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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Drohungen!
    «Seien Sie nicht blöde», rief Tina. «Warum, glauben Sie, bin ich hergekommen und habe es Ihnen gesagt? Ich will es herausbekommen. Aber sie sagte Mr. Kelly nichts von alldem, was sie außerdem noch von Fairweather-Hero erfahren wollte, wieviel Kraft und Befriedigung für sie in seiner Umarmung liegen konnte. Doch wenn etwas schiefging, dann hatte sie ihn bereits verpfiffen. In der heutigen Welt war es am sichersten, auf zwei Hochzeiten zu tanzen.
    «Halten Sie sich für schlau genug?»
    «Ich bin eine Frau.»
    Mr. Kelly lachte spöttisch und fragte: «Wann sollen Sie ihn wieder küssen?»
    «In der nächsten Séance, am Montagabend.»
    Mr. Kelly dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: «Na gut. Sehen Sie zu, ob Sie ihn ausquetschen können. Wenn Sie von uns nichts hören, kommen Sie am Montag vormittag um zehn Uhr dreißig und berichten uns. Sie haben Ihre Instruktionen hinsichtlich der anderen Sache. So, und nun verschwinden Sie. Gehen Sie durch die Stalltür hinaus und dann die Twelfth Avenue bis zur 27. Street hinunter, von dort ostwärts, und in der Eleventh Avenue steigen Sie in ein Taxi. Einer von uns wird aufpassen, daß Ihnen niemand nachgeht.»
    Tina sprang aus dem Lieferwagen und schloß die Tür hinter sich. Durch die Scheibe konnte sie das harte Funkeln in Mr. Kellys Augen sehen. Sie wandte sich ab, und zum erstenmal hatte sie ein wenig Angst vor ihm und wünschte, sie wäre nicht gekommen, sondern hätte sich erst mit dem Engländer getroffen. Als sie die Tür erreichte, zischte Kelly hinter ihr her: «Und machen Sie keine Dummheiten! Wir beobachten Sie!»

    Als Jane Constable von einer Theateraufführung, die sie mit Freunden angesehen hatte, nach Hause kam, blickte sie in das Arbeitszimmer ihres Mannes hinein. Es war fast ein Uhr morgens, denn sie hatten nach der Vorstellung noch in einem Restaurant zu Abend gegessen. Sie war eine hochgewachsene, elegante, vornehme Frau, die mit ihrer hohen intelligenten Stirn, ihren regelmäßigen Zügen und ihren schönen, ruhigen Augen immer noch hübsch wirkte. Seit einiger Zeit hatte sie resigniert und sich mit der Rolle der Witwe eines Wissenschaftlers abgefunden, da ihr Mann unter dem Vorwand, daß er an dem Projekt arbeiten müsse, das gesellschaftliche Leben, das sie beide so sehr zusammen genossen hatten und das sie, weil sie den gleichen Geschmack in kulturellen Dingen hatten, sich einander immer so nahe hatte fühlen lassen, vernachlässigt hatte. Dennoch hatte Jane Constable ein unbehagliches Gefühl, denn sie merkte nur allzu deutlich, daß nicht nur die Arbeit der Grund war und daß seit dem Tode ihrer Tochter sich ihr Mann mehr und mehr von ihr zurückzog. Statt daß ihr Kummer sie einander noch näher brachte, war es fast, als sei der Geist ihres toten Kindes auferstanden, um sie zu trennen. Jane Constable hatte sich immer ihrem Ehemann, seiner Arbeit, seiner Lebensweise gefügt. Schon als sie ihn heiratete, hatte sie gewußt, daß er der Beherrschende sein würde, und war dessen zufrieden gewesen, aber in dieser einen großen Meinungsverschiedenheit zwischen ihnen war sie nicht bereit, nachzugeben. Etwas in ihr, dieser letzte, intime, streng gehütete Teil ihres Selbst, der nie geopfert werden durfte, verbot es.
    Sie blieb in der Tür des Arbeitszimmers stehen. «Du bist immer noch auf, Sam?»
    Er hörte ihre Worte nicht, und sie sah dann, daß er neben dem Glaskasten stand und auf die Wachshand hinunterblickte, die sie so haßte, und ganz darin aufzugehen schien.
    Wie immer erfüllte sie das mit einem Gefühl des Ekels und Protestes, das sich diesmal seltsamerweise in einer Sentenz in ihrem Inneren kundtat, obwohl es ihr war, als flüstere sie ihr eine Stimme ins Ohr: «Du sollst nicht Götzenbilder anbeten.»
    Constable erwachte aus seiner Träumerei und sah seine Frau. Er blickte über die Kluft hinweg, die sie trennte. Sie wirkte sehr elegant in ihrem Abendkleid und Pelz. Ihr Haar war noch kaum ergraut, und ihre innere Ruhe spiegelte sich deutlich in ihrem Verhalten. All sein Elend, seine Zweifel und Seelenqualen entluden sich in einer plötzlichen Wut auf sie. Er hob seinen Löwenkopf, reckte sein energisches Kinn, und seine Augen funkelten. Mit rauher Stimme sagte er: «Jane, ich möchte mit dir sprechen.»
    Seine Frau kam in das Arbeitszimmer herein, fühlte sich aber irgendwie unfähig, die unsichtbare Demarkationslinie zu überschreiten, wodurch sie an seine Seite getreten wäre, und so blieb statt dessen die Hand in dem

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