Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number
Spinks-Jungen der wahnsinnige Erwachsene Dermott, der mindestens fünf Menschen ermordete und kurz davor stand, zwanzig weitere zu ermorden. Gregory Spinks, dessen Vater der Mutter die Kehle aufgeschlitzt hatte. Gregory Dermott, dessen Schädel in dem Haus, in dem alles begonnen hatte, zertrümmert wurde.
Gurney spähte hinüber zu den kaum erkennbaren Hügelumrissen. Er wusste, dass es da noch eine zweite Geschichte gab, eine Geschichte, die er begreifen musste. Die Geschichte seines eigenen Lebens: der Vater, der ihn ignoriert hatte, der erwachsene Sohn, den er seinerseits ignoriert hatte, die obsessive Karriere, die ihm so viel Lob und so wenig Frieden eingetragen hatte, der kleine Junge, der durch seine Achtlosigkeit gestorben war, und Madeleine, die alles zu verstehen schien. Madeleine, das Licht, das er in Gefahr gebracht, das er fast verloren hätte.
Er konnte keinen Finger mehr rühren und war dem Schlaf so nah, dass er nichts mehr fühlte. Gnädige Leere
breitete sich in ihm aus. Eine Weile - wie lang, wusste er nicht - war es, als würde er nicht mehr existieren, als hätte sich alles in ihm auf einen Raum ohne Dimensionen reduziert, auf ein punktförmiges Bewusstsein.
Plötzlich kam er zu sich und schlug die Augen auf, gerade als der brennende Rand der Sonne anfing durch die kahlen Bäume auf dem Kamm zu scheinen. Er beobachtete, wie der strahlende Tupfen langsam zu einem großen weißen Bogen anschwoll. Dann bemerkte er eine Bewegung.
Madeleine in ihrem leuchtend orangefarbenen Parka, den sie auch an dem Tag getragen hatte, als er ihr zum Aussichtspunkt gefolgt war, stand neben dem Seitenfenster und schaute zu ihm herein. Er fragte sich, wie lang sie schon da war. Auf dem Pelzsaum der Kapuze glitzerten winzige Eiskristalle. Er öffnete das Fenster.
Er brachte kein Wort heraus, doch in ihrem Gesicht lag etwas, das er sah, spürte, erahnte: eine Mischung aus Anerkennung und Liebe. Anerkennung, Liebe und tiefe Erleichterung darüber, dass er wieder einmal lebend nach Hause gekommen war.
Mit rührender Sachlichkeit fragte sie, ob er frühstücken wollte.
Wie eine zuckende Flamme fing ihr Parka das Licht der aufgehenden Sonne ein. Er stieg aus und umarmte sie, hielt sie so fest, als wäre sie das Leben selbst.
Danksagung
Ein herzliches Dankeschön an meinen hervorragenden Lektor Rick Horgan, der eine unerschöpfliche Quelle guter Ideen war, dessen inspirierte und inspirierende Anregungen alles so viel besser machten, der den perfekten Titel gefunden hat und der den Mut hatte, im schwierigen Buchgeschäft von heute dem ersten Buch eines bisher unveröffentlichten Autors eine Chance zu geben; an Lucy Carson und Paul Cirone für ihre Fürsprache, Begeisterung und Effizienz; an Bernard Whalen für Rat und Ermunterung im Frühstadium; an Josh Kendall für eine durchdachte Kritik und einen wunderbaren Vorschlag; und schließlich an Molly Friedrich, die einfach die beste und klügste Agentin der Welt ist.
Die Originalausgabe THINK OF A NUMBER
erschien 2010 bei Crown Publishers, New York
Vollständige deutsche Erstausgabe 01/2011
Copyright © 2010 by John Verdon
Copyright © 2011 by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion: Tamara Rapp
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
eISBN: 978-3-641-04205-9
www.heyne.de
www.randomhouse.de
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