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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Operation Fingerhut ist die Anwendung und Entwicklung einer kürzlich von Professor Constable auf gestellten und zum Teil durch vorhergehende Laboratoriumstests bestätigte Theorie durch das Verteidigungsministerium der Regierung der Vereinigten Staaten. Der Präsident der Vereinigten Staaten selber hat ihr Nr. Eins-Priorität gegeben.»
    Nun, dachte Hero, jetzt wußte man, was die höchste Ebene war.
    «General Augstadt hier», sagte Dr. Ferguson, «leitet die Operation Fingerhut, die, wie ich hinzufügen möchte, top secret ist, und zwar in so hohem Maße, daß nicht einmal in diesem kleinen Kreis darüber gesprochen werden darf. Habe ich recht, General?»
    Herausfordernd antwortete Augstadt: «Das kann man wohl sagen», und wieder einmal sah er alle am Tisch mit seinem vernichtenden Blick an, aber besonders Hero. Wenn dieser geneigt gewesen war, sich darüber zu wundern, wie ein Projekt von solcher Bedeutung in die Hände eines Handlangers kam, wie es der General war, jetzt tat er es nicht mehr. Denn es schien ihm, dies war vielleicht gerade der richtige Mann dafür. Die Wissenschaftler und Experten würden mit ihrer Arbeit fortfahren, aber was immer auch Operation Fingerhut war, dieser an einen Teutonen erinnernde Leuteschinder würde alle auf Vordermann bringen, und alles, was sich ihm in den Weg stellte, würde nicht gerade sanft angefaßt werden.
    «Dann genügt es also», fuhr Dr. Ferguson fort, «darauf hinzuweisen, daß Professor Constable eng mit General Augstadt und dem Verteidigungsministerium an dem Projekt zusammengearbeitet hat. Er hat jedoch darauf bestanden, in New York City zu bleiben und seine Experimente in seinem eigenen Laboratorium an der Columbia-Universität fortzusetzen. Ich möchte hinzufügen» — und ein merkwürdig unschuldiger Ausdruck trat in seine milden blauen Augen —, «daß, während das Verteidigungsministerium ebenso wie das FBI Constables Laboratorium hinsichtlich der Sicherheit nahezu undurchlässig gemacht hat, Professor Constable, wie Sie sich vorstellen können, so etwas wie ein Problemkind war und ist.»
    Das Nicken und die Mienen der an dem Tisch Sitzenden und dazu das hörbare Brummen Wieners bezeugten, daß dies wahrscheinlich die Untertreibung des Jahres war.
    Hero ging der Gedanke durch den Kopf: Bei dem allem geht es nur um die militärische Sicherheit. Warum, zum Teufel, haben sie mich herkommen lassen?
    Dann ergriff Wiener das Wort. «Ich glaube», sagte er, «es ist nur fair, ehe wir weitersprechen, darauf hinzuweisen, daß, als Professor Constable sich bereit erklärte, sich an der Operation Fingerhut zu beteiligen, seine Vergangenheit, sein Vorleben, seine Gewohnheiten, sein Umgang und seine Freunde von meiner Abteilung gründlich durchleuchtet worden sind, und es hat sich dabei nicht das Geringste ergeben, das gegen ihn spräche.» Und dann fügte er auf einen fragenden Blick, den Hero ihm zuwarf, hinzu, wobei er seine dünnen Lippen leicht verzog, was man als ein Lächeln hätte deuten können: «Er hat keinerlei Verbindung mit den Extremen beider Flügel.»
    «Das stimmt», sagte Dr. Ferguson. «Ich glaube darum, mich nicht zu irren, wenn ich sage, daß seine Mitarbeit, die vor mehr als einem Jahr begann, seitdem nicht unterbrochen worden ist, obwohl Constable drei Monate, nachdem er an dem Projekt zu arbeiten begonnen hatte, von einem schweren Schicksalsschlag getroffen wurde. Es stellte sich heraus, daß seine einzige, damals zehnjährige Tochter an Leukämie litt, und sie ist kurz danach gestorben.» Er griff wieder in die Akte, nahm ein zweites Foto heraus und reichte es Hero. «Dies ist ein Bild von Mary Constable.»
    Hero, der das Foto in den Händen hielt, spürte, daß es ihn sehr bewegte, während er zugleich auf das hörte, was Dr. Ferguson sagte. Sie rührte ihn auf den ersten Blick.
    Man sah auf dem Foto ein reizendes kleines Mädchen mit bis auf die Schultern fallendem Haar, mit einer noch ungeformten Nase voll Sommersprossen. Sie ähnelte ihrem Vater, aber während Hero geglaubt hatte, in seinem Gesicht den Ausdruck eines von Stimmungen Beherrschten zu sehen, fehlte dieser beim Kind. Die Lippen waren zart geschwungen und verrieten einen leisen Humor, der sich zu jener mitleidigen Toleranz entwickeln würde, die manche Frauen Männern gegenüber erwarben, und Hero merkte, daß es wahrscheinlich das war, was ihn so gerührt hatte. Seine Stiefschwester Meg, die er sehr liebte, hatte es auch.
    Und das Foto zeigte außerdem, daß Mary Constables

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