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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Plötzlichkeit gingen alle Lampen an und blendeten die Augen. Und zugleich fielen die aus Vorhängen bestehenden Wände des Kabinetts zu Boden. Man sah den Tisch mit den noch daraufliegenden Instrumenten und die an ihren Stuhl gefesselte Mutter Bessmer. Ihr Kopf war nach hinten gesunken, ihr Gesicht leicht gerötet, ihre Zunge ragte aus dem Mund, und sie hatte die Augen so verdreht, daß nur noch das Weiße zu sehen war. Sie wirkte halb erwürgt, halb erdrosselt. Niemand anders war in der Nähe, und es schien dort auch nichts vorhanden zu sein, durch das jemand hätte verschwinden können.
    «Das ist alles», sagte Bessmer. «Die Kraft hat sie verlassen. Binden Sie sie los. Wasser, Pratt.»
    Woodmanston eilte hinzu, um ihre Fesseln zu lösen. Bessmer hielt ihren Kopf hoch, als Pratt mit einem Glas Wasser erschien. Und Mutter Bessmer kam mit einem «Wo bin ich?» zu sich.
    Alexander Hero versuchte, seine kühle Vernunft zurückzugewinnen. Die Séance war beendet.
    Es verlangte ihn hinaus. Er brauchte frische Luft. Und vor allem wollte er aus diesem Raum weg, und weg nicht nur von den Bess-mers, sondern auch von diesen Leuten, die jetzt, dessen war er sicher, über sein Erlebnis schwafeln, ihn darüber befragen und bestimmt das zerstören würden, was an seltsamer Schönheit und Erregung davon noch in ihm war. Er hatte auch das Gefühl, daß er im Augenblick Constable nicht würde in die Augen sehen können, und hoffte, er sei schnell gegangen oder er selber könne sich rasch drücken, auch wenn es zu seinem Auftrag gehörte, mehr über ihn zu erfahren. Jetzt, da das Licht brannte, mußte der Mann verlegen sein.
    In dem allgemeinen Durcheinander glaubte Hero, sich leise davonschleichen zu können, zumal da eine bewundernde Gruppe sich um Mutter Bessmers grimmige Gestalt zu scharen begann, die sich das Gesicht mit einem Taschentuch abwischte. Der allgegenwärtige Pratt hatte bereits die Requisiten entfernt und die Vorhänge des Kabinetts zusammengelegt, und es war wieder ein ganz gewöhnliches Zimmer und trotzdem widerlich. Die Schiebetür zwischen dem Séanceraum und dem Salon war geöffnet. Hero wußte, daß er sich eigentlich die Stelle genauer hätte betrachten müssen, wo das Kabinett gewesen war, nach Möglichkeiten des Entschlüpfens, Paneelen, die sich zur Seite schieben ließen, oder Falltüren hätte ausspähen müssen, aber er dachte, das werde er das nächste Mal tun. Er ging unbehindert auf die Tür zu.
    Aber er erreichte sie nicht, denn eine neue Prüfung wartete auf ihn.
    «He, Freund Fairweather», rief Bessmer. «Nicht so schnell. Ich habe wohl vergessen, Sie über den Brauch hier zu unterrichten. Es werden jetzt Erfrischungen gereicht. Kommen Sie her und lassen Sie sich’s wohl sein.»
    Und tatsächlich hatte Pratt ein paar Tabletts mit gräßlich aussehendem Fruchtpunsch, Sandwiches und grellbunten Petits fours bereitgestellt. Die Anwesenden bedienten sich bereits und standen mit dem Glas in der einen und dem Sandwich in der anderen Hand kauend und plaudernd da, als ob sie nicht erst noch vor fünf Minuten selber an die Verbindung mit dem Jenseits geglaubt hätten.
    Aber das schlimmste war, Professor Constable war unter ihnen, balancierte ein Glas Punsch und ein Sandwich. Mutter Bessmer langte ebenfalls kräftig zu, und Hero hörte sie sagen: «Wenn die Kraft mich verläßt, werde ich immer entsetzlich hungrig.»
    Es war nur allzu klar, welchem Zweck dieses Beisammensein dienen sollte. Entspannt durch den gesellschaftlichen Kontakt und geschmeichelt darüber, daß sie bleiben und mit den Bessmers sozusagen auf gleichem Fuß verkehren durften, vergaßen die Teilnehmer auf der Hut zu sein und plauderten unbewußt Weiteres über sich selbst, ihre Familien oder ihre Probleme aus, was bei der nächsten Séance benutzt und als Botschaft verkündet werden würde, damit das Paar sie nur noch fester in der Hand hatte. Daß jemand wie Constable sich dazu hergab und blieb, tat er bestimmt nur aus der Angst, die Bessmers zu kränken, wenn er ginge. Und Hero sagte sich, daß Constable bei solcher Art «Party», weil er noch innerlich aufgewühlt war, jene Dinge verraten würde, von denen er überzeugt war, daß sie ein Geheimnis zwischen ihm und seiner Tochter waren. Es mochte sogar ein fast unbewußter Impuls sein, der ihn dazu trieb.
    «Kennen Sie Professor Constable schon, mein lieber Fairweather?» fragte Charles Woodmanston und stellte die beiden einander vor, wobei Constable ihn lediglich unter seinen

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