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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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grünweißen Schaums hinter sich herzog.
    Als die Balbiana einen Steinwurf entfernt war, ließ Isaak den Mast los, öffnete die Arme und sprang – und zum ersten Mal seit seiner Ankunft auf Malta fühlte er sich frei.

Kapitel 24

    I n manchen Nächten blies der Wind so stark, dass selbst die Seeleute der Balbiana sich nicht auf den Beinen halten konnten. Dann lag Matteo in Hannahs Armen, von ihr schützend umfangen, damit ihn der Sturm nicht gegen die Wände des schwankenden Schiffes warf. Wenn sich das Meer langsam beruhigte, kauerte Hannah erschöpft auf ihrem Strohlager, zu seekrank, um sich das Haar aus dem Gesicht zu schieben, während sie sich in ein Gefäß erbrach.
    Schwermut verfolgte sie wie ein Phantom und hielt sie in klammer Umarmung. Sie kam nicht darüber hinweg, dass sie die Schuld an Jessicas Tod trug. Die Überzeugung, dass auch Isaak tot sei, wuchs von Tag zu Tag und verwurzelte sich tief in ihrem Bewusstsein. An manchen Morgenden brachte sie kaum die Kraft auf, sich von ihrem Lager zu erheben, so müde und zermürbt war sie von ihren Alpträumen, in denen sie Isaak hatte verhungern, ertrinken oder am Galgen hängen sehen, und als sich die Balbiana dem Hafen von Valletta näherte, war sie sicher, Isaak liege längst vergessen in einem namenlosen Grab.
    Lange Tage der Seereise hatte sie im Stroh gelegen und das Baby gehalten, während sie von merkwürdigen, unzusammenhängenden Gedanken an Jessica gequält wurde. Allein Matteos Bedürfnis nach Hatices Milch zwang sie von ihrem nasskalten Lager in Tarsis Kabine. Oft sah sie auf diesen Ausflügen ein Stück roter Seide aus dem Augenwinkel aufblitzen, einen hübsch beschuhten Fuß oder eine schlanke Hand in geklöppelter Spitze und wandte den Blick, einen winzigen Moment lang annehmend, Jessica sei mit an Bord. Aber dann drängte sich das Bild ihrer blutend in ihren Armen liegenden Schwester wieder in ihr Gedächtnis, und sie ging traurig ihrer Wege.
    Würden ihre Erinnerungen auf ewig so schmerzhaft bleiben?, fragte sie sich. Oder würde ihre Sehnsucht nach Jessica mit der Zeit weniger werden? Besonders morgens hatte sie mit diesen quälenden Gedanken zu kämpfen, wenn sie, immer noch wie zerschlagen nach einer Nacht voller Alpträume, in eines von Jessicas Kleidern schlüpfte, die mittlerweile allesamt steif von Salz waren, aber immer noch etwas von ihrem Jasminduft in sich trugen.
    Glücklicherweise schien Matteo wie geschaffen für das Leben auf See. Es war geradezu, als wäre Neptun sein Vater und Amphitrite seine Mutter. Das Rollen und Stampfen des Schiffes, das Schlagen der Segel, die salzgesättigte Luft und das Schreien der Möwen, all das ließ ihn ausgelassen lachen. Er gurrte in der provisorischen Hängematte, die sie für ihn zwischen die Balken gebunden hatte, und wenn sie den Blick von ihrem Lager hob, sah sie, wie er mit den Händen nach den Staubpartikeln schnappte, die in der Luft hingen.
    Ja, dachte sie, sie hatte Matteo am Leben gehalten, aber er auch sie. Sein Bedürfnis nach Milch, nach Wärme und Liebe verhinderte, dass sie die Hoffnung aufgab, und so klammerte sie sich auf dieser ewig dauernden Reise an ihn, und während ihr Gesicht immer schmaler wurde, wurden seine Wangen voller und seine Farbe wechselte von Grau zu Rosa.
    Nach ein paar Wochen auf See stellte sie fest, dass Matteo sie intensiver ansah und sie nur losließ, um sich von Hatice stillen zu lassen. Mit seinen hellen Augen folgte er den Mädchen durch die Kabine, und der Ausdruck reiner Freude trat auf sein Gesicht, wenn Tarsis Töchter ihm, eine nach der anderen, einen Kuss gaben oder ihn an den Zehen kitzelten. Hatte er genug getrunken, kehrte Hannah mit ihm auf ihr Lager unter der Treppe zurück.
    Als sich das Meer und mit ihm ihr Magen beruhigt hatte, machte Hannah sich freudig daran, einfache Spielzeuge für Matteo zu bauen. Oben an Deck fand sie ein Stück Tau und knotete ihm daraus eine Puppe. Mit Kohle malte sie dem kleinen Ding ein Gesicht und Ohren, band ihm ein Stück Stoff als Schürze um, versteckte sich dahinter und erweckte es zum Leben. Die von der Schürze herabhängenden Fäden tanzten Matteo dabei über die Wangen. »Hallo, junger Mann«, sang sie mit hoher, kindlicher Stimme, »bist du ein guter Junge? Isst du auch brav dein Essen? Was hast du denn heute Morgen zum Frühstück bekommen?« Wenn die Puppe schließlich müde war, legte sie sich auf Matteos Bauch, und der packte sie und steckte sie sich in den Mund.
    Nachdem etliche Wochen

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