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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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dort herum und gab vor, jemand zu sein, der er nicht war, wenn man ihn nicht dafür bezahlte? Es war sein Pech, daß er neulich nachmittags in ihres Vaters Laden gekommen war. Und es war ihr Glück.
    Kümmere dich als erstes um Nummer eins, um die kleine Tina. Du brauchtest nur die Zeitungen zu lesen, um zu wissen, was dir passieren könnte. Leute verschwinden, Leute werden erschossen, bedeutende Männer oder Flüchtlinge werden plötzlich von einem Herzschlag getroffen, auf Treppen oder in den Straßen tot gefunden. Bewirkte das, was der Ring enthielt, einen Herzanfall? Peter Fairweather, der in Amerika zu Besuch weilende Engländer, starb im Kabinett eines Mediums an der Aufregung über die Begegnung mit seiner toten Braut. Und ihr ganzes Leben lang würde sie einen Mord auf dem Gewissen haben.
    Was würde geschehen? Würde er aufschreien, sich wehren, versuchen zu entkommen? Oder würde er gar nichts fühlen und plötzlich im Dunkeln zu Boden gleiten und vielleicht sogar sie mit sich hinunterziehen? Wenn er tot wäre, versuchte sie sich einzureden, hätte O’Brien ihn getötet und nicht sie. Das würde sie jedoch nicht von der Schuld reinwaschen, und sie preßte ihre Hände an die Schläfen und schloß die Augen, um das Schreckliche nicht vor sich zu sehen. Jemand berührte sie, und sie stieß einen Schrei aus. Es war der schmuddelige Mann mit dem steifen Hut aus dem Büro vom, der als Mike bekannt war. «O.K.», sagte er. «Sie können jetzt gehen. Gehen Sie durch die Seitentür und dann zur Nineth Avenue hinüber. Von dort fahren Sie mit dem Bus zur 14. Street und steigen da in den zur Third Avenue fahrenden um. Wenn unser Mann Ihnen dort sagt, daß alles in Ordnung ist, können Sie ein Taxi nehmen.»
    Er kehrte in das Büro zurück. Tina stieg aus dem Lieferwagen, schlüpfte durch die Seitentür und sah, wie der Mann, der gewöhnlich ihr zu ihrem Schutz folgte, es auch jetzt tat. Sie war vom Denken und all den Sorgen wie betäubt. Während sie dahineilte, schlug ihre Handtasche gegen ihr Knie, und ihr wurde übel, als sie sich erinnerte, was darin war.

Fünfzehntes Kapitel

    «Was soll ich genau tun?» fragte Saul Wiener Hero. Sie fuhren zusammen in nördlicher Richtung zu dem Hause der Bessmers, wo sie an der Montagseance teilnehmen wollten.
    «Nervös?» fragte Hero.
    «Ehrlich gesagt, ja.»
    Hero fand seine Ehrlichkeit sympathisch. Andererseits war Saul Wieners Verhalten ihm und seiner Arbeit gegenüber bis jetzt nicht gerade schmeichelhaft gewesen.
    «Das ist nur verständlich», sagte Hero. «Mir geht es jedenfalls immer so. Ein primitiver Atavismus. Alles findet im Dunkel statt, und als ich ein kleiner Junge war, fürchtete ich mich vor dem Dunkel.»
    «Ich glaube, ich auch.»
    «Sie werden ein Glied in der Kette der Teilnehmer bilden», sagte Hero. «Ich weiß nicht, wo man Sie wird Platz nehmen lassen. Ich bin jetzt der blonde junge Mann — auf Ihre Kosten — und sitze zu Bessmers Rechter, und auf der anderen Seite sitzt Woodmanston. Sie werden wahrscheinlich neben Woodmanston sitzen. Wenn ich Sie wäre, würde ich nicht versuchen, die Hände loszulassen. Das erfordert Übung.»
    «Die Hände loslassen?»
    «Die Kette brechen, damit Sie umhergehen können. Aber das verlangt einen Experten. Die Medien tun es die ganze Zeit, wenn sie dort bei den Teilnehmern sind. Wenn das Medium eine Hand loslassen möchte, hält er oder sie einfach zwei Hände mit der verbleibenden fest. Wenn es ganz aus dem Kreis verschwinden möchte, legt es einfach die beiden Hände zu seiner Rechten und Linken ineinander. Wenn mittels Zehe und Hacke gleichzeitig eine Fußkontrolle versucht wird, entsteht der Eindruck, es seien zwei Füße, wo in Wirklichkeit nur einer ist.»
    «Du lieber Gott», sagte Wiener.
    «Aber ich möchte nicht, daß Sie herumgehen», sagte Hero, «oder zu diesem Zweck die Kette brechen. Sie haben versprochen, niemanden zu verhaften. Sie sollen alles beobachten, und dafür werden Sie Ihren kühlen Kopf und Ihre ganze Konzentrationskraft brauchen.»
    «Ich werde es versuchen, Herr Lehrer», sagte Wiener. Aber in der Bemerkung klangen kaum Sarkasmus und Spott mit. Er hatte den Ausdruck Lehrer benutzt, doch Hero spürte, er hätte die abfälligere Bemerkung Junior oder Grünschnabel vorgezogen.
    «Hören Sie», sagte Hero, «ich möchte Ihnen jetzt etwas zitieren. Es ist aus einem Buch mit dem Titel , das jemand namens Cannell geschrieben hat, und ich erinnere mich deshalb daran,

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