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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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vor allem möchte ich, daß Sie einen Weg finden oder mir einen zeigen, wie man ein Duplikat von Mary Constables toter Hand mit den Fingerabdrücken unter den gleichen Bedingungen, wie es die Bessmers getan haben, herstellen könnte. Denn das, mein Lieber, ist die einzige Möglichkeit, einen Mann von Constables Natur und Intelligenz wieder zur Vernunft zu bringen.» Und dann fügte er wie zu sich selbst hinzu: «Wenn er überhaupt wieder zur Vernunft zu bringen ist.»
    «Sie legen die ganze Sache in meine Hände», sagte Hero, «ganz gleich, wer dabei draufgeht, eingeschlossen Constable?»
    «Ja», erwiderte Dr. Ferguson. «Es bleibt uns nichts anderes übrig, aber ich möchte nicht, daß Constable etwas zuleide getan wird. Ich habe keine andere Wahl, als mich auf das Vertrauen, das ich in Sie setze, zu verlassen. Doch wenn es dabei zu einem Gewissenskonflikt kommt, wird es meiner sein müssen.»
    «Ich werde es versuchen», sagte Hero.
    Dr. Ferguson nickte, ohne noch etwas zu sagen, und ging dann zu seinem Schreibtisch, um auf einen Knopf zu drücken, hielt aber inne, als er den Finger schon daraufgelegt hatte, und sagte: «Sind Sie mit der Tarnung einverstanden, die ich Ihnen vorgeschlagen habe?»
    «Ja.»
    «Sehr schön. Ich habe Ihnen die Umrisse aufgezeichnet und überlasse es Ihnen, sie nach Ihrem Belieben auszufüllen.» Er drückte auf den Summer, und die Sekretärin kam mit Charles Woodmanston herein.
    «Mein lieber Charles, ich danke Ihnen sehr, daß Sie gekommen sind.»
    «Mein lieber Frank, es ist mir eine Ehre, daß Sie mich gerufen haben.»
    Mr. Charles Woodmanston war ein unscheinbares Männchen, ebenso makel- wie geschmacklos nach einer Mode gekleidet, die schon seit einem halben Jahrhundert passé war. Er hatte Augen, die Schuhknöpfen glichen, und einen kleinen, dunklen gezwirbelten Schnurrbart, der offenbar gefärbt war, denn sein schon sehr schütteres, sorgfältig in der Mitte gescheiteltes Haar, unter dem man die rosa Kopfhaut hindurchschimmern sah, war weiß. Seine Schuhe mit cremefarbenen Gamaschen waren spitz, seine Jacke war ebenfalls cremefarben. Er trug eine breite Krawatte aus purpurroter Foulardseide, und die Schlipsnadel, die diesmal darin steckte, war keine Perle, sondern ein mit Edelsteinen besetzter Schmetterling. Und als er hereingetrippelt kam, mußte man unwillkürlich an einen Tanzmeister denken.
    Ei, ei, dachte Hero, ich kenne dich. Denn in den spiritistischen Sitzungsräumen in London war er dem englischen Gegenstück des kleinen Mannes häufig begegnet, wohlhabenden Dilettanten, die nichts zu tun hatten, um ihre Spatzenhirne zu beschäftigen. Sie waren die Täubchen, die die spiritistischen Gauner besonders gern rupften, und ebenso die Quelle der meisten Informationen, die von den angeblichen Medien gesammelt und später den erstaunten Klienten entgegengeschleudert wurden.
    «Mein Lieber.»
    «Mein Bester.»
    Dr. Ferguson und Woodmanston begackerten sich höflich wie zwei Hennen, nur daß Hero deutlich sah, daß Mr. Woodmanston ein Blödling war und Dr. Ferguson nicht.
    «Darf ich Ihnen einen Londoner Freund von mir vorstellen, lieber Charles, Peter Fairweather?»
    Woodmanston streckte eine feuchte Hand aus und sagte, er sei entzückt. Hero konterte, er sei es ebenfalls. Woodmanston erklärte, es sei schon viele Jahre her, seit er die wundervolle Stadt besucht habe, und Hero meinte, er werde sie jetzt vielleicht sehr verändert finden...
    Dr. Ferguson unterbrach das leere Geschwätz: «Peter liest über angewandte Psychologie in Cambridge.»
    «Wie interessant!» sagte Mr. Woodmanston, und Hero merkte, daß seine kleinen Augen fragend vom einen zum anderen schweiften und er den Kopf dabei wie ein Vogel auf eine Seite legte.
    «Ich habe Sie gebeten, herzukommen und Peter kennenzulernen, weil ich... weil wir Sie um einen Gefallen bitten möchten.»
    Mr. Woodmanston schwoll sichtlich an. Wie alle nutzlosen kleinen Männer gierte er nach Bedeutung. «Mein lieber Frank, Sie brauchen nur zu sagen, um was es sich handelt. Ich bin ganz Ohr.»
    Hero konnte nicht umhin, Mr. Woodmanstons Ohren zu betrachten, die ziemlich groß waren und abstanden.
    Dr. Ferguson bat die beiden, Platz zu nehmen, und sagte: «Darf ich, Peter?» Und dann zu Woodmanston: «Ich fürchte, das, was ich Ihnen jetzt berichten werde, ist für meinen Freund sehr schmerzlich.»
    Mr. Woodmanston schnalzte entsetzt mit der Zunge und sagte: «Ach, du lieber Himmel, du lieber Himmel.»
    «Mr. Fairweather», begann Dr.

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