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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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die sie gefunden haben, haben auch mich am Strand entdeckt, bewusstlos und sternhagelvoll.«
    Nach einer Pause fuhr er mit gequälter Stimme fort. »Vermutlich hatte sie einen Krampf oder … ich weiß auch nicht, aber ich könnte mir vorstellen … dass sie nach mir gerufen hat...« Wieder verstummte er, schloss die Lider und massierte die Stelle mit dem Tick. Als er die Augen wieder aufschlug, blickte er um sich, als würde er seine Umgebung zum ersten Mal bemerken. »Wirklich ein herrliches Plätzchen hier.« Er lächelte traurig.
    »Du hast erwähnt, dass ihr Tod eine starke Wirkung auf dich hatte.«

    »O ja, eine gewaltige Wirkung.«
    »Sofort oder später?«
    »Sofort. Es ist ein Klischee, aber ich hatte einen Moment der Selbsterkenntnis, wie es so schön heißt. Schmerzlicher und aufschlussreicher als alles, was ich davor und seither erlebt habe. Zum ersten Mal habe ich begriffen, was für einen wahnsinnigen, zerstörerischen Weg ich eingeschlagen hatte. Ich will mich hier nicht mit Paulus auf dem Weg nach Damaskus vergleichen, aber Tatsache ist, dass ich von diesem Augenblick an keinen Schritt mehr auf diesem Weg machen wollte.« Diese Worte sprach er im Brustton der Überzeugung.
    Der Mann könnte einen Verkaufskurs mit dem Titel »Im Brustton der Überzeugung« geben , sinnierte Gurney.
    »Ich habe eine Entziehungskur gemacht, weil ich es für das Beste hielt. Danach ging ich in Therapie. Ich wollte sicher sein, dass ich die Wahrheit gefunden und nicht den Verstand verloren hatte. Der Therapeut hat mich ermutigt. Dann habe ich noch mal studiert und Abschlüsse als Psychologe und Berater gemacht. Einer meiner Kommilitonen war Pastor einer unitarischen Kirche. Er hat mich gebeten, vor seiner Gemeinde über meine ›Bekehrung‹ zu reden - sein Begriff, nicht meiner. Der Vortrag war ein Erfolg. Prompt wurde daraus eine ganze Vortragsreihe an zwölf anderen unitarischen Kirchen und dann mein erstes Buch. Das Buch diente schließlich als Grundlage für eine dreiteilige Serie auf PBS, die danach in Videoform vertrieben wurde.
    Und so ging es weiter - eine Flut von glücklichen Fügungen hat mich von einer guten Sache zur nächsten getragen. Ich wurde gebeten, eine Reihe von Seminaren für einige außergewöhnliche Menschen zu halten, die zufällig
auch außerordentlich reich waren. Das führte zur Gründung des Mellery-Instituts für spirituelle Erneuerung. Die Gäste dort lieben, was ich mache. Ich weiß, wie egoman das klingt, aber es stimmt. Ich habe Leute, die Jahr für Jahr kommen, um im Grunde immer die gleichen Vorträge zu hören und die gleichen spirituellen Übungen zu machen. Es kommt mir nur schwer über die Lippen, weil es so anmaßend klingt, aber nach Erins Tod wurde ich praktisch wiedergeboren in ein neues Leben.« Seine rastlosen Augen schienen auf eine innere Landschaft fixiert.
    Madeleine kam, räumte ihre leeren Gläser weg und fragte, ob sie nachschenken sollte. Beide lehnten ab. Wieder erwähnte Mellery, was für ein herrliches Haus sie hier hatten.
    »Du hast vorhin gesagt, du willst mir offen von deinen Sorgen erzählen«, soufflierte Gurney.
    »Ja. Es geht um meine Alkoholjahre. Ich war ein Blackout-Trinker. Ich hatte Gedächtnislücken - manche über ein, zwei Stunden, andere auch länger. In diesen letzten Jahren hatte ich bei jedem Besäufnis einen Filmriss. Also viel Zeit, viele Handlungen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Und im Rausch war ich nicht wählerisch. Ich bin mit allen möglichen Leuten herumgezogen und habe weiß Gott was getrieben. Ehrlich gesagt sind die Anspielungen auf Alkohol in diesen widerlichen Briefen der Grund, warum ich so durcheinander bin. In den letzten Tagen schwankt meine Gefühlslage zwischen Bestürzung und nackter Angst.«
    Trotz seiner Skepsis glaubte Gurney etwas Authentisches in Mellerys Tonfall wahrzunehmen. »Erzähl mir mehr.«
    In der folgenden halben Stunde wurde deutlich, dass Mellery nicht viel mehr berichten konnte oder wollte. Allerdings
kam er immer wieder auf einen Punkt zurück, der ihn nicht losließ.
    »Wie um Himmels willen kann er bloß die Zahl gewusst haben, die ich mir denken werde? Ich bin im Geist Leute durchgegangen, die ich gekannt habe, Orte, wo ich war, Adressen, Postleitzahlen, Telefonnummern, Daten, Geburtstage, Nummernschilder, ja sogar Preise von Waren - alles mit Zahlen. Es gibt einfach nichts, was ich mit sechshundertachtundfünfzig assoziiere. Das treibt mich in den Wahnsinn!«
    »Vielleicht ist es

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