beschädigen oder zu zerbrechen. Mutter Bessmer versteckte danach den Gummihandschuh an sich und kehrte in das Kabinett zurück. Das Licht ging an, und auf dem Tisch lag die Geisterhand Mary Constables mit Fingerabdrücken und allem — die dort», und Hero blickte zu der in dem Glaskasten auf schwarzem Samt liegenden Hand hin.
    Die Augen der Männer im Raum folgten seinem Blick. Der verwirrte Ausdruck in Constables Gesicht war rührend. Er wollte es immer noch nicht glauben.
    General Augstadt murmelte «T». Es war das höchste Lob, das er spenden konnte. T bedeutete Tor, das letzte Ziel der beiden Fußballmannschaften, die in dem Lieblingsspiel seiner Jugend miteinander kämpften.
    Hero ließ Constable nicht die Zeit zu einem neuen möglichen Wutausbruch, aber die Augen des Professors, in denen sich erst eben noch sein Elend gespiegelt hatte, begannen wieder zu funkeln, als Hero den weißen Abguß von dem Tablett in die eine und den Gummihandschuh in die andere nahm. «Dies ist der Abguß, den wir so hergestellt haben, wie ich es beschrieben habe. Und dies ist der vorbereitete Handschuh, den wir aus ihm herausgezogen haben. Mr. Wiener und Mr. Sullivan», fuhr er fort, «waren beide dabei anwesend, aber wir haben noch weitere sachverständige Zeugen hier.» Er wandte sich zu den drei Männern, die an der anderen Seite des Zimmers standen, und sagte: «Carl Lobert», und der jüngste der drei trat ein paar Schritte vor. «Sie sind Graveur, Hersteller von Matrizen und Fräser und arbeiten für die Acme Präzisions-Werkzeugfabrik in West Newark, New Jersey?»
    «Ja.»
    «Und Sie sind bereit zu bezeugen — wenn nötig, unter Eid —, daß Sie heute nachmittag an diesem und an einem anderen Abguß gearbeitet, ihn so geschnitten haben, daß die Menschenhand herausgenommen werden konnte. Dann haben Sie die beiden Hälften wieder zusammengefügt, die Nahtstelle unsichtbar gemacht und sie graviert.»
    «Ja.»
    «Mr. J. R. Richardson.»
    Der ältere Mann trat vor: «Ja, Sir.»
    «Mr. Richardson, Sie sind technischer Experte und Graveur, der für die Bundesgravieranstalt in Washington arbeitet.»
    «Ja, Sir, so ist es.»
    «Und Sie sind ebenfalls bereit, zu bezeugen — wenn nötig, unter Eid —, daß Sie heute am späten Nachmittag nach Fotografien von Fingerabdrücken, sie, nur umgekehrt, auf diesen Abguß, den ich Ihnen hier zeige, graviert haben.»
    «Ja, das habe ich getan.»
    «Tom Pellegrino.»
    Der Arbeiter, der sich in seinem Sonntagsstaat unbehaglich fühlte, nickte.
    «Mr. Pellegrino, Sie sind Vorarbeiter in der Gummiwarenfabrik der Goodyear Gummifabrik in Akron, Ohio. Sind auch Sie bereit, zu bezeugen, daß unter Ihrer Aufsicht heute nachmittag dieser Gummihandschuh, den ich Ihnen hier zeige, nach diesem Abguß hergestellt worden ist?»
    «Ja, Sir, so ist es.»
    «Ich danke Ihnen», sagte Hero, «und jetzt, meine Herren...»
    In das Handgelenk des Handschuhs steckte er einen Holzzylinder, nahm die silberne Kaffeekanne in die Hand, goß Wasser durch die Öffnung und schloß sie dann mit einem Stöpsel. Als die Hand sich durch die Flüssigkeit streckte, bekam sie etwas unheimlich Lebensechtes. Professor Constable starrte wie gebannt darauf, aber Dr. Frank Ferguson wandte den Kopf ab. Hero zog jetzt selber einen zweiten Gummihandschuh an, ergriff die Hand und tauchte sie in die Schüssel mit heißem Wachs. Dann in jeder Einzelheit seiner Erklärung folgend, stellte er die dritte Hand Mary Constables vor ihren Augen her und legte sie, die tropfte und glänzte, auf den Tisch.
    «Scharlatan!» schrie Professor Constable, sprang von seinem Stuhl auf, lief zu dem Tisch und schlug mit der Faust auf die Wachshand und zerschmetterte sie. «Betrüger! Scharlatan! Lügner! Es ist nicht wahr. Ich glaube es nicht. Es ist unmöglich. Das Kind ist tot und eingeäschert. Sie ist nicht hier, um für sich selbst

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