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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Ferguson, «hat vor kurzem etwas sehr Schweres erlebt und einen sehr harten Verlust erlitten.»
    Mr. Woodmanstons Gesicht leuchtete auf, als ob plötzlich alle Lampen in dem Raum angeknipst worden wären. Dr. Ferguson fuhr mit der Geschichte fort.
    Es ging darum, daß Peter Fairweather sich vor mehr als einem Jahr mit einer seiner Studentinnen verlobt hatte, einem attraktiven Mädchen namens Ruth Lesley, und es gelang Dr. Ferguson, mit wenigen Sätzen deutlich zu machen, daß es sich dabei nicht um eine gewöhnliche Liebesaffäre, sondern auch um eine Seelengemeinschaft gehandelt hatte. Nichts hätte ihrer Heirat entgegengestanden, da Fairweather durch ein großes Vermögen unabhängig war, aber Miss Lesley hatte erst ihr Studium beenden wollen. Dennoch waren sie in allem einander so nahe, wie zwei Menschen es nur sein können. Und hier brachte es Dr. Ferguson fertig, ohne dabei die Würde seines Berichts und die elegante Wahl der Worte zu vernachlässigen und ohne es direkt auszusprechen, deutlich zu machen, wie eng sie miteinander verbunden gewesen waren. Vor sechs Wochen hatte Miss Lesley plötzlich eine Gehirnblutung erlitten und war vierundzwanzig Stunden später gestorben. Ihr Verlobter war nahe daran, den Verstand zu verlieren. Als er sich von dem schweren Schlag wieder einigermaßen erholt hatte, fand er, daß er seine Arbeit in einer Umgebung, die ihn unablässig an die Tote erinnerte, nicht fortsetzen konnte, erbat deshalb einen längeren Urlaub und fuhr in die Vereinigten Staaten, um dort Vergessen zu suchen.
    «Um Sie nicht zu lange aufzuhalten», schloß Dr. Ferguson, «Peter hat einige ungewöhnliche Erlebnisse gehabt, die ihn dazu geführt haben, sich mit mir zu beraten, sowohl in meiner Eigenschaft als Leiter unserer Gesellschaft als auch als alter Freund seines Vaters. Peter, wäre es Ihnen recht, das Weitere selber zu berichten, wenn Sie sich dazu imstande fühlen?»
    Während dieser Erzählung hatte Hero mit zwischen den Knien gefalteten Händen mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin starrend in seinem Sessel gesessen. Es dauerte wohl zwei oder drei Sekunden, bis Dr. Fergusons Worte ihn weckten, und er schien immer noch im Nebel seiner Gedanken verloren zu sein, als er sagte: «Der Traum, den ich hatte. Er war zu lebensecht. Sie war dort in dem Zimmer... Ein hochgewachsenes Mädchen und so wunderbar sanft... und sprach zu mir. Nicht wie in einem gewöhnlichen Traum, verstehen Sie, sondern als ob sie zurückgekehrt wäre.» Und er blickte sie beide mit einem Gesicht an, aus dem sein ganzes Leid sprach. «Und dann das Gefühl, daß sie irgendwo ganz in der Nähe ist... Sie konnte doch nicht einfach so verschwunden sein... So viel Liebe, so viel von ihr konnte nicht über Nacht ausgelöscht werden, ohne daß etwas zurückblieb. Wenn sie versucht, mich zu erreichen, muß ich ihr doch helfen.»
    Hero verstummte und blickte die beiden anderen an, als habe er sie gerade zum erstenmal in diesem Raum gesehen. «Verzeihen Sie», sagte er, «ich benehme mich wie ein verdammter Narr.»
    Mr. Woodmanston hatte wissende Blicke mit Dr. Ferguson gewechselt und sagte zu Fairweather: «Mein lieber Sir, aber ich bitte Sie, ich bitte Sie. Wir verstehen Sie nur allzu gut. Glauben Sie mir, es gibt eine Hilfe für Sie.» Er sah zu Dr. Ferguson hin und hob die Hand in der flehenden Gebärde der Mary Constable.
    «Weiß er davon...?»
    «Ja», erwiderte Dr. Ferguson. «Ich hoffte, ich könnte Sie vielleicht dazu bringen, ihn dort einzuführen...»
    «Aber natürlich, aber natürlich.» Der kleine Mann glühte vor Erregung. «Er muß so bald wie möglich einer Séance beiwohnen! Ich bin sicher, er wird die befriedigendsten Resultate erhalten. Ich spüre schon fast den Kontakt. Ich bin sicher, die Bessmers werden ihn zulassen. Ich werde ihn als einen Freund von Ihnen einführen.»
    Höflich sagte Dr. Ferguson: «Wenn Sie ihn als Ihren Freund einführten, mein Lieber, hätte das vielleicht noch mehr Gewicht.»
    «Ja, ja, natürlich», stimmte Woodmanston zu. «Als meinen Freund.» Er machte plötzlich ein bestürztes Gesicht. Würde Mr. Fairweather bereit sein, sich vorher mit Mr. Bessmer zu unterhalten? Die Bessmers ließen nicht gern jemanden ohne vorherige persönliche Besprechung mit ihm zu.
    Hero, der plötzlich zum Leben zu erwachen schien, sagte: «Selbstverständlich. Ich werde alles tun, was Sie sagen.» Und dann: «Können sie wirklich helfen? Werden sie, wenn sie dort ist, in der Lage sein, mich zu ihr zu

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