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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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ungeschickte Komposition einer echten Amateuraufnahme. Genau diese sorgfältig gestaltete Unbekümmertheit - der egogesteuerte Wunsch, egofrei zu erscheinen - trug Mellery auch als Person zur Schau. Wie üblich hatte Madeleine mit ihrer Einschätzung voll ins Schwarze getroffen.
    »Du hast in deiner E-Mail ein Problem erwähnt.« Gurney war sich durchaus bewusst, dass sein abrupter Themenwechsel an Unhöflichkeit grenzte.
    »Ja.« Doch statt auf die Bemerkung einzugehen, schwelgte Mellery in einer weiteren Reminiszenz, die darauf berechnet schien, die alten Bande aus der Studentenzeit mit einem zusätzlichen Faden zu verstärken. Er berichtete von der albernen Diskussion zwischen einem Kommilitonen und einem Philosophieprofessor. Während er seine Anekdote zum Besten gab, bezeichnete Mellery sich selbst, Gurney und den Protagonisten als die »drei Musketiere« des Rose Hill Campus und gab sich alle Mühe, etwas Läppisches als heroisch hinzustellen.
    Gurney, der diese Darbietung eher peinlich fand, blieb stumm und bedachte seinen Gast lediglich mit einem erwartungsvollen Blick.
    »Nun.« Mit verlegenem Gesicht kam Mellery schließlich zur Sache. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
    Wenn du nicht weißt, wo du mit deiner eigenen Geschichte anfangen sollst , dachte Gurney, warum kommst du dann zu mir?
    Schließlich öffnete Mellery die Aktentasche, nahm zwei
schmale Taschenbücher heraus und reichte sie wie etwas Zerbrechliches seinem Gegenüber. Das waren die Bücher, über die Gurney sich vorhin mit den Website-Ausdrucken informiert hatte. Auf dem einen prangte der Titel Das Einzige, was zählt , darunter stand Wie das Gewissen das Leben verändern kann. Das andere hieß Ehrlich! und im Untertitel Die einzige Art, glücklich zu sein.
    »Wahrscheinlich hast du noch nie von diesen Büchern gehört. Sie haben sich ganz ordentlich verkauft, waren aber nicht unbedingt Bestseller.« Mellery lächelte mit einer offenbar gut eingeübten Imitation von Bescheidenheit. »Damit will ich nicht sagen, dass du sie sofort lesen solltest.« Wieder lächelte er wie über einen Witz. »Aber möglicherweise kannst du ihnen irgendwelche Hinweise zu den Geschehnissen entnehmen, sobald ich dir mein Problem geschildert habe … vielleicht sollte ich eher von meinem scheinbaren Problem sprechen. Das Ganze hat mich ziemlich konfus gemacht.«
    Und dir eine Heidenangst eingejagt , schoss es Gurney durch den Kopf.
    Mellery holte tief Atem und begann nach kurzem Zögern mit seiner Geschichte, wie jemand, der sich halbherzig in die eiskalte Brandung wagt.
    »Zuerst sollte ich die Botschaften erwähnen, die ich bekommen habe.« Er nahm zwei Umschläge aus der Aktentasche und zog aus einem einen weißen, auf einer Seite handbeschriebenen Bogen Papier und ein anderes, kleineres Kuvert. Das Blatt gab er Gurney.
    »Das ist die erste Mitteilung, die ich vor ungefähr drei Wochen erhalten habe.«
    Gurney lehnte sich im Stuhl zurück, um den Brief zu studieren, dessen saubere Handschrift ihm sofort ins Auge stach. Die präzisen und elegant geschwungenen
Formen erinnerten ihn unwillkürlich an die anmutigen Buchstaben, die Schwester Mary Joseph auf die Schultafel gemalt hatte. Doch noch seltsamer als die akribisch gestalteten Schriftzüge war die Tatsache, dass die Nachricht mit einem Füllfederhalter und in roter Tinte abgefasst war. Rote Tinte? Gurneys Großvater hatte so etwas gehabt. Kleine runde Fläschchen mit blauer, grüner und roter Tinte. An seinen Großvater konnte er sich kaum noch erinnern, an die rote Tinte schon. Gab es rote Tinte überhaupt noch zu kaufen?
    Mit zunehmendem Stirnrunzeln vertiefte sich Gurney in den Brief, dann las er ihn gleich noch einmal. Es gab weder Anrede noch Unterschrift.
    Glaubst du an das Schicksal? Ich schon, denn ich dachte, dass ich dich nie wiedersehen werde - und dann warst du eines Tages da. Alles fiel mir wieder ein: wie du klingst, wie du dich bewegst, und vor allem wie du denkst. Wenn dich jemand auffordern würde, dir irgendeine Zahl zu denken, wüsste ich gleich, welche es wäre. Du glaubst mir nicht? Ich werde es dir beweisen. Denk dir irgendeine Zahl zwischen eins und tausend - die erste Zahl, die dir einfällt. Stell sie dir vor. Und jetzt zeige ich dir, wie gut ich deine Geheimnisse kenne. Mach den kleinen Umschlag auf.
    Gurney stieß ein unverbindliches Knurren aus und schaute fragend zu Mellery, der ihn aufmerksam beobachtet hatte. »Hast du eine Ahnung, wer dir das geschickt hat?«
    »Nicht

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