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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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mich zerreißt?«
    »Nein«, sagte Jessica. Sie runzelte die Stirn, als wäre esverrückt von mir, so was zu vermuten. Dieses Stirnrunzeln kannte ich schon von ihr, meistens kam gleich darauf eine arrogante, überhebliche Bemerkung. Ich machte mich darauf gefasst, aber stattdessen seufzte sie und sah ihre Hände an. »Nein. Stacey und ich reden darüber, dass wir finden, Nick hat dich da ziemlich reingeritten.«
    »Reingeritten?«
    Mit dem Mittelfinger schob sie ihre langen Stirnfransen zur Seite und steckte sie sich hinters Ohr. »Ja. Du weißt schon. Du warst nicht schuld. Aber er hat dich da mit reingezogen. Aber als dann endlich klar war, dass du unschuldig bist, haben sie kaum noch was drüber gesagt.«
    »Wer sie?«
    »Du weißt schon. Die Zeitungen, das Fernsehen. Die Medien. Sie haben dauernd darüber berichtet, dass du schuld bist und dass die Polizei dem genau auf den Grund geht. Aber als die Polizei dann beschlossen hat, dass du nichts gemacht hast, hat sich keiner mehr darum gekümmert. Das ist echt unfair.«
    Der Druck meiner Hand auf dem Oberschenkel ließ etwas nach und meine Finger schlossen sich wieder um den Bleistift. Irgendwas stimmte hier einfach nicht. Jessica Campbell saß auf meinem Bett und ergriff Partei für mich. Ich hatte fast Angst, das zu glauben.
    Sie spähte zu dem Notizbuch in meinem Schoß herüber. »Es gibt Gerede, du hättest eine neue Hassliste angefangen. Ist sie das?«
    Auch ich sah das Notizbuch jetzt an. »Nein!« Unwillkürlich knallte ich das Buch zu und schob es unter mein Bein. »Ich mach da nur was. So eine Art Kunstprojekt.«
    »Oh«, sagte sie. »Hat Angerson mit dir darüber gesprochen?«
    »Wieso denn?« Wir wussten beide, warum er das tun würde, aber keine sprach es laut aus.
    Jessica schaute sich in meinem Zimmer um, ohne ein Wort zu sagen. Ich sah, wie sie die Klamottenhaufen auf dem Boden und das schmutzige Geschirr auf der Kommode betrachtete – und das Foto von Nick, das mir gestern Abend beim Ausziehen aus der Jeanstasche gerutscht war und das ich einfach hatte liegen lassen. Bildete ich mir das nur ein oder blieb ihr Blick einen kurzen Moment lang auf dem Foto haften?
    »Nettes Zimmer«, sagte sie. Aber das war so daneben, dass ich mir nicht mal die Mühe machte zu antworten, wofür sie mir vielleicht sogar dankbar war.
    »Ich muss Hausaufgaben machen«, sagte ich. »Also   …«
    Sie stand auf. »Klar. Okay.« Sie ließ ihr blondes Haar umherschwingen wie ein Pendel. Ich glaube, dieses nervige Haareschwingen war irgendwann auch mal auf der Hassliste gelandet. Ich versuchte, den Gedanken auszublenden. »Hör mal, warum ich hergekommen bin   … Der Schülerrat hat ein Projekt ins Leben gerufen. Wir wollen eine Art Gedenkstätte oder ein Mahnmal errichten. Es soll auf unserer Schulabschlussfeier präsentiert werden, weißt du. Würdest du da mitmachen?«
    Ich kaute auf meiner Unterlippe. Ich und ein Projekt vom Schülerrat? Da war doch was faul. Ich zuckte mit den Achseln. »Ich denk drüber nach.«
    »Super. Am Donnerstag treffen wir uns, im Zimmer von Mrs Stone. Wir wollen einfach ein bisschen zusammen rumüberlegen und so.«
    »Bist du dir sicher, dass die mich dabeihaben wollen? In den Schülerrat dürfen schließlich nur diejenigen, die reingewählt worden sind, oder?«
    Jetzt zuckte sie mit den Achseln und blickte dabei zum Fenster hinüber, wodurch mir sofort klar war, dass die andern mich eben nicht wollten. »Ich möchte, dass du dabei bist«, sagte sie, als käme es nur darauf an.
    Ich nickte, sagte aber nichts. Einen Augenblick lang blieb sie nachdenklich mitten im Zimmer stehen. Als könnte sie sich nicht entscheiden, ob sie gehen sollte oder nicht. Als fiele ihr nicht mehr ein, wie sie überhaupt hier gelandet war.
    »Alle behaupten, es wäre auch dein Ding gewesen. Ich meine, der Amoklauf«, sagte sie ganz leise. »Hast du gewusst, was er vorhatte?«
    Ich schluckte und sah zum Fenster hinaus.
    »Ich glaub nicht«, sagte ich. »Ich hab nicht gewusst, dass er das ernst gemeint hat. Hört sich irgendwie dürftig an, aber eine bessere Erklärung fällt mir nicht ein. Nick war nicht böse.«
    Ihr Blick folgte meinem zum Fenster hinaus, während sie über meine Antwort nachdachte, dann nickte sie leicht. »Hast du mich bewusst gerettet?«
    »Ich glaub nicht«, sagte ich wieder, aber dann korrigierte ich mich. »Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht.«
    Sie nickte wieder. Wahrscheinlich war das die Antwort, die sie erwartet hatte. Sie ging

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