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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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außerhalb der Cafeteria zu essen nur mit besonderer Genehmigung eines Lehrers erlaubt ist. Mr Angerson hat jede Form von Einzelgängertum untersagt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, wenn dich einer erwischt, wie du dich ohne Genehmigung allein irgendwo herumtreibst, musst du nachsitzen oder kriegst einen Verweis.«
    Einen Moment lang wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Am liebsten hätte ich geschrien:
Bin ich hier etwa im Gefängnis? Sind Sie neuerdings die Aufseherin?
Aber wahrscheinlich hätte sie darauf nur geantwortet:
Das sind wir doch immer gewesen
, also ließ ich es bleiben.
    »Was soll’s«, sagte ich und machte mich auf den Weg zur Tür.
    »Valerie«, sagte sie und zog mich leicht am Ellbogen. »Versuch’s doch einfach mal. Jessica liegt wirklich viel daran, dass es klappt.«
    »Dass was klappt?«, fragte ich. »Bin ich jetzt das neueste Unterrichtsprojekt? Oder einfach ein großer Witz? Warum lässt sie mich nicht in Ruhe? Die haben sich doch früher auch nicht um mich gekümmert.«
    Mrs Tate zuckte mit den Achseln und lächelte. »Ich glaub, sie wäre einfach gern mit dir befreundet.«
    Aber warum?, wollte ich schreien. Warum will Jessica Campbell auf einmal mit mir befreundet sein? Wieso ist sie auf einmal nett zu mir? »Ich brauch keine Freunde«, sagte ich. Mrs Tate blinzelte, eine Falte bildete sich zwischen ihren Augen und sie saugte die Lippen ein. Ich seufzte. »Ich will nur den Unterrichtsstoff durchziehen und meinen Abschluss machen«, sagte ich. »Dr.   Hieler findet, ich soll mich im Augenblick vor allem darauf konzentrieren. Ich soll einfach das hinkriegen, was ansteht.«
    Das war natürlich gemogelt. Dr.   Hieler hatte mir nie so was eingeredet wie »Häng dich rein und zieh das durch« oder ähnlichen Blödsinn. In erster Linie sorgte Dr.   Hieler dafür, dass ich mir nicht das Leben nahm.
    Mrs Tate sagte nichts mehr und das nahm ich als Hinweis, dass ich jetzt gehen konnte. Mit pochendem Bein, das mir von all dem Gezerre und Geziehe heute Morgen beim Arzt mehr wehtat als sonst, verließ ich das Büro und dachte dabei an nichts anderes als an die Frage, wie ich vermeiden konnte, heute in die Mittagspause zu müssen.

 
    [Aus der Garvin County Sun-Tribune, 3.   Mai 2008, von Angela Dash]
     
    Amanda Kinney, 67 – Kinney, seit 23   Jahren leitende Hausmeisterin an der Garvin-Highschool, wurde von einem Querschläger am Knie erwischt, während sie Schüler in einem nahe gelegenen Vorratsraum in Sicherheit brachte. »Die Tür war eh schon auf, weil ich grad neue Säcke in die Mülleimer getan hab«, berichtet sie in ihrem häuslichen Wohnzimmer der Presse, ihr dick bandagiertes Knie auf ein paar Kissen gelagert. »Ich hab einfach so viele Kinder da reingestopft, bis keins mehr reinpasste, dann hab ich die Tür dichtgemacht. Ich glaub, der hat nicht mal gewusst, dass wir da drin sind. Hab’s gar nicht mitgekriegt, dass es mich auch erwischt hat. Aber dann hat jemand gesagt, ich blute. Ich hab runtergeguckt und an meiner Hose war lauter Blut und am Knie ein kleiner Riss.«
    Kinney, die freundschaftliche Beziehungen zu vielen der Schüler pflegt, kannte auch Levil gut. »Der hat ja ganz hier in der Nähe gewohnt, ein paar Straßen weiter. Drum hab ich öfter mit ihm geredet, von Anfang an, seit die nach Garvin gezogen sind. War in Ordnung, der Junge. Er hat nur manchmal wütend gewirkt, ohne Grund, war aber trotzdem okay. Auch seine Mom ist eine nette Frau. Das hier muss sie richtig schlimm treffen.«
***
     
    »Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, sagte ich, während ich ins Zimmer stürmte und mich aufs Sofa fallen ließ. Ich griff gleich nach der Cola, die Dr.   Hieler wie immer auf dem Couchtisch für mich bereitgestellt hatte. »Ich hatte Samstags-Strafunterricht und es hat länger gedauert, weil der Lehrer uns irgendwelche Vorträge gehalten und dabei die Zeit vergessen hat.«
    »Macht nichts«, sagte Dr.   Hieler. »Ich hatte sowieso noch Papierkram zu erledigen.« Aber ich ertappte ihn bei einem kleinen Seitenblick auf die Uhr und fragte mich, ob er wohl gerade ein Baseballspiel seines Sohnes verpasste. Oder das Turnturnier seiner Tochter. Vielleicht war er auch zum Mittagessen mit seiner Frau verabredet. »Warum hast du Strafunterricht gekriegt?«
    Ich verdrehte die Augen. »Wegen der Mittagspause. Ich hab nicht in der Cafeteria gegessen, wie sie’s von mir verlangen. Darum musste ich jeden Tag nachsitzen und am Freitag hat mir Angerson dann Strafunterricht

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