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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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tat es, nicht nur weil es Constables Denkmechanismus in Gang setzte, sondern auch, weil es, ihm unbewußt, seine Neugier weckte. Denn fast sein ganzes schöpferisches Leben lang war der Wissenschaftler damit beschäftigt gewesen, den Beweis für das unmöglich Scheinende zu liefern. Er konnte dem nicht widerstehen, einer weiteren Demonstration beizuwohnen, wenn es eine solche gab. Er kehrte zu seinem Stuhl zurück und setzte sich, als wäre er wieder einmal in einem Kreis von Professoren und lausche einem Vortrag. Er brauchte nicht zu sagen: Sein aggressiv gerecktes Kinn sagte mehr als Worte. Die anderen Männer im Raum entspannten sich, und ihre Gesichter bekamen wieder Farbe, Sie blickten einander nicht mehr angstvoll an.
    «Bis zu diesem Augenblick», begann Hero, «gibt es weder in unserem Archiv in London noch in dem amerikanischen einen Bericht über eine Geisterhand, einen Wachshandschuh oder Abguß irgendwelcher Art, der von einem Medium nicht in völliger Dunkelheit hergestellt worden ist. Sie werden alle zugeben, daß die Hand, die Professor Constable in seiner hält, heute abend unter den gleichen Seancebedingungen hergestellt worden ist wie die von den Bessmers hergestellte, das heißt in völliger Dunkelheit. Sie haben die Geräusche gehört, von denen Sie glaubten, es seien die einer Hand, die in dieses Gefäß mit geschmolzenem Wachs eingetaucht wurde, und das Planschen, als man sie in das kalte Wasser tat, um sie zu härten. Aber Sie haben nichts gesehen. Ich werde jetzt eine weitere Hand Mary Constables mit Fingerabdrücken herstellen, aber im Hellen.»
    Niemand rührte sich.
    Hero verschwand für einen Augenblick in dem Kabinett und kam mit einem Tablett zurück, das man ihm durch die Falltür heraufgereicht hatte und auf dem man mehrere Gegenstände sah. Es waren darunter zwei Spraybüchsen, eine Rolle Klebpflaster, der vollkommene Abguß der Hand eines jungen Mädchens, der die zarten Knochen des Handgelenks deutlich zeigte, und eine silberne, mit Wasser gefüllte Kaffeekanne. Ferner mehrere Gummihandschuhe und eine Anzahl fotografischer Vergrößerungen der Fingerabdrücke einer Hand.
    «Mr. Sullivan», sagte Hero, «würden Sie bitte die drei Zeugen hereinrufen.» Wieners Assistent kam kurz darauf mit drei Fremden zurück, die Professor Constable und Dr. Ferguson noch nie gesehen hatten. Der eine von ihnen sah wie ein Arbeiter im Sonntagsstaat aus, während die beiden anderen schäbig gekleidet waren. Der erste war ein gebeugter älterer Mann mit Brille, die anderen jünger und pfiffiger. Sie blieben verlegen neben Sullivan stehen und warteten.
    «Professor Constable hat ganz recht», sagte Hero. «Es ist unmöglich, eine Menschenhand aus einem dünnen Wachshandschuh herauszuziehen, ohne ihn zu zerbrechen. Mit Recht bezweifelt er auch, daß die Fingerabdrücke der Toten reaktiviert werden können. Dennoch scheint mir, daß es vernünftiger wäre, zu fragen, warum die Seelen oder Geister der Toten, wenn es sie überhaupt gibt, Fingerabdrücke behalten sollten. Da er selber zu ganz neuen Erkenntnissen vorgestoßen ist, müßte er mehr Respekt vor dem menschlichen Erfindergeist haben, zumal wenn es dabei darum geht, mehr als die Hälfte der zivilisierten Welt zu beherrschen. Die Herstellung der Hand Mary Constables verlangt lange und sorgfältige Vorbereitungen hinter der Bühne, die, wie bei allen gut vorgeführten Zaubertricks, von den Zuschauern weder gesehen noch auch nur geahnt werden.»
    Und er nahm eine der Spraybüchsen in die Hand und hielt sie so, daß alle sie sehen konnten. «Dies», sagte er, «ist ein neues Präparat, das die Zahnärzte benutzen und das erst seit kurzem auf dem Markt ist, ein Plastikspray für die Herstellung von Abdrücken. Es wird sofort hart und kann dann zerschnitten, durchbohrt oder — graviert werden.»
    Er deutete auf den zweiten Zerstäuber und sagte: «Dieser enthält Latex und wird zum Imprägnieren, zum Abdichten von Fugen, Isolierungen und anderen Dingen von praktischem Wert benutzt. Die lebende Hand war die des Mädchens Tina Cryder. Die Bessmers hatten sie ursprünglich angestellt, damit sie verschiedene Rollen in ihren Seancen spielte. Später wurde sie dazu überredet, ihr Tätigkeitsfeld auszudehnen.
    Sie war klein und hatte zarte Knochen. Als erstes wurden ihre Fingerspitzen mit diesem sehr feinen Heftpflaster beklebt und die übrigen Finger, die Handfläche, die Knöchel und das Handgelenk eingeölt. Die ganze Hand

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