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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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sprechen und Ihnen ins Gesicht schleudern zu können, daß Sie lügen und schwindeln.»
    Alle anderen waren ebenfalls beunruhigt aufgesprungen, als der gequälte Mann mit einer fast unsinnigen Wut sich ihnen zuwandte. «Sie sollen verdammt sein!» brüllte er. «Sie stecken alle dahinter, um sie mir wegzunehmen. Sie und alles, was Sie tun, sollen verdammt sein.» Er schien gar nicht zu merken, daß er immer noch den zweiten Wachsabguß in seiner Hand hielt.
    Dr. Ferguson, der kreidebleich war und am ganzen Leibe zitterte sagte:
    «Nun, Hero, da sehen Sie, was Sie angerichtet haben. Ich hätte nie geglaubt, daß Sie solch ein Narr sind.»
    Hero nickte und blickte einen Augenblick zu Sullivan, Wieners Assistenten, hin. Der große Mann verstand, was Hero wollte, tippte die drei Zeugen an und führte sie hinaus.
    Dann sagte Hero: «Sie haben recht, Professor Constable. Das Kind ist nicht mehr hier, aber Sie sind es.»
    Die Unlogik dieser Bemerkung brachte Constable aus dem Konzept, und er wandte seinen Löwenkopf von neuem Hero zu und funkelte ihn an. Noch ehe er etwas sagen konnte, fuhr Hero in ruhigem Ton fort: «Es ist hier noch etwas anderes, das ich Ihnen zeigen möchte.» Er nahm das Tuch von dem zweiten Gegenstand auf dem Tisch ab, und man sah einen neuen Wachsabguß, aber diesmal den einer großen kraftvollen Männerhand, auf der die Spuren von Haar sichtbar waren und unverkennbar deutliche Fingerabdrücke.
    Constable machte große Augen. «Was ist das?» fragte er. «Wessen Hand soll das sein?»
    «Ihre», erwiderte Alexander Hero. «Und Sie sind noch quicklebendig. Die Abdrücke der Handfläche sind die von Sullivans Händen, der ungefähr eine ebenso große Hand hat wie Sie, aber die Fingerabdrücke, Professor Constable, sind Ihre. Würden Sie sie bitte einmal vergleichen?»
    Der Wissenschaftler sah Hero mit einem vernichtenden Blick an, aber dann erlosch seltsamerweise das Feuer in seinen Augen. Er legte den Abguß hin, den er in der Hand gehalten hatte, ergriff die Männerhand und betrachtete sie bestürzt. Er drehte sie um, so daß die Fingerabdrücke sichtbar waren, und hielt sie dicht neben seine. Er stand eine lange Weile so da und verglich die Abdrücke stumm.
    Triumphierendes Gelächter brach aus General Augstadts Kehle. «Ich habe ja immer gesagt, das ganze religiöse Zeug und all das Geschwafel von Geistern und dem Jenseits sei Unsinn. Wenn man tot ist, ist man tot, und dies beweist es.»
    Hero blickte jäh auf. «Was haben Sie da gesagt?»
    Jedes Wort emphatisch betonend, antwortete Augstadt:
    «Ich habe gesagt, Sie haben bewiesen, daß das Geschwafel von einem Leben nach dem Tode weiter nichts als Schwindel ist.»
    Ebenso jedes Wort betonend, sagte Hero laut und klar, so daß sogar Wiener ihn überrascht anblickte: «Ich habe nichts derlei gesagt.»
    «Was?» schrie Augstadt. «Was wollen Sie damit behaupten? Sie haben gerade gezeigt...»
    «Ich wiederhole», sagte Hero, «ich habe nichts derlei getan. Ich habe bewiesen, daß die Bessmers als Medien Betrüger und Fälscher waren, und ich habe Ihnen gezeigt, wie die Hand hergestellt worden ist. Aber ich bitte Sie, General Augstadt, und alle anderen hier, die vielleicht das gleiche denken, mir nicht Dinge anzudichten, die ich nie gesagt und nie getan habe.»
    Samuel Constable hatte aufgehört, die Hand zu betrachten, und blickte jetzt Hero mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an.
    «Bis jetzt», sagte Hero, «glaube ich, hat es noch nicht das Jota eines überzeugenden Beweises gegeben, daß es ein Leben über den Tod hinaus gibt. Aber ich darf Sie vielleicht daran erinnern, daß ebenso noch niemand den Beweis erbracht hat, daß es das nicht gibt. Ob der Geist weiterlebt oder nicht, das wird man erst in der Zukunft entdecken, und bis es soweit ist, bleibt es eine Sache des Glaubens des einzelnen.»
    Ganz ruhig fragte jetzt Professor Constable: «Ist das Ihre Meinung, junger Mann?»
    «Ja», erwiderte Alexander Hero. «Woran sollten wir sonst glauben oder — uns klammern.» Und dann fügte er hinzu: «Aber des einen, glaube ich, können wir gewiß sein: wenn jemals eine Verbindung mit dem Jenseits hergestellt wird, dann nicht mit solchen Methoden, wie sie bis jetzt angewandt worden sind, oder von der Art von Menschen, die sich damit befassen. Es wird etwas ganz Neues und anderes sein. Vielleicht vom Menschen noch nicht einmal Geträumtes, der erst begonnen hat, den Weltraum zu erforschen. Wer weiß, vielleicht wird es schließlich sogar ein

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