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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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gebracht, denn trotz ihres guten Aussehens hatte sie nie die Geduld gehabt, hart zu arbeiten und zu trainieren. Ihre natürliche Schönheit und Anmut, gepaart mit einer gewissen Trägheit, hatten sie dafür verdorben, und irgendwie konnte sie über die Rampe hinweg oder durch die Kameralinsen hindurch keine Wirkung erzielen. Die Regisseure merkten das entweder beim Vorsprechen, oder kurz nachdem die Proben begonnen hatten, und sie wurde dann durch eine andere ersetzt.
    Ihre kleine Nase nahm mißvergnügt wahr, während sie an diesem gleichen Samstagnachmittag westwärts über die Eleventh Avenue zur Twelfth Avenue und zum Fluß ging, daß die Gegend hier immer schäbiger wurde und immer mehr nach Abfall, Chemikalien und Gaswerken stank. Aus dieser Umgebung herauszukommen, kämpfte sie schon so lange, und sie war zu dem Schluß gelangt, daß Geld das einzige war, was ihr dazu verhelfen konnte. Die gesellschaftlichen Möglichkeiten der Tochter eines Mannes, der mit Stinkbomben, Juckpulver und dem Trick, Oblaten in Wein zu verwandeln, handelte, waren nicht gerade glänzend.
    Die Gegend zwischen Twelfth Avenue und 29. Street war ein jämmerlich heruntergekommenes Hafenviertel, parallel zum North River, und an den Pieren dort lagen Bananenfrachter und kleine Küstendampfer. Die hochgelegene Westside Autostraße verdeckte den Himmel. Darunter sah man Lastwagen und Motorkarren, und auf der westlichen Seite den Docks gegenüber standen schäbige hundert Jahre alte Ziegelhäuser, die als Lagerhäuser dienten, und in einigen waren Trödlerläden und kleine Fabriken.
    Die Südwestecke nahm einer der wenigen Pferdeställe ein, die es noch in New York gab, da von Pferden gezogene Vehikel fast völlig aus dem Straßenbild verschwunden waren. Ein paar Bierwagen und kleine Lastwagen wurden noch von Pferden gezogen und ebenso die Lieferwagen einer berühmten Schokoladenfirma, die aus snobistischen Gründen noch Pferde benutzte.
    Der Eingang zu dem Stall und den Lagerräumen befand sich in der Twelfth Avenue, aber das Büro der Gebrüder Rafferty in der 29. Street. Es war von Kohlenrauch und Staub schmutzig. Die Fenster und Türen hatten Mattglasscheiben, und die Beschriftung darauf: «Gebrüder Rafferty, Vermietung von Pferden», war fast ausgelöscht.
    Tina war nervös. Sie war schon mehrmals dort gewesen, aber jedesmal hatte man sie gerufen. Dies war ihr erster Besuch aus eigener Initiative, und sie war sich nicht ganz sicher, wie man sie empfangen würde. Man hatte ihr immer eingeschärft: «Versuchen Sie nicht, sich mit uns in Verbindung zu setzen; wenn wir Sie brauchen, lassen wir Sie holen.»
    Sie ging hinein. Der Mann, den sie nur als Mike kannte, saß an seinem Schreibtisch hinter einem Holzgitter mit einer Schwingtür darin. Der Schreibtisch war mit Papieren bedeckt, aber er las in einem Paperbackroman mit schmutzigem Umschlag. An den Wänden hingen mit Fliegendreck beschmutzte Kalender mit bunten Bildern von Schiffen darauf, die von den Schiffahrtsgesellschaften verteilt wurden. Er war dünn und ungepflegt und trug einen steifen Hut auf dem Hinterkopf, ein Hemd ohne Kragen, eine aufgeknöpfte Jacke, und hinter seinem einen Ohr steckte ein Bleistift.
    Er blickte feindselig und argwöhnisch zu ihr auf, als sie die Tür hinter sich schloß, ließ sich aber nicht anmerken, daß er sie erkannte.
    «Ist Mr. Kelly da?» fragte Tina.
    «Nein.»
    «Wird er noch kommen?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Ich möchte... ich muß Mr. Kelly sprechen.»
    «Wirklich?»
    Wenn man Tinas Wünsche durchkreuzte, wurde sie immer dunkelrot und verlor ihre gute Stimmung. «Ich muß ihn sprechen», sagte sie noch einmal «Sagen Sie ihm, es sei wichtig.»
    «Sie müssen ihn sprechen», echote Mike, und dann sagte er: «Bleiben Sie auf dem Teppich, Schwester. Machen Sie einen Spaziergang und kommen Sie in einer Stunde wieder. Vielleicht ist er dann hier.»
    Eine lange Stunde wanderte sie durch die laute Straße am Wasser, blickte in die Fenster von Läden, in denen es jegliches Zubehör für Schiffe gab, Cafés und Büros obskurer Handels- und Speditionsfirmen. Alle diese Vorsichtsmaßnahmen erschienen ihr so kindisch. Dennoch wußten die Leute, für die sie arbeitete, wahrscheinlich, was sie taten, und wollten unter anderem sicher sein, daß ihr niemand nachgegangen war. Nach einer Stunde, die sie noch um zwei bis drei Minuten ausdehnte, kehrte sie in das Büro zurück. Mr. Kelly war dort.
    Er hätte Bajdingian oder Tewfik, Marasupolus oder Cadagno

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