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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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doch nicht ganz und gar unmöglich, hier in diesem Klassenzimmer an diesem Tisch zu sitzen. In dieser Schule.
Du musst irgendwie herausfinden, was wirklich da ist, Valerie
, hatte Dr.   Hieler mir gesagt.
Du musst immer mehr darauf vertrauen können, dass das, was du siehst, auch wirklich da ist.
    Ich schlug mein Notizheft auf und nahm einen Bleistift. Aber statt mitzuschreiben, was Mrs Tennille sagte, zeichnete ich, was ich sah. Meine Mitschüler, die aussahen wie immer. Sie hatten die Körper von Jugendlichen, die Klamotten von Jugendlichen, die Schuhe mit den offenen Schnürsenkeln, die zerrissenen Markenjeans. Aber ihre Gesichter waren anders als sonst. Normalerweise würdeich Wut, finstere Blicke und spöttisches Grinsen zu sehen bekommen, aber jetzt fand ich nur Verwirrung. Sie waren alle genauso verwirrt, wie ich es war.
    Ich zeichnete ihre Gesichter in Form von riesigen Fragezeichen, die aus ihren
Hollister -Jacken
und ihren Old-Navy- T-Shirts herauswuchsen. Die Fragezeichen hatten weit geöffnete, schreiende Münder. Ein paar von ihnen weinten. Andere hatten sich derart zusammengekauert, dass sie wie Schnecken aussahen.
    Keine Ahnung, ob Dr.   Hieler das gemeint hatte, als er sagte, ich sollte herausfinden, was wirklich da war. Aber es ist klar, dass mir das Fragezeichenmalen tausendmal mehr brachte als die ganze Zählerei von fünfzig rückwärts.

 
    2.   Mai 2008
    7:37   Uhr
    »Mein Gott! Hilfe! Warum hilft uns keiner?«

     

 
    Nick und ich schoben uns zwischen
den Flügeltüren durch. Der Wind packte die Tür auf meiner Seite und knallte sie hinter mir zu. Wie jeden Morgen war die Eingangshalle überfüllt von Schülern, die auf dem Weg zu ihren Schließfächern über ihre Eltern oder ihre Lehrer oder übereinander herzogen. Es wurde laut gelacht und gehässig herumgestänkert, ringsherum schepperten die Türen von Schließfächern – der perfekte Soundtrack für jeden Highschool-Film.
    Wir kamen um die Ecke in die Cafeteria, wo sich morgens alle trafen, um zu tratschen. Ein paar Schüler standen am Tisch der Schülervertretung Schlange, um Donuts zu kaufen, andere, die ihre Donuts schon ergattert hatten, hockten mit dem Rücken an der Wand auf dem Boden und bissen hinein. Cheerleader standen hochgereckt auf Stühlen und hängten Plakate für die nächste Schulversammlung auf. Verliebte Paare hatten sich zum Knutschen in die hinterste Ecke verdrückt. Die Schul-Loser, unsere Freunde, warteten schon auf uns. Sie saßen verkehrtherum auf Stühlen um einen runden Tisch beim Kücheneingang, die Arme auf die Stuhllehnen gestützt. Auch ein paar Lehrer – mutige wie Mr Kline und Mrs Flores, die Kunstlehrerin – kreuzten durch die Menge und versuchten, wenigstens einen Anschein von Ordnung herzustellen. Aber jeder wusste, dass das umsonst war. Ordnung und die Schulcafeteria, das ging einfach nicht zusammen.
    Nick und ich blieben stehen, nachdem wir den Raum betreten hatten. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und reckte den Hals. Nick blickte sich mit einem kalten Lächeln im Gesicht überall um.
    »Da drüben!«, rief ich und deutete mit dem Finger. »Da ist sie!«
    Nick suchte die Gegend ab, in die ich zeigte, und fand sie.
    »Die muss ’nen neuen MP 3-Player für mich ranschaffen, klare Sache«, sagte ich.
    Bedächtig öffnete Nick den Reißverschluss seiner Jacke, zog sie aber nicht aus. »Lass uns das hier durchziehen«, wiederholte er und ich lächelte, weil ich so froh war, dass er sich für mich einsetzte. Auch dass Christy Bruter endlich mal kriegen würde, was sie verdient hatte, freute mich riesig. Das hier war der alte Nick – der Nick, in den ich mich verliebt hatte. Der Nick, der sich allen entgegenstellte, die mir das Leben zur Hölle machten, und der sich nicht unterkriegen ließ, wenn mal wieder einer von den Footballspielern auf ihm herumhackte und ihn in den Dreck ziehen wollte. Der Nick, von dem ich mich verstanden fühlte, der alles über mein beschissenes Familienleben wusste und der kapierte, wie mies es mir inder Schule ging, wo mir Leute wie Christy Bruter andauernd blöd kamen und mir immer wieder klarmachten, dass ich nicht so war wie sie, sondern irgendwie minderwertig.
    Sein Blick wirkte auf einmal seltsam, als wäre er ganz weit weg, und er begann sich entschlossen durch die Menge vor mir zu drängen. Er achtete kein bisschen darauf, wo er langging. Er schob sich einfach zwischen den Leuten durch, rempelte sie an, stieß sie aus dem Weg. Ich lief durch ein Meer von

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