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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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mit den Russen? Warum hatte man Hero nicht schon früher gerufen, als noch Zeit gewesen war, alles in Ruhe auszukundschaften?
    Der Zug fuhr in den Grand-Central-Bahnhof ein. Es blieb Hero bis zum Abend noch Zeit für weitere Nachforschungen. Statt in sein Hotel zurückzukehren, ging er zu der Bibliothek hinüber, um die amerikanische Bibliographie des Themas Fingerabdrücke durchzusehen.
    Die Katalog- und Leseräume der New Yorker Öffentlichen Bibliothek waren sogar noch eindrucksvoller als die des Britischen Museums. Es schienen dort allein mehr als hundert Karteikarten von Büchern über Fingerabdrücke zu sein und noch viel mehr mit Hinweisen auf andere. Hero suchte acht aus, und als er seine Zettel an dem Tisch im Hauptlesesaal abgab, bekam er eine Nummer und beobachtete dann, wie auf zwei riesigen Tafeln, als arbeite dort ein riesiger Elektronenautomat, rote Nummern aufblitzten. Als die seine erschien, nahm er seine Bücher in Empfang und zog sich zu einem der Lesetische zurück, um sie zu studieren.
    Er fand wenig Neues darin außer Einzelheiten über eine Methode, mittels derer Verbrecher Fingerabdrücke von jemand anderem als ihnen selbst auf Substanzen wie Glas oder Holz hatten übertragen können, wodurch sie sich ein falsches Alibi beschafften und Unschuldige verdächtigten. Er erfuhr eine Menge über das Vernichten oder Verändern der Fingerabdrücke von Lebenden, aber nichts über ihr Wiedererstehen bei Toten. Er klappte die Bücher zu, betrachtete sie 1 mit düsterer Miene und fragte sich, mit welcher Niederlage sein | erster amerikanischer Auftrag enden würde.
    Plötzlich kam ihm der Gedanke, sich den Text der Tafeln König Shamshi Adads, die Dr. Ferguson erwähnt hatte, zu bestellen.
    Er ging an den Katalogschrank, sah unter von Schweringen nach, ] fand ihn dort verzeichnet, schrieb den Titel auf einen Zettel und gab j ihn ab. Er mußte fünfzehn Minuten warten, bis seine Nummer auf der Tafel aufleuchtete. Der Bibliothekar reichte ihm ein schmales j Buch in neutralem Einband. Hero ging mit ihm zu seinem Tisch. ; Wie man es ihm gesagt hatte, war es tatsächlich ein tolles Buch. Auf einer Reihe von Tafeln hatte jemand vor dreitausend Jahren die Konkubinen des Königs verzeichnet und außerdem in allen Einzelheiten geschildert, wie er sich mit ihnen vergnügt hatte. Moderne pornographische Werke waren dagegen reinste Kindermärchen.
    Er hörte neben sich eine Stimme flüstern: «Süffig, was?» Verblüfft blickte Hero auf und sah, daß Dr. Ferguson neben ihm saß. «Lassen Sie sich nicht stören. Es wird noch besser, wenn der alte Kerl ein bißchen in Ekstase gerät.» Und dann fügte er unschuldig hinzu: «Haben Sie mich oder Shamshi gesucht?»
    Hero unterdrückte ein Lächeln. Ehrlich gesagt, er hatte nicht geglaubt, daß Dr. Ferguson noch so spät an einem Samstagnachmittag arbeiten würde. Zugleich war er aber froh, ihn zu sehen; es war ihm aber auch ein angenehmes Gefühl, daß der Beweis für seine Nachforschungen zur Hand war und daß Dr. Ferguson fragend die Werke über das Thema Fingerabdrücke beäugte, die er sich hatte kommen lassen.
    Dr. Ferguson deutete mit dem Kopf auf diese Bücher und sagte mit der in dem Lesesaal gebotenen leisen Stimme: «Gerade die Fingerabdrücke machen es so fragwürdig, daß es sich um eine echte Wiederkehr handeln könnte, nicht wahr? Aber daran haben Sie natürlich schon gedacht. Fingerabdrücke setzen Hautzellen voraus. Man wird weiter behaupten, der Körper sei unsterblich, und das ist er eben nicht.» Dann fügte er hinzu: «Ich habe von Wiener gehört, daß Sie meinen Freund Constable besucht haben.»
    Hero nickte, entschloß sich aber, nichts weiter darüber zu sagen. Statt dessen fragte er: «Kennen Sie einen Mann namens Paul Cryder?»
    Dr. Ferguson setzte den an dem schwarzen Band um seinen Hals hängenden Kneifer auf die Nase und blickte Hero durch ihn an, fast als wäre er ein interessantes Exemplar einer besonderen Gattung. «Der Lieferant der Zauberer?» Es gab offenbar nichts, worüber Dr. Ferguson nicht informiert war oder etwas wußte. «Mein Lieber, wie klug von Ihnen, daß Sie an ihn gedacht haben! Ich hätte das schon längst tun müssen. Ich glaube gehört zu haben, er habe eine Tochter, die nicht zu verachten sei.»
    «Ich glaube, er weiß, wie man einen solchen Wachshandschuh macht», sagte Hero.
    Dr. Ferguson stieß einen tiefen Seufzer aus. «Ach! Das vereinfacht das Problem.»
    «Leider nicht», erwiderte Hero. «Er verrät das Geheimnis

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