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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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dichten Augenbrauen schärfer musterte und irgend etwas grunzte. «Der Professor hat heute abend einen glänzenden Kontakt gehabt, einen wirklich glänzenden. Das liebe kleine Geschöpf war deutlich zu erkennen und die Stimme so klar wie je. Sie müssen uns über den Ihren berichten, Fairweather. Es kommt nicht oft vor, daß jemand in das Kabinett gerufen wird. Wir brennen darauf, etwas darüber zu hören. War dort eine Manifestation?»
    Es wurde Hero sehr schwer, wieder die Rolle von Fairweather zu spielen, und er stammelte: «Ja... Nun, ich meine, ich bin nicht sicher... Ich glaube, es war da etwas oder jemand. Es ist das erste Mal, daß ich...»
    «Es dauert immer eine Weile, bis man sich daran gewöhnt», fiel Holworthy ein, «aber Sie werden wiederkommen.»
    «Wir hoffen es. Wir hoffen es sehr», sagte Bessmer jovial, und Hero fand dieses gesellschaftliche Beisammensein immer unerträglicher.
    «Ja», stotterte er. «Darf ich?»
    «Aber natürlich. Es ist uns eine große Freude», tönte Bessmer und schlug Hero brüderlich auf die Schulter. «Mutter, Mr. Fairweather wird, solange er in New York ist, einer unserer regelmäßigen Gäste sein.»
    Hero merkte, daß Constable ihn von neuem musterte. Die Anwesenheit dieses Mannes machte ihn immer noch verlegen, wenn aus keinem anderen Grunde, dann seinetwegen; verlegen, und zugleich empfand er etwas wie tiefes Mitleid. Es war bitter, ihn in dieser Umgebung zu erleben und zu sehen, daß er tat, was man von ihm verlangte, damit das bestehen blieb, von dem er fest glaubte, es sei ein Kontakt mit seinem Kind.
    Es gelang Hero, sich ein paar Schritte von Constable zu entfernen, wenn er dadurch auch bei zwei Witwen landete, die ein wenig verstimmt waren, weil die Botschaften von ihren Männern heute abend etwas arrogant geklungen hatten. Dann schlich er sich in die Nähe der Salontür, damit er beim Aufbruch einer der ersten sein konnte, die sich davonmachten. Er versuchte, seine Ohren gegen all das ihm nur allzu bekannte Geschwätz über Ektoplasma, Sekundärsphären, Hellsehen, Astralleiber und über die magnetische Kraft der Geister zu verschließen und sich zusammenzureißen.
    Arnold Bessmer klatschte in die Hände und hob dann die Arme, um Schweigen zu gebieten. «So, meine Freunde, das wäre es. Es war ein großartiger Abend. Ich hoffe, alle sind befriedigt, und glaube, Sie werden mir darin zustimmen, daß Mutter Bessmer für morgen und Sonntag ihre Ruhe verdient hat. Wir werden uns am Montag abend zur gleichen Zeit wiedersehen. Pratt wird Ihnen beim Hinausgehen Ihre Karten geben und mit Ihnen über die Spenden sprechen. Gehen Sie am Sonntag in die Kirche und beten Sie. Gott segne Sie alle. Gute Nacht. Gute Nacht.»
    Hero war, wie er es vorgehabt hatte, der erste, der hinausging. Pratt saß an einem kleinen Tisch mit den weißen, mit Bessmers Initialen versehenen Karten. Er reichte Fairweather eine, auf der sein Name stand.
    «Was die Spende betrifft...» sagte Fairweather.
    Der stämmige Boxer blickte auf und antwortete: «Von jetzt an tausend Dollar, sagt der Boß.» Und wieder war Fairweather einfach sprachlos über die Schamlosigkeit dieser Forderung. Es gelang ihm zu stammeln: «Hm... na gut. Ich bringe das Geld am Montag mit.»

...sagt der Boss. Nun ja, manchem ist es tausend Dollar wert, einen Lebenden ins Reich der Geister zu schicken; die Rückfahrt kann nicht billiger sein. Man erhält ja Mengenrabatt, und das Fahrgeld ist trotz allem gering, bedenkt man die Reise.
    Aber wie ruft man tausend Dollar herbei? Geld verschwindet zwar mitunter geisterhaft, aber es erscheint nicht auf den Ruf wie ein Geist.

Und er wandte sich ab.
    «In bar», rief der Mann ihm nach.
    Hero sog in vollen Zügen die angenehme Nachtluft ein, aber er war immer noch erschüttert über das, was er erlebt hatte, und die ungeheuerliche Frechheit dieses Paars. Er war weder ein Jota weitergekommen bei dem Versuch, zu entdecken, wer hinter dem Gehirn oder dem Körper Mary Constables steckte, noch wer oder was ihre Hand gemacht hatte oder wie. Er stieg die Treppe hinunter, und in seiner geistigen Verwirrung ging er statt nach Osten — wo er nach ein paar Schritten die breite Avenue, die am Park entlangführte, erreicht hätte und ein Taxi hätte finden können, das ihn in sein Hotel zurückbrachte — nach rechts, die 91. Street hinunter, an den Reihen stummer, altmodischer Sandsteinhäuser vorüber, die genauso aussahen wie das, was er eben verlassen hatte, zum Broadway. Er hatte die Hände

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