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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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als
würde er dort nach den richtigen Worten suchen - oder nach einem Fluchtweg.
    »Sie könnten damit anfangen«, setzte Gurney hinzu, »dass Sie mir die Namen der Beteiligten verraten.«
    Nardo nickte leicht und setzte sich auf den Stuhl, hinter dem er bis jetzt gestanden hatte. »Jimmy und Felicity Spinks.« Er klang resigniert.
    »Hört sich an, als hätten Sie die Leute gut gekannt.«
    »Ja. Jedenfalls …« Irgendwo im Haus klingelte ein Telefon. Nardo schien es nicht wahrzunehmen. »Jedenfalls hat Jimmy gern was getrunken. Und nicht wenig, glaube ich. Eines Abends ist er besoffen nach Hause gekommen und hat sich mit Felicity gestritten. Wie gesagt, am Ende hat er sie ziemlich bös mit einer zerbrochenen Flasche verletzt. Sie hat viel Blut verloren. Ich selbst hab es wie gesagt nicht gesehen, aber die Jungs, die angerückt sind, haben eine Woche lang darüber geredet.« Nardo starrte wieder den Tisch an.
    »Sie hat überlebt?«
    »Ja, ja, sie hat überlebt, aber nur knapp. Gehirnschaden.«
    »Was ist mit ihr passiert?«
    »Passiert? Ich glaube, sie kam in ein Pflegeheim.«
    »Und ihr Mann?«
    Nardo zögerte. Für Gurney war nicht zu erkennen, ob er sich schlecht erinnerte oder einfach nicht darüber reden wollte.
    »Hat sich auf Notwehr berufen.« Der Ekel stand Nardo deutlich ins Gesicht geschrieben. »Hat ein milderes Urteil rausgeschlagen. Mehrere Jahre Haft. Hat den Job verloren. Die Stadt verlassen. Die Fürsorge hat sich um das Kind gekümmert. Ende der Geschichte.«
    Gurneys in tausend Verhören geschärfte Antenne sagte
ihm, dass noch immer etwas fehlte. Er beobachtete den Lieutenant, dem sichtlich unwohl in seiner Haut war. Im Hintergrund hörte er eine immer wieder unterbrochene Stimme - wahrscheinlich die Person, die den Anruf entgegengenommen hatte -, konnte aber nichts verstehen.
    »Aber eins ist mir nicht klar«, sagte er schließlich. »Was ist daran so besonders, dass Sie mir das Ganze nicht gleich am Anfang erzählt haben?«
    Nardo schaute Gurney offen in die Augen. »Jimmy Spinks war Polizist.«
    Der Schauer, der Gurney über den Rücken jagte, zog ein halbes Dutzend dringende Fragen nach sich, doch bevor er eine davon stellen konnte, tauchte in der Tür plötzlich eine Frau mit kantigem Kinn und strohblondem Bürstenhaarschnitt auf. Sie trug Jeans und ein dunkles Polohemd. In dem Schnellziehholster unter ihrer linken Achsel steckte eine Glock.
    »Sir, wir haben gerade einen Anruf bekommen, den Sie sich anhören müssen.« In ihren Augen funkelte ein unausgesprochenes sofort.
    Erleichtert über die Ablenkung wandte Nardo der Beamtin seine volle Aufmerksamkeit zu und wartete darauf, dass sie fortfuhr. Aber sie schielte unsicher zu Gurney.
    »Er gehört zu uns.« Nardos Stimme klang freudlos. »Schießen Sie los.«
    Nach einem zweiten unfreundlichen Seitenblick auf Gurney trat sie vor und stellte ein kleines digitales Aufnahmegerät von der Größe eines iPod auf den Tisch. »Da ist alles drauf, Sir.«
    Nach kurzem Zögern drückte er auf eine Taste. Unmittelbar darauf setzte in erstklassiger Tonqualität die Wiedergabe ein. Gurney erkannte die erste Stimme als die der vor ihnen stehenden Frau.

    »GD-Sicherheitssysteme.« Offenbar war sie angewiesen worden, sich wie eine Angestellte Dermotts zu melden.
    Die zweite Stimme war äußerst bizarr - und Gurney bis zum Überdruss bekannt von dem Telefongespräch, das er auf Mark Mellerys Bitte hin mitgehört hatte. Das schien schon lange her. Zwischen den beiden Anrufen hatten sich vier Morde ereignet, die sein Zeitgefühl erschüttert hatten. Mark in Peony, Albert Schmitt in der Bronx, Richard Kartch in Sotherton (warum beschlich ihn bei diesem Namen immer so ein Unbehagen?) und Officer Gary Sissek in Wycherly.
    Der unheimliche Wechsel von Tonlage und Akzent war unverkennbar.
    »Wenn ich Gott hören könnte, was würde Er mir befehlen?« , fragte die Stimme mit dem bedrohlichen Singsang eines Horrorfilmschurken.
    »Wie bitte?« Die Polizistin auf der Aufnahme klang genauso bestürzt, wie es eine echte Rezeptionistin gewesen wäre.
    Ein dringlicher Ton trat in die Stimme. »Wenn ich Gott hören könnte, was würde Er mir befehlen?«
    »Tut mir leid, könnten Sie das bitte wiederholen? Ich glaube, die Verbindung ist schlecht. Sprechen Sie von einem Handy?«
    Die Beamtin wandte sich an Nardo, um das Ganze hastig zu kommentieren. »Ich hab versucht, ihn hinzuhalten, wie Sie gesagt haben, damit er so lang wie möglich in der Leitung bleibt.«
    Nardo

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