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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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skizziert: Señor Ruiz, den Spanischlehrer, der mit völlig leerem, ausdruckslosem Gesicht über das Gewimmel von Schülern auf einer Treppe blickt – da ist nur ein Oval und sonst gar nichts. Und dann gab es noch mein Lieblingsbild: Mr Angerson als Hahn, der oben auf einer Miniaturversion unserer Schule thront, mit einem Gesicht, das verdammt an Hühnchen Junior, diese alberne Disney-Figur, erinnert. Das war meine Version von dem »neuen, besseren Leben an der Garvin-Highschool«. Meine Art, »zu sehen, was da ist«, wie Dr.   Hieler vorgeschlagen hatte.
    Während ich einen Entwurf weiter ausarbeitete, den ich von Stacey und Duce beim Mittagessen gemacht hatte – beide mit einer Backsteinmauer als Rücken   –, vergaß ich die Zeit und konnte kaum glauben, dass die Sonne schon fast untergegangen war, als mich ein Klopfen an der Tür unterbrach.
    »Später, Frankie«, rief ich. Ich brauchte Zeit, Zeit zum Nachdenken und Zeit, um wieder zur Ruhe zu kommen. Ich wollte die Zeichnung fertig machen und mich dann an meine Bio-Hausaufgaben setzen.
    Doch es klopfte wieder.
    »Hab zu tun!«, brüllte ich.
    Sekunden später bewegte sich der Türknauf und die Tür öffnete sich einen Spaltbreit. Ich verfluchte mich innerlich, weil ich vergessen hatte abzuschließen.
    »Ich hab doch gesagt, ich hab   –«, begann ich, verstummteaber, als sich der Kopf von Jessica Campbell durch den Spalt schob.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich kann auch ein andermal kommen. Es ist bloß so, dass ich schon öfter versucht habe, dich anzurufen, aber deine Mutter hat immer gesagt, du kämst nicht ans Telefon.« Aha, anscheinend überwachte Mom immer noch meine Anrufe.
    »Und da hat sie gesagt, du sollst vorbeikommen?«, fragte ich ungläubig. Mom wusste, wer Jessica Campbell war. Jeder in der freien Welt wusste, wer Jessica Campbell war. Sie bei mir zu Hause einfach so herumlaufen zu lassen, war   … na ja, ziemlich gewagt.
    »Nein, das war meine Idee.« Jessica kam rein und schloss die Tür hinter sich. Sie kam herüber zu meinem Bett und blieb dort stehen. »Ehrlich gesagt hat sie gleich gemeint, du würdest mich nicht sehen wollen. Aber ich hab ihr erklärt, dass ich es trotzdem probieren müsste, also hat sie mich reingelassen. Ich glaube, sie mag mich nicht besonders.«
    Ich lachte in mich hinein. »Glaub mir, die würde sich in die Hosen machen vor Glück, wenn sie dich als Tochter hätte. Dich kann sie schon leiden,
ich
bin diejenige, die sie nicht mag. Aber das ist nichts Neues.« Kaum hatte ich das gesagt, wurde mir klar, wie seltsam es war, jemandem so was zu erzählen, der mich kaum kannte. »Was machst du hier?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln. »Schließlich magst du mich auch nicht besonders.«
    Jessicas Gesicht wurde knallrot und einen Augenblick lang dachte ich, sie würde anfangen zu weinen. Auch diesmal überraschte sie mich damit, dass sie kein bisschen wie die alte Jessica wirkte. Ihr Selbstvertrauen war weg,ihre Überlegenheit verschwunden – stattdessen strahlte sie eine eigenartige Verletzlichkeit aus, die überhaupt nicht zu ihr passte. Sie warf in einer eingeübten Bewegung den Kopf zurück, wodurch ihr die Haare seitlich über die Schulter fielen, dann setzte sie sich auf mein Bett.
    »Ich hab in der vierten Stunde immer mit Stacey zusammen Unterricht«, sagte sie.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Und?«
    »Wir reden manchmal über dich.«
    Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. In meinem Bein begann es zu pochen, wie immer, wenn ich angespannt war. Dr.   Hieler hatte mir erkärt, dass dieses Pochen wohl eher etwas in meinem Kopf war, allerdings hatte er es anders ausgedrückt. Er musste es netter formuliert haben, da bin ich sicher, aber ich konnte mich nur so dran erinnern – das Pochen war etwas, das hauptsächlich in meinem Kopf existierte. Ich legte meine Hand auf die Delle in meinem Oberschenkel und drückte sie fest durch die Jeans hindurch.
    So würde es also in Zukunft sein: Jetzt, wo ich wieder da war und dazugehören wollte, stellten sie alles Mögliche an, um mir klarzumachen, dass ich eben
nicht
dazugehörte. Sie warteten nicht mehr wie früher, bis ich in der Cafeteria oder an meinem Schließfach aufkreuzte, um mich spüren zu lassen, dass sie mich hassten. Sondern sie kamen zu mir nach Hause und sagten es mir direkt ins Gesicht. War es das? War das meine Strafe? »Du bist also hergekommen, um mir zu erzählen, dass du dir zusammen mit meiner ex-besten Freundin das Maul über

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