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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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wurde dann mit Instantoplast besprüht.»
    Professor Constable hob aggressiv den Kopf, und der Ausdruck in seinem Gesicht war so, als habe er Hero bereits bei einem Fehler ertappt.
    «Das Problem, ihre Hand aus dem Wachshandschuh zu befreien, wurde sehr einfach gelöst», fuhr Hero fort. «Sie schnitten ihn vorsichtig in der Mitte auf und trennten so die beiden Hälften. Das Mädchen zog dann seine Hand heraus, und damit war ihre Arbeit beendet. Die Hälften wurden wieder zusammengefügt und die Ränder besprüht, und man konnte mit dem nächsten Schritt beginnen.
    Wir haben jetzt einen dünnen, hohlen, porzellanartigen, transparenten Abguß einer Hand, durch den man die Linien der Handfläche genau sehen kann. Aber die Fingerabdrücke sind, erinnern Sie sich, des Pflasters wegen nicht vorhanden. Ein Graveur namens Polianski machte sich nun an die Arbeit. Er war ein ehemaliger Sträfling, der wegen Herstellung von Falschgeld gesessen hatte.»
    «Ihn können Sie wohl auch nicht herbeiholen?» sagte Professor Constable bitter.
    «Sie haben recht», gab Hero in ruhigem Ton zu. «Er ist ebenfalls tot.»
    Diesmal lachte Professor Constable nicht.
    «Indem er einfach die Linien der Handfläche, die hindurchschimmerten, nachzog, übertrug der Graveur sie auf die Außenseite des Abgusses. Es ist die besondere Eigenschaft des Instantoplast, daß man es bearbeiten oder gravieren kann, ohne daß es zerbröckelt, ungefähr so wie eine Kupferplatte. Und dann stellte der Graveur nach Fotos von Mary Constables Fingerabdrücken sie an den kahlen Fingerspitzen wieder her, was für einen Mann, der daran gewöhnt ist, die verschlungenen Muster einer Banknote nachzuahmen, kein Problem darstellt.»
    «Nein, nein», rief Constable. «Unmöglich! Woher sollten sie ihre Fingerabdrücke haben? Das Kind ist eingeäschert worden!»
    «Ja, wir wissen das», sagte Hero. «Aber Sie haben vergessen, daß allen Angehörigen Ihrer Familie als Vorsichtsmaßnahme die Fingerabdrücke abgenommen worden sind.»
    «Das stimmt. Aber die Fingerabdrücke wurden in den Akten des FBI aufbewahrt.»
    «Und in den Akten der New Yorker Polizei. In einer Organisation von einigen zwanzigtausend Mann gibt es immer einen oder zwei, die unehrlich sind, und die haben für Geld die Fingerabdrücke aus den Akten genommen, sie fotografiert und dann wieder in die Akten gelegt, oder aber es hat vielleicht sogar jemand, der politisch korrupt ist, sich freiwillig bereit erklärt, das zu tun.»
    Seltsamerweise schien Professor Constable das als plausibel hinzunehmen.
    «Wir sind noch nicht in der Lage, unsere Geisterhand herzustellen», fuhr Hero fort. «Aber bald ist es soweit. Für den nächsten Schritt wurde dieser Abguß mit zwei Schichten flüssigen Latex’ besprüht, und das Ganze wurde dann in einen kleinen elektrischen Ofen geschoben und sorgfältig getrocknet, bis die Lösungsmittel verdampft waren. Und dann wurde der innere Abguß herausgezogen, so daß ein Gummihandschuh mit allen Linien, Schleifen und Kurven der Fingerabdrücke übrigblieb.»
    Hero hielt zunächst eine Büchse mit dem flüssigen Latex hoch, dann einen dünnen Gummihandschuh und sagte: «Jetzt waren sie für den letzten Schritt bereit. Ein kleiner zylindrischer Holzblock mit einem Stöpsel an dem einen Ende wurde dem Handgelenk angepaßt und hineingeschoben. Der Handschuh wurde dann mit lauwarmem Wasser gefüllt und mit dem Stöpsel verschlossen, und eine dünne Fettschicht wurde auf die Oberfläche des Gummis aufgetragen. Es war Mutter Bessmer, die die letzte Manipulation überwachte. Der mit lauwarmem Wasser gefüllte Handschuh wurde ihr natürlich von unten durch die Falltür, durch die auch ihre Materialisationen eintraten und verschwanden, heraufgereicht. Sie erinnern sich, daß sie sich auf spiritistischen Hokuspokus jeglicher Art verstand. Im Schutz der Dunkelheit tauchte sie den Gummihandschuh, der mit Wasser gefüllt war, das eine etwas niedrigere Temperatur hatte als das Wachs, in die Schüssel, bis sich eine Schicht darüber gebildet hatte.»
    Hero hielt inne und blickte Constable an. «Sie wissen das wahrscheinlich nicht, Sir, aber wir können Ihnen nachher zeigen, daß dieser ganze Raum ebenso wie das Kabinett von infraroten Lichtquellen wimmelt und daß Mutter Bessmer eine Brille mit Spezialgläsern trug, die es ihr ermöglichten, im Dunkeln zu sehen und sich frei zu bewegen. Hier ist sie.» Er griff in seine Brusttasche und holte sie heraus.
    «Als sich die Wachsschicht gebildet

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