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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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mich aussah.
    Panzella war davon überzeugt, dass ich an diesem Tag geschossen hatte. Oder zumindest mit hinter dem Ganzen steckte. Egal, was ich ihm erzählte, und egal, wie viel ich weinte, er blieb bei seiner Meinung. Und in Anbetracht der Beweise, die er mir in den letzten Tagen gezeigt hatte, konnte ich ihm das nicht mal wirklich verübeln. Alle Indizien sprachen gegen mich, jeder musste denken, dass ich schuldig war wie nur was, sogar für mich selbst sah es so aus. Und doch wusste ich, ich hatte das alles nicht getan.
    Panzella hatte mir immer wieder Beweisschnipsel und allerhand kleine Details serviert, die mich belasteten. Er hatte mein Zuhause durchsucht. Mein Zimmer. Meinen Computer. Er hatte alle meine Handy-Aktivitäten überprüft. Meine gelöschten E-Mails wiederhergestellt. In dem Notizbuch gelesen   … dem Notizbuch.
    Anscheinend hatte inzwischen so gut wie jeder das Notizbuch gesehen. Sogar die Medien wussten alles darüber. In einer von diesen Magazinsendungen, die spät am Abend kommen, war es sogar gezeigt worden, einzelne Sätze daraus waren gelb markiert gewesen. Ich hatte mitgekriegt, dass es auch in einer von den Morgen-Talkshows zitiert worden war, und hatte versucht, den Gedanken auszublenden, wie absurd es war, dass diese wohlfrisierten Fernsehtypen so fasziniert von dem Notizbuch waren, wo sie doch genau zu der Kategorie von Leuten gehörten, die mit schöner Regelmäßigkeit auf der Liste gelandet waren. Genau genommen waren einige von ihnen wohl sogar tatsächlich drauf. Ich fragte mich, ob sie das wussten. Das versetzte mich in eine Spirale von Grübeleien und Was-wäre-wenn-Gedanken – was sowieso schon kein besonders behaglicher Zustand war und erst recht nicht, wenn Detective Panzella dauernd hier herumschnüffelte.
    Ich hatte den Überblick über die Tage verloren, aber gemessen an der Anzahl der Besuche von Detective Panzella musste ich inzwischen etwa eine Woche in diesem Krankenhauszimmer verbracht haben. Panzella war an diesem Tag schon da gewesen. Wie jedes Mal hatte er nach Leder gerochen und beim Reden dauernd mit den Lippen geschmatzt. Sein Anzug war wie immer braun gewesen und ohne Muster, wie eine Papiertüte aus dem Supermarkt. Und er legte den Kopf immer leicht schief, auf eine Art, die sarkastisch wirkte und mir das Gefühl gab zu lügen, auch wenn ich das gar nicht tat. Diesmal hatte er nur kurz mit mir geredet und mich bald in meinem Rollstuhl sitzend den Kochsendungen im Fernsehen überlassen, worüber ich sehr froh gewesen war.
    Nachdem Panzella weg war, kam Mom und brachte mir frische Klamotten, ein paar Zeitschriften und einen Schokoriegel. Auch sie wirkte ein bisschen fröhlicher. Das fand ich seltsam, denn sie wusste doch, dass der Kommissar eben noch bei mir im Zimmer gewesen war und mich befragt hatte. Sie sah auch nicht mehr ganz so verheult aus wie sonst. Ich war inzwischen so an ihre rote Nase und ihre zugeschwollenen Augen gewöhnt, dass ich fast erschrak, als sie jetzt perfekt geschminkt hereinrauschte und dabei zwar nicht unbedingt lächelte, aber doch irgendwie zufrieden dreinblickte.
    »Deinem Bein geht’s langsam besser«, sagte sie.
    Ich nickte.
    »Du hast mit Detective Panzella gesprochen.«
    Wieder nickte ich, mit einem Blick auf meine nackten Füße. Ich hätte sie darum bitten sollen, mir auch Strümpfe mitzubringen.
    »Gibt es da irgendwas, was du mir erzählen willst?«
    »Er hält mich für schuldig. Und du tust das auch.«
    »Also wirklich, Valerie! Das hab ich nie gesagt.«
    »Du bist nie da, wenn er kommt und mich ausquetscht, Mom. Keiner ist da. Ich bin immer allein.«
    »Er ist ein sehr netter Mann, Valerie. Er will dir nichts Böses. Er versucht nur herauszufinden, was passiert ist.«
    Ich nickte wieder. Mir fehlte die Kraft, um mich mit ihr zu streiten. Ich beschloss, dass es mir egal sein konnte, was sie dachte. Das hier war eine dermaßen große Sache, dass sie mich auch dann nicht retten könnte, wenn sie von meiner Unschuld überzeugt wäre.
    Ein paar Minuten lang saßen wir einfach nur da. Ich zappte zwischen den Programmen hin und her und landeteschließlich bei Jamie Oliver, der ein Hühnchen oder irgendwas in der Art zubereitete. Wir waren beide still, man hörte nur ab und zu das Scharren von Moms Schuhen, wenn sie sich anders hinsetzte, und das sachte Quietschen vom Plastiksitz des Rollstuhls, wenn ich mich bewegte. Wahrscheinlich fiel Mom nichts ein, worüber sie hätte reden können, nachdem ich ihr die Soap-Szene mit

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