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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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bevor er uns das Obst stiehlt«, sagte Giorgio. »Was glaubt Ihr denn? Mein Bruder will diesen Ungläubigen genauso wenig wie Ihr.«
    »Er ist ungläubig, aber er hat ein spezielles Talent«, sagte Assunta.
    »Sagt mir«, setzte Isaak noch einmal nach. »Was sind die Umstände Eurer Werbung?«
    Giorgio antwortete mit unerwartetem Eifer: »Mein Bruder hat um die Hand einer Frau angehalten, aber sie will ihn nicht.«
    Joseph sah seinen Bruder wütend an.
    »Eine Frau zu umwerben ist eine heikle Sache, wie ich selbst nur zu gut weiß«, sagte Isaak. Seine Müdigkeit schien von ihm abzufallen. »Meine eigene Frau, ihr Name sei gepriesen, war nur schwer zu gewinnen. Das Liebeswerben verlangte viele Briefe.« Das war eine Lüge, aber Isaak hatte ein Talent fürs Geschichtenerfinden. »Um ehrlich zu sein, eine erfolgreiche Brautwerbung ohne Briefe ist kaum möglich.«
    Die beiden Männer und auch Schwester Assunta starrten ihn an.
    »Warum lässt du die ganze Welt meine Angelegenheiten hören?«, fuhr Joseph Giorgio an. Dann wandte er sich Isaak zu: »Halte dich da raus, das geht dich nichts an.«
    »Aber natürlich geht es mich etwas an. Sind wir nicht beide Männer? Brauchen wir nicht alle Frauen, die uns Kinder gebären und im Bett gefallen?« Er musste an Hannah denken und wünschte für sich und sie, sie hätte auch Ersteres erfüllt. »Lasst mich raten, welchen Grund die Dame für ihre Zurückweisung hat. Denkt sie, Ihr seid zu arm? Mag sie Euren Charakter nicht? Hält sie Euch für einen Nichtstuer?« Isaak holte tief Luft. »Oder findet sie Euch vielleicht abstoßend?«
    Eine lange Pause entstand, bis Giorgio seinem Bruder in die Seite stieß. »Nun antworte ihm schon. Vielleicht kann er dir ja wirklich helfen.«
    »Ich habe neben dem Handel mit Menschenkraft für die Galeeren noch eine weitere Einnahmequelle«, sagte Joseph. »Ich liefere ihnen nicht nur Sklaven, sondern auch Segel. Den Stoff behandle ich mit Schafspisse, und sie behauptet, ich rieche danach. Sie hat ein Auge auf einen Schreiner geworfen. Einen Winzling mit einem riesigen Kopf.« Er ließ sein Haupt hin und her wackeln, um das Gesagte zu unterstreichen. »Jeder riecht nach etwas, der Schreiner nach Holzspänen und Karnickelleim. Und Ihr, Schwester …«, er sah Assunta an, »das soll jetzt nicht respektlos klingen, aber Ihr tragt den Geruch von Zwiebeln und Schaffellen an Euch. Das ist normal. Wir alle riechen nach dem, wovon wir leben.«
    Der leichte Wind drehte etwas, und Isaak spürte ein Brennen in Augen und Galle aufsteigen. Es war, als marschierte er geradewegs in einen Kamelarsch hinein. »Gestank sollte kein Hemmschuh für Eure Liebe sein«, erklärte er, hielt kurz inne und spürte vor allem Schwester Assuntas Blick auf sich. »Es gibt da einen Ausdruck, den Ihr vielleicht schon gehört habt: Je stärker der Bock stinkt, desto mehr liebt ihn das Mutterschaf. «
    Giorgio und Schwester Assunta kicherten.
    »Aber nicht im Fall dieser Frau, wie es scheint, deren Name wie lautet?«, fragte Isaak.
    »Gertrudis.« Joseph hauchte den Namen mit einer Andacht, als handelte es sich um die Heilige Jungfrau.
    Schwester Assunta fing Isaaks Blick auf und schüttelte den Kopf auf eine Weise, die zu besagen schien: Hast du den Verstand verloren?
    Ein Eselskarren rumpelte vorbei, vollgeladen mit Holzlatten.
    Isaak wandte sich an Joseph. »Gebt Schwester Assunta ihre fünfzehn Scudi, und ich schreibe Euch einen Brief für sie, der selbst noch das kälteste Herz erwärmt.«
    »Du redest Unsinn«, sagte Joseph und stellte den Korb auf dem Travois ab.
    Isaak ließ sich nicht stoppen. »Ihr werdet sehen: Die schöne Gertrudis wird in Liebe zu Euch entflammen.«
    Schwester Assunta schob Isaak ein Stück von Joseph weg und flüsterte ihm ins Ohr: »Unser Freund hat keine größere Chance, die Hand dieser Frau zu gewinnen, als es einem Pavian gelingen wird, auf seinen Hinterbeinen zu stehen und ein Seefahrer-Shanty zu pfeifen. Sie ist die gutaussehende Witwe, die mir gestern die fünf Scudi für dich gegeben hat.«
    »Meine Wohltäterin, nun ja.« Isaak zog eine Grimasse. »Ich verstehe, was Ihr meint, Schwester.«
    Sie wandten sich wieder Joseph und seinem Bruder zu.
    Giorgio zog Joseph am Ärmel. »Komm schon, ich brauche eine Erfrischung, um mir den Staub aus der Kehle zu spülen. Gertrudis ist ein Paradiesvogel, der weit außerhalb deiner Reichweite fliegt.«
    Joseph griff an den Bund seiner Hose und zog eine alte Ledergeldbörse hervor. Daraus nahm er drei

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