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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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bleiben. Den Salzkreis, den Ihr hier um das Bett Eurer Frau seht? Legt einen ähnlichen Kreis auch um sein Bett. Erneuert ihn täglich, nicht Eure Bediensteten, sondern Ihr selbst. Das wird ihn vor Lilith beschützen. Das Wichtigste aber ist, dass alle Fremden von ihm ferngehalten werden …« Beinahe hätte sie Christen gesagt, aber zu ihrer Erleichterung war ihr gerade noch rechtzeitig das Wort Fremde eingefallen. Sie wollte noch hinzufügen, dass das Baby von Zeit zu Zeit warm gebadet und mit einem Tuch abgerieben werden sollte, doch sie wusste, dass es sinnlos war und sie ihren Atem besser darauf verwandte, beim Pessach-Fest die Kerzen der Menora auszublasen.
    Giovanna saß da und wiegte das Kind, so entspannt, dass Hannah fürchtete, der Junge könne ihr wegrutschen und auf den Terrazzoboden schlagen. Die Frau schien etwas sagen zu wollen, es sich dann aber anders zu überlegen.
    Der Conte di Padovani hielt das Amulett in der Hand, als wäre es eine kleine Taube. Er stand von Lucias Bett auf und ging zu Giovanna hinüber. Sanft legte er das gehämmerte Silber auf die Brust des Babys. Das Kind zuckte, verlor Giovannas Brustwarze und protestierte mit einem kleinen Jammern.
    »Siehst du die Milchbläschen auf seinen Lippen? Che tesoro . Er ist ein Wunder«, sagte er zu Jacopo, der ihm gefolgt war.
    »Ein Engel mit dem Kuss des Teufels auf der Stirn«, sagte Jacopo und deutete auf die roten Druckstellen von den Geburtslöffeln.
    »Unsinn, Jacopo, das ist der Abschiedskuss des Todesengels, der weiß, dass er verloren hat.«
    Der Conte griff in die Tasche seiner Hose und zog einen Golddukaten hervor. »Hier, Giovanna. Das ist für deine gute Arbeit. Du darfst niemandem sagen, was du hier heute Nacht erlebt hast. Gibst du mir dein Wort darauf?«
    »Natürlich, Herr.« Giovanna schob das Baby zur Seite und ließ das Goldstück in ihre Schürzentasche gleiten.
    Dann wandte sich der Conte an Hannah. Er griff in sein Hemd und holte einen Geldbeutel hervor, in dem er ihr die vereinbarten zweihundert Dukaten überreichte. »Sie hat in dieser Nacht nicht nur mein Geld verdient, Hannah, sondern auch meine Dankbarkeit. Keine außer ihr hätte meine Frau und mein Baby retten können.«
    Hannah hörte Giovanna unwillig murren, aber ihretwegen wollte sie sich jetzt keine Sorgen machen. Sie spürte, wie das Lob des Conte ihr Gesicht warm werden ließ.
    »Sie hat ihr Leben und das Leben ihres Volkes aufs Spiel gesetzt«, fuhr er fort. »Und sie hat mir etwas weit Wertvolleres geschenkt, als es Golddukaten entlohnen können.«
    Vielleicht lag es daran, dass sie so müde war, vielleicht war es auch die Wirkung der gütigen Worte des Conte, auf jeden Fall fühlte sich Hannah in diesem Moment selbst wie eine Mutter. Sie hatte alles aufs Spiel gesetzt, um dieses Geld zu verdienen, genau wie Isaak alles riskiert hatte, indem er nach der Levante segelte. Wenn er doch nur so viel Glück gehabt hätte wie sie.
    »Jetzt hat sie die Mittel, ihren Mann zu retten«, sagte der Conte. »Gehe sie heim, sie ist müde.« Er ging hinaus auf den Korridor und holte seinen Mantel, der dort auf dem Boden gelegen hatte. »Sie hat mir ihr Amulett geliehen, so will ich ihr diesen Mantel gegen die kalte Morgenluft leihen. Mein Gondoliere wird sie sicher nach Hause bringen. Sie vergebe mir, dass ich sie nicht begleite, aber der Rest der Familie wartet unten auf die Neuigkeiten.« Er legte Hannah den Mantel um die Schultern, und wieder fühlte sie das schwere Gewicht auf sich lasten.
    Hannah steckte die Dukaten in die Tasche ihrer Cioppà. Nicht einmal Isaak hatte je solch eine Summe verdient. Ihr Herz frohlockte. Sie würde ihren Mann zurückbekommen, und was immer es an Zerwürfnis zwischen ihnen gegeben hatte, würde in Ordnung kommen.
    »Wie werdet Ihr Euren Sohn nennen?«, fragte sie, wusste sie doch, dass die Christen keine vierzig Tage warteten, bevor sie ihren Kindern einen Namen gaben. Indem sie ihre Kleinen sofort tauften, zogen sie die Aufmerksamkeit aller auf sie, einschließlich des Todesengels.
    »Bruno, nach meinem Lieblingsonkel. Er ist ein kräftiger, gesunder Mann, der mit seinen vierundsechzig Jahren gerade erst zum zweiten Mal geheiratet hat.« Der Conte musste ihren Blick bemerkt haben, denn er sagte: »Ihr Gesicht ist ein Spiegel ihrer Gedanken, Hannah. Gefällt ihr der Name nicht?«
    »Oh, es ist ein schöner Name. Nur, ist es weise, ein Kind nach einem lebenden Menschen zu benennen? Der Todesengel könnte in Verwirrung geraten, nach

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