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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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machte ihn ihr nur noch wertvoller.
    »Wachse heran zu einem edlen Mann, kleiner Matteo«, flüsterte sie und sagte zu Giovanna: »Wir haben zusammengearbeitet, um das Leben ihrer Herrin und des Babys zu retten. Jetzt sollten wir uns gemeinsam darüber freuen, dass es gelungen ist.« Sie wollte Giovanna ihre Hand auf den Arm legen, aber die wich zurück, bekreuzigte sich und küsste ihren Daumen.
    Hannah reagierte darauf nicht. Sie hatte dank ihrer Geburtslöffel das Unmögliche geschafft, und bald würde sie auf einem Schiff zu Isaak reisen, um mit ihm jubeln zu können. Sie gab das Baby an Giovanna zurück, worauf es zu jammern begann.
    Niccolò, übernächtigt und nach saurem Wein riechend, kam herein und nickte Hannah zu. Jacopo, der ihn begleitete, ließ sich zu Hannahs Verwunderung auf Lucias Bett nieder und vollführte einen kleinen Hopser darauf. Lucia zuckte zusammen, aber Jacopo blieb ungerührt sitzen, dann trat er zu seinem Bruder.
    Seltsam, dass die beiden die ganze Nacht aufgeblieben waren und auf die Geburt ihres Neffen gewartet hatten. Das tat oft nicht mal der Vater, und schon gar nicht ein Onkel. Aber da standen sie, bei Giovanna, gähnend und rotäugig. Die beiden trugen jetzt schwarze Seidenwesten, und so, wie sie ihre Ellbogen am Körper hielten, erinnerten sie Hannah an zwei Geier, die darauf warteten, dass das Leben aus einem neugeborenen Lamm schwand.
    Niccolò rieb sich die Hände, legte sie aufeinander und blies hinein, obwohl es im Zimmer doch warm war. Er kitzelte das Baby unter dem Kinn. »So ein hübsches Baby. Sie hat unsere Familie sehr glücklich gemacht. Ich danke ihr, Hannah. Sehr gut hat sie das gemacht.«
    Sie nickte und gab sich alle Mühe, erfreut zu wirken, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht beunruhigte sie, wobei sie nicht hätte sagen können, warum.
    »Auf Wiedersehen, cara«, sagte Hannah und trat noch einmal an Lucias Bett. »Ich gehe jetzt.« Lucia griff nach ihrer Hand. Hannah hob sie an die Lippen. »Ihr habt Glück, so ein gesundes Baby und so einen guten Mann zu haben. Möge Eure Kraft bald zurückkehren, so dass ihr es beide genießen könnt.«
    Ein Diener kam herein, nahm Hannahs Leinentasche und führte sie die große marmorne Treppe hinunter zum Kanal, wo die Gondel fest am Anleger vertäut lag. Der Diener gab dem Gondoliere ihre Tasche und wünschte ihr einen guten Tag.
    Hannah blieb noch einen Augenblick auf dem Anleger stehen und sammelte sich. Venedig wachte auf. Die Morgensonne glitzerte auf dem Wasser und tauchte es in Farben wie von Murano-Glas. Der Kanal war bereits übersät mit Booten, die sich gegenseitig den Platz streitig machten. Lastkähne voller Äpfel und Granatäpfel, rund und saftig, bewegten sich zum Mercato di Rialto, und auf der anderen Seite des Kanals bot ein Fischhändler Schnapper und Barsche feil, deren Schuppen perlweiß im ersten Tageslicht schimmerten. Die Läden waren voller früher Einkäufer, Wasserhändler kamen vom Brunnen auf der Piazetta zurück, die Eimer bis an den Rand gefüllt.
    Der Gondoliere in der Livree der Familie di Padovani bot ihr seinen Arm und half ihr in das Boot. An seinem Grinsen konnte sie erkennen, dass er die gute Nachricht vernommen hatte.
    Als sie in der verhängten Kabine saß, reichte er ihr ihre Leinentasche, die sich merkwürdig leicht anfühlte. Sie schüttelte sie und lauschte auf das gewohnte Klirren der Silberlöffel, hörte aber nichts. Sie sah hinein und suchte mit der Hand darin herum.
    Schließlich nahm sie alles heraus und verteilte es neben sich auf dem Sitz: das eiserne Messer, den kleinen Schleifstein, den Verbandsmull, das Mandelöl, den Seidenfaden zum Abbinden der Nabelschnur, die Kräuter, die anatolische Creme und das verkorkte Fläschchen Cayennepfeffer. Sie nahm die Kerze vom Wandleuchter der Kabine und hielt sie hoch, um besser sehen zu können.
    Ihre Geburtslöffel waren verschwunden.

Kapitel 7

    D er Karren rumpelte über die Küstenstraße vom Kloster der heiligen Ursula in die Stadt. Immer wieder landeten die Räder in Rillen und Rissen, und Isaak musste verbissen kämpfen, um sie freizubekommen. Schwester Assunta lief der Schweiß übers Gesicht, ihr Nonnenschleier war tropfnass. Sie rief ihm Befehle zu, wie er die Eichenräder des Karrens am besten fortbewegte. Niemand auf der Straße bot seine Hilfe an, wenn auch immer wieder Pferdewagen und Männer vorbeikamen, die ihr knochiges Vieh auf den Markt trieben. Sie grüßten Schwester Assunta, aber sobald sie das Fußeisen an

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