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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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er doch bisweilen Wert auf Prunk, Pomp und erlesene Festivitäten. Es ging ihm jedoch einzig darum, die Macht seines Amtes wie seiner Persönlichkeit nach außen hin zu demonstrieren.
    »Ich genieße diesen Überfluss nicht um meinetwillen, sondern ich sehe dadurch das Königtum geehrt.« Er sagte es beinahe entschuldigend, denn die Heilerin hatte ihn ganz vorsichtig ermahnt, um Himmels willen nicht allzu sehr über die Stränge zu schlagen. Des Königs Aussehen verhieß nichts Gutes und der Herrscher selbst teilte durchaus »Junker Garweins« Bedenken.
    »Ich hoffe, dass ich während meines Aufenthalts in Italien von den Koliken verschont bleibe«, vertraute er Griseldis seine große Sorge an. »Von einem Herrscher wird erwartet, dass er stets stark und gesund ist. Krankheit setzen die Menschen gleich mit geistiger und seelischer Schwäche. – Von einem König, der ein Leiden hat, fühlen sie sich nicht ausreichend beschützt und schnell suchen sie sich einen anderen, einen stärkeren Herrn.«
     
     

KAPITEL 20
     
    I N V ERONA EMPFING der König Boten seines Kanzlers Eberhard, der in seinem Namen zusammen mit der Königin zu Hause die Regierungsgeschäfte führte. Heinrich wünschte auch in der Ferne, über sämtliche Ereignisse unterrichtet zu werden.
    »Das geschieht nicht aus Misstrauen gegen Euch, liebe Kunigunde«, hatte er beim Abschied zu seiner Mitregentin gesagt, »aber ich brauche unbedingt alle Informationen, damit ich, so es erforderlich wäre, den Italienzug abbrechen und auf kürzestem Wege nach Bamberg zurückkommen könnte.«
     
    Die Stunde des Abschieds hatte in Verona geschlagen und das Heer mit Heinrich und seinem jungen Schwager Giselbert sowie Herzog Otto von Kärnten an seiner Spitze setzte sich erneut wie ein träger Lindwurm in Bewegung. Die Reise ging nun nach Pavia, über Brescia und Bergamo, wo die Deutschen wiederum bejubelt wurden.
    In Pavia war das wichtigste Ereignis dieser Heerfahrt geplant: Hier sollte Heinrich zum lombardischen König gekrönt werden – Herrn Arduins ungeachtet; niemand erwähnte auch nur dessen Person.
    Erzbischof Arnulf von Mailand war geladen worden, am 14. Mai im Jahre 1004 die feierliche Zeremonie in San Michele am Sonntag Cantate vorzunehmen. Mit großem, feierlichem Zeremoniell wurde die Krönung vollzogen.
    Alle waren hochgestimmt, nur Griseldis’ Herz war schwer. Eine unheilvolle Ahnung durchzog ihr Gemüt und lag zentnerschwer auf ihrer Seele. Eine Vision maßlosen Unheils bedrückte sie bereits seit dem frühen Morgen.
    In der vergangenen Nacht hatte sie gar von Blut und Feuer geträumt und auch jetzt, am helllichten Tage, war ihr unendlich bang: Eine Katastrophe dünkte ihr unausweichlich, ohne dass sie wusste, welcher Natur diese sein würde, noch auf welche Weise sie zu verhindern wäre.
    »Dies ist der schönste Tag in meinem Leben«, frohlockte Vater Berchtold mit tränenfeuchten Augen. »Diese Pracht, dieser Aufwand, diese Freude! Dass ich das noch erleben darf, erfüllt mein Herz mit überschwänglicher Dankbarkeit gegen GOTT, unseren HERRN.«
    Der alternde Mönch wusste sich vor Begeisterung gar nicht mehr zu fassen, aber sein Herr war, bei aller Genugtuung, keineswegs von überschäumender Euphorie erfüllt.
    »Ich weiß nicht, Mönchlein«, murmelte Heinrich vorsichtig, »gerade dieser unbändige Jubel macht mich ein wenig stutzig.«
    Der Benediktiner sah ihn verständnislos an, woraufhin Heinrich rasch hinzufügte: »Ich kann mich nicht ohne Bedenken dem Frohsinn hingeben. Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl, Pater. Es ist mir, als drohe uns Verrat. Aber gewiss reagiere ich überempfindlich und bin einfach zu misstrauisch.«
    Mit diesen Worten legte der König dem Mönch und Herrn Giselbert, Frau Kunigundes Lieblingsbruder, die Arme um die Schultern: »Kommt, meine Freunde, lasst uns das Ereignis gebührend feiern!«
     
    Griseldis und König Heinrich hatte ihre Ahnung leider nicht getrogen: Noch am Abend des Krönungstages brach der von langer Hand geplante Aufstand der Pavesen aus. Die Lage war besonders heikel, denn durch die nächtlichen Festlichkeiten war die Aufmerksamkeit der Deutschen eingeschläfert. Jeder hatte schon reichlich dem Alkohol zugesprochen und niemand dachte an etwas Böses – bis sich das Volk Pavias zusammenrottete und die Ausschreitungen begannen.
    Erzbischof Heribert von Köln, der zuerst an mutwillige, dumme Jungenstreiche glaubte, wollte den Krawall von einem Fenster des Festsaalbaues aus beschwichtigen.

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