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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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Sofa und legte mir die Hand auf den Rücken. »Ich bin so traurig ohne ihn«, schluchzte ich und nahm ein Taschentuch aus Dr.   Hielers Hand. »Ich bin so traurig.«

DRITTER TEIL
     
     

 
    [Aus der Garvin County Sun-Tribune, 3.   Mai 2008, von Angela Dash]
     
    Max Hills, 16 – »Ich habe gedacht, sie wären Freunde«, so kommentierte nach jüngsten Berichten eine Schülerin die Tatsache, dass Levil die Schüsse auf Hills offenbar gezielt abfeuerte. Hills’ Tod wurde noch am Tatort festgestellt. »Er hat ihn treffen wollen, das war klar«, fügte sie hinzu. »Bevor er abdrückte, hat er sich extra noch gebückt und unter den Tisch geguckt. Er wollte ganz genau wissen, wen er da erschießt.«
    Hills, den Freunde als einen ruhigen Schüler beschreiben, mit einer Begabung für Mathematik und Naturwissenschaften, dabei nicht übermäßig engagiert in Schulaktivitäten außerhalb des Unterrichts, war in der Vergangenheit immer wieder mit Levil zusammen gesehen worden. Offenbar unterhielten sich die beiden sowohl in der Schule wie auch außerhalb häufiger miteinander. Viele hielten die beiden für befreundet, sodass sich die Schüler nun fragen, warum Levil Hills gezielt ins Visier nahm – vorausgesetzt, das war tatsächlich der Fall. »Vielleicht hat er ihn mit irgendwem verwechselt«, spekuliert Erica Fromman, eine Schülerin der Abschlussklasse. »Oder vielleicht war es ihm einfach egal, ob sie Freunde sind oder nicht« – eine Annahme, die die Frage nahelegt, ob die Wahl der Opfer möglicherweise viel zufälliger war, als zunächst angenommen.
     
    Hills’ Mutter, Alaina Hills, ist allerdings fest davon überzeugt, dass ihr Sohn ganz bewusst erschossen wurde. »Letzten Sommer wollte sich Nick den Pick-up von Max ausleihen, doch Max hat das abgelehnt«, berichtete sie der Presse. »Und am nächsten Tag wurden auf dem Parkplatz die Scheinwerfer des Wagens zertrümmert, als Max bei der Arbeit war. Er konnte nie beweisen, dass Nick das getan hatte, doch wir beide wussten es. Das war das Ende ihrer Freundschaft. Sie haben danach nie mehr miteinander geredet. Max war ziemlich sauer wegen der Sache mit den Scheinwerfern. Er hat den Wagen schließlich von seinem eigenen Geld gekauft.«
***
     
    Als ich am zweiten Tag nach meiner Rückkehr in die Schule wieder nach Hause kam, zweifelte ich ernsthaft daran, ob ich es packen würde, das mit der Schule durchzuziehen. Und auch die Idee, am Ende des Halbjahrs zu wechseln, war totaler Blödsinn. So lange würde ich nicht durchhalten.
    Ginny Baker kam nie zurück in den Unterricht – zumindestnicht in die Fächer, die sie mit mir zusammen hatte. Mrs Tennille vermied jeden Augenkontakt mit mir. Und Stacey und ich aßen in der Mittagspause nicht mehr am gleichen Tisch. Alle anderen ignorierten mehr oder weniger, dass es mich überhaupt gab, was ich ziemlich in Ordnung fand. Aber andererseits auch heftig. Eine Aussätzige zu sein, die nicht mal andere Außenseiter als Freunde hat, ist verdammt hart.
    Ich war echt froh, nach Hause zu kommen an diesem zweiten Tag, auch wenn Mom um mich herumgluckte, als wäre ich erst sieben oder so. Sie fragte mich aus über meine Hausaufgaben, meine Lehrer und meine Freunde – meine besten Freunde. Sie dachte allen Ernstes, ich hätte noch so was wie Freunde. Sie glaubte ja auch, was in der Zeitung stand. Sie hatte diese Artikel gelesen, in denen es hieß, wir würden alle den ganzen Tag lang Händchen halten und über Frieden und Liebe und Respekt füreinander reden. Diese Artikel, in denen behauptet wurde, dass Jugendliche »nahezu unverwüstlich sind, besonders wenn es um das Prinzip der Vergebung geht«. Immer wieder einmal fragte ich mich ernsthaft, ob diese Journalistin, Angela Dash, wirklich von dieser Welt war. Alles, was diese Frau schrieb, war totaler Blödsinn.
    Wie immer beim Heimkommen schnappte ich mir eine Kleinigkeit zum Essen und ging hoch in mein Zimmer. Ich pfefferte meine Schuhe in die Ecke, drehte die Musik auf und hockte mich im Schneidersitz aufs Bett.
    Als ich meinen Rucksack öffnete, um die Sachen für meine Bio-Hausaufgaben rauszuholen, griff meine Hand stattdessen nach dem schwarzen Notizbuch. Ich schnappte es mir und schlug es auf. Tagsüber in der Schule hatte icheine Reihe von Schülern beim Sportunterricht gezeichnet – wie sie mit Gesichern, die fast ganz und gar aus riesigen aufgerissenen Mündern bestehen und wie tiefe Krater aussehen, hinüber zur Leichtathletikbahn rennen. Auch einen Lehrer hatte ich

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