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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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etwas.»
    «Nun und?» Constable fragte das so ungestüm, daß es die Kabel erschüttert haben mußte.
    «Sie sagte: »
    «Und weiter?»
    Alexander Hero spielte einen Mann am Rande des Wahnsinns, auf den der Theaterverein in Cambridge stolz gewesen wäre. Seine Stimme erhob sich fast zu einem weiblichen Klagen, als er sagte: «Ich weiß es nicht. Ich konnte es nicht verstehen. Es herrschte ein Durcheinander. Ruth war für einen Augenblick dort, und dann waren sie beide verschwunden, und es war niemand mehr da. Mir wurde übel. Vielleicht bin ich sogar eine Weile ohnmächtig gewesen. Ich wußte nicht, wie spät es war, als ich Sie anrief. Aber ich mußte es Ihnen berichten und Sie darauf hinweisen, daß vielleicht, wenn ich zu Ihnen käme und wir es zusammen versuchten, sie...»
    Professor Constables Stimme brannte jetzt vor Begierde. «Ja, ja, natürlich», sagte er. «Vergeuden Sie keine Zeit. Steigen Sie in ein Taxi und kommen Sie her. Ich erwarte Sie.»
    Peter Fairweather stammelte, und er schien den Tränen nahe zu sein: «Ich kann jetzt nicht. Ich bin mit den Nerven völlig fertig. Sie ahnen gar nicht, wie das ist, wenn Sie es nicht selber schon durchgemacht haben. Es ist erschreckend, und es ist erhaben. Heute abend habe ich nicht mehr die Kraft dazu. Ich bin völlig kaputt. Vielleicht morgen.»
    «Nun gut, dann morgen. Kommen Sie morgen. Am Vormittag?»
    «Ja, am Vormittag.» Fairweather ließ über sich bestimmen.
    «Sagen wir um neun? Sind Sie ein Frühaufsteher?»
    «Um neun. Ich werde um neun Uhr bei Ihnen sein.»
    Constables Stimme wurde gebieterisch. «Pünktlich», befahl er.
    Wie hypnotisiert wiederholte Fairweather: «Pünktlich um neun, Sir.» Und Constable hängte ein.
    Hero wischte sich den Schweiß von der Stirn. Was auch sonst geschehen mochte, Professor Constable lag für heute nacht auf Eis.
    Hero sah auf seine Uhr. Er brauchte dringend einen Schnaps, nahm den Telefonhörer ab und verlangte den Zimmerkellner. Die Telefonistin sagte: «Das Restaurant ist geschlossen, Mr. Hero. Aber wenn Sie wollen, kann der Page etwas für Sie holen.»
    «Nein, nein, das ist nicht nötig.»
    «Soll ich es noch einmal mit der Worth-Nummer versuchen?»
    Hero blickte auf den Block neben dem Telefon, auf den er geschrieben hatte: «Tina Cryder, Worth 21397.»
    «Ja», sagte er.
    Das Telefon läutete unaufhörlich, ohne daß sich jemand meldete, und Hero wurde von neuem übel, als die Telefonistin sagte: «Es meldet sich immer noch niemand.»
    «Danke», antwortete er. «Wir werden es dann morgen noch einmal versuchen. Ich möchte bis acht nicht gestört werden.»
    Warum meldete sich dort niemand? Sie konnten am Sonntag den ganzen Tag aus sein, aber an einem Werktag mußte Cryder in seinem Laden bleiben. Bestimmt gab es außer dem Telefon im Laden noch einen oder zwei Nebenanschlüsse in der Wohnung. Es war kurz vor zwei Uhr morgens. Er hatte Wiener gesagt, binnen vierundzwanzig Stunden werde er das Problem lösen.
    Er war immer noch davon überzeugt, daß die Cryders den Schlüssel für die Lösung besaßen. Wenn das der Fall war, dann mußte er zu ihnen gehen. Er suchte in seinem Koffer nach seinen Dietrichen, einem Duplikat eines Satzes, der für den inzwischen verstorbenen Harry Houdini angefertigt worden war und von denen fünf fast jedes gewöhnliche Schloß öffnen konnten. Er ergriff sein «Nachtsehgerät», Handschuhe und eine kleine elektrische Taschenlampe, zog seine Jacke an und verließ das Zimmer.
    Zu dieser Nachtzeit würde man wahrscheinlich mit einem Taxi ebenso schnell dorthin kommen wie mit der Untergrundbahn. Aber Taxis bedeuteten Fahrer, und die konnten dann später als Zeugen auftreten. Er wußte nicht, was er in Paul Cryders Laden finden würde, aber wenn er sich gewaltsam Zutritt verschaffen mußte, war er bereit, es zu riskieren, würde jedoch darauf bedacht sein, keine Spur zu hinterlassen. Er lächelte vor sich hin bei dem Gedanken, daß Wiener es wahrscheinlich billigen würde. Er handelte bereits viel zu sehr wie der Polizeibeamte, der nicht zu sein er immer betont hatte. Er ging schnell das Stück bis zum Grand Central hinauf, stieg die Treppe hinunter zur Untergrundbahn und bekam einen Zug, der zur Wall Street fuhr.
    Die Toten schliefen still und friedlich auf dem Trinity-Kirchhof, dachte Hero, denn zu dieser späten Stunde wirkte der ganze untere Broadway selber wie ein Friedhof. Er war so leer wie eine Bühne, nachdem die Schauspieler gegangen sind, und Heros

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