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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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diesen Aktenschrank gestellt, sodass die Schreibtischoberfläche vergleichsweise blank und ordentlich wirkte, obwohl immer noch stapelweise loses Papier darauf herumlag.
    Ich setzte mich auf den Stuhl gegenüber vom Schreibtisch und sie ließ sich mit einer Pobacke auf einer Tischecke nieder. Mit einem ihrer lackierten Fingernägel schob sie eine Locke zurück in ihren Haarknoten und lächelte mich an.
    »Wie geht’s dir, Valerie?«, fragte sie total leise, als wäre ich derart zerbrechlich, dass ich bei der falschen Lautstärke gleich einen Nervenzusammenbruch bekäme. Mir wäre es lieber gewesen, die Sekretärin draußen hätte somit mir geredet und Mrs Tate würde ganz normal mit mir sprechen.
    »Alles in Ordnung, denke ich«, sagte ich und wedelte mit meinem Entschuldigungszettel. »Ich war beim Arzt. Wegen meinem Bein.«
    Sie warf einen Blick hinunter. »Wie steht es inzwischen mit deinem Bein?«
    »Ganz okay.«
    »Gut«, sagte sie. »Warst du in letzter Zeit mal wieder bei Dr.   Hieler?«
    »Vor ein paar Tagen erst. Nach dem Treffen vom Schülerrat.«
    »Gut, das ist gut«, sagte Mrs Tate und nickte nachdrücklich. »Nach allem, was ich höre, ist Dr.   Hieler ein großartiger Arzt, Valerie. Er macht seine Arbeit sehr gut.«
    Ich nickte. Es war tatsächlich so – alle Situationen, in denen ich mich in letzter Zeit bestärkt und sicher gefühlt hatte, hatten mit Dr.   Hieler zu tun.
    Mrs Tate stand auf und lief um ihren Tisch. Sie ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen, der unter ihrem Gewicht knarrte.
    »Hör mal, ich möchte mit dir über die Mittagspausen reden.«
    Ich seufzte. Mit den Mittagspausen kam ich weiterhin nicht besonders gut klar. In den Räumen der Cafeteria spukte es für mich immer noch. Stacey und ich schoben uns an der Essensausgabe dicht aneinander vorbei, bevor sie den Tisch ansteuerte, an dem alle saßen, die mal meine Freunde gewesen waren – und Stacey tat bei alldem so, als würde sie mich nicht kennen. Ich ging dann mit meinem Tablett nach draußen und setzte mich neben den Jungentoilettenauf den Gang, als wäre es mein sehnlichster Wunsch, hier ganz allein auf dem Boden zu hocken und zu essen.
    »Ich seh dich jeden Tag draußen auf dem Gang sitzen«, sagte Mrs Tate, als könnte sie Gedanken lesen. »Warum isst du nicht in der Cafeteria?« Sie beugte sich vor und stützte ihre Ellbogen auf dem Tisch ab. Sie hatte ihre Finger ineinandergelegt, als würde sie beten. »Jessica Campbell war gestern bei mir. Sie sagt, sie hätte dich eingeladen, mittags bei ihr am Tisch zu essen, aber du hättest abgelehnt. Stimmt das?«
    »Ja. Sie hat mich vor einer Weile gefragt. Es war nichts gegen sie oder so. Ich hatte nur zu tun   … mit einem Kunstprojekt.« Meine Hand berührte unwillkürlich das schwarze Spiralheft.
    »Aber du hast Kunst doch gar nicht belegt.«
    »Das ist ein Projekt nur für mich. Ich mach bei einem Kurs im Stadtteilzentrum mit«, sagte ich. Mrs Tate war mit Sicherheit klar, dass das eine glatte Lüge war, aber das war mir egal. »Hören Sie, ich hab nichts gegen Jessica. Ich bin einfach lieber allein. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Jessicas Freunde mich dort haben wollen. Ginny Baker sitzt an diesem Tisch. Sie hält es nicht aus, mich zu sehen.«
    »Ginny Baker ist für eine Weile von der Schule beurlaubt.«
    Das hatte ich nicht gewusst. Mein Gesicht brannte. Ich machte den Mund auf und klappte ihn wieder zu.
    »Nicht deinetwegen, Valerie, falls du das denkst. Ginny muss mit allerhand fertigwerden, sie ist traumatisiert und es ist ihr schon die ganze Zeit über schwergefallen, wiederin die Schule zu gehen. Sie hat alles genau mit ihren Lehrern besprochen. Es ist gut für sie, eine Weile lang von zu Hause aus am Schulstoff weiterzuarbeiten. Jessica bemüht sich wirklich um dich. Du solltest nicht vor ihr weglaufen.«
    »Ich laufe nicht vor ihr weg«, sagte ich. »Ich bin ja sogar zum Schülerrat gegangen. Es ist nur   …« Mrs Tate hielt ihren Blick auf mich gerichtet, die Arme vor der Brust verschränkt. Ich seufzte. »Ich denk drüber nach«, sagte ich, meinte aber genau das Gegenteil: Ich würde mich auf gar keinen Fall an diesen verdammten Tisch setzen. Ich stand auf, meine Bücher eng an den Körper gedrückt.
    Mrs Tate musterte mich kurz und erhob sich dann ebenfalls. »Hör zu, Valerie«, sagte sie und zupfte am Saum ihrer Kostümjacke, die eng und unbequem aussah. »Ich hätte das hier gerne anders geregelt, aber ich muss dir sagen, dass

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