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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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von Eichstätt. Dann habe ich den König gelobt, dass er schon Vorarbeit geleistet habe.«
    Vater Berchtold grinste, als er Griseldis davon erzählte. »Auch der Kanzler hat sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können.«
    Heinrich hatte bereits am 6. Mai 1007, an seinem vierunddreißigsten Geburtstag, einer neuen Kirche in Bamberg alle seine Eigengüter im Volkfeld und Rednitzgau überschreiben lassen. Eigentlich konnte kein Zweifel mehr darüber bestehen, welche Absicht der König wirklich hegte.
    Heinrich wollte zügig die in der Tat reichlich schwierigen Verhandlungen mit dem Würzburger Bischof Heinrich angehen. Die Unterredung mit seinem Vetter Megingoz glaubte er auf einen späteren Zeitpunkt hinausschieben zu können. Frau Kunigunde teilte allerdings den Optimismus ihres Gemahls nicht.
    »Der Würzburger ist ein stolzer Mann und er wird es nicht dulden, dass Ihr Euch anschickt, seine Macht zu beschneiden.«
    »Kennt Ihr den Sinn der Gründung eines neuen Bistums, Pater?«, wollte Griseldis wissen.
    »Der König beabsichtigt, einen Schutzwall gegen die Slawen am oberen Main, im Fichtelgebirge und in den benachbarten Teilen von Böhmen zu errichten«, verkündete Vater Berchtold offenherzig. »Zugleich soll das neue Bistum Mittelpunkt der Missionierung der Mainwenden werden und die deutsche Besiedelung dieser menschenarmen Gegend voranbringen. Würzburg, zu dessen Diözese bisher auch der obere Lauf des Mains gehört, liege für diese Aufgaben zu weit entfernt, meint jedenfalls Herr Heinrich.«
    Unauffällig musterte der Benediktiner Griseldis. Blass und mager erschien sie ihm in letzter Zeit und sehr still. Sie saßen zusammen in dem kleinen Haus nahe der königlichen Hofhaltung, das die Heilerin erst kürzlich bezogen hatte, um ungestörter die Krankenströme behandeln zu können.
    Um sie von ihrem nicht nachlassenden Heimweh ein wenig abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen, hatte der Mönch ihr vorgeschlagen, ein medizinisches Werk zu verfassen. Griseldis sollte für die Sachbeiträge verantwortlich sein, während Vater Berchtold sich um die Illustrationen kümmern wollte.
    Auch jetzt arbeiteten sie gemeinsam an dem Buch der Heilerin mit dem Titel Ars Medicinae. Mittlerweile waren sie beim Kapitel über Geburtshilfe angelangt. Der Mönch winkte ab.
    »Davon, liebe Tochter, verstehe ich nun überhaupt nichts! Befragt mich meinetwegen über Gliederreißen, Kreuzschmerzen, Magenverstimmung oder von mir aus über Frostbeulen. Aber bei allem, was die Frauenheilkunde anbelangt, bin ich mit Sicherheit die falsche Person.«
    Griseldis schmunzelte.
    »Und was tätet Ihr, Pater, wenn Ihr unversehens in die Lage kämt und einem Weib in Kindsnöten beizustehen hättet?«
    »Beten«, gab der alte Benediktiner prompt zur Antwort, »und so schnell mich meine morschen Knochen tragen wollen zur nächstbesten Wehmutter laufen.«
    Jetzt lachten beide.
    »Lasst uns für heute aufhören«, schlug Griseldis vor, »und über andere Dinge reden.«
    Dem alten Mönch war es recht und er wechselte gleich das Thema:
    »Ganz so wie die Königin vermutet hat, ist es geschehen: Der Würzburger Bischof wollte von einer Verkleinerung seines Bistums nichts wissen. Da bewies Herr Heinrich wieder einmal seine Verschlagenheit, zu der er durchaus fähig ist, wenn es sich darum handelt, den eigenen Willen durchzusetzen. Er ließ Bischof Heinrich zu sich rufen und schmierte ihm ordentlich Honig ums Maul.
    Er könne Erzbischof werden, hat er zu ihm gesagt, und das neue Bistum Bamberg wäre dann sein Suffragan. Bischof Heinrich solle diese große Ehre bedenken. Ein Suffragan ist ein untergeordnetes Bistum«, sagte der Mönch erklärend zu Griseldis, die ihn fragend angesehen hatte.
    »Und in der Tat gelang es ihm damit, Heinrich von Würzburg zu ködern. Dessen sehnlichster Wunsch ist es nämlich schon lange, zum Erzbischof ernannt zu werden. Nach kurzem Überlegen stimmte er dem Vorschlag zu.«
    Pater Berchtold war über des Königs Schachzug sichtlich erheitert und Griseldis staunte zum wiederholten Male, wie klug der König es stets bewerkstelligte, seine Wünsche erfüllt zu sehen. Statt zu befehlen, arbeitete er lieber mit den Mitteln der Überredung. Oft stellte es sich sogar so dar, dass der andere glaubte, es wäre seine eigene Idee gewesen und es gar nicht gewahr wurde, dass er längst über den Tisch gezogen worden war. Die Heilerin bewunderte wieder einmal ihren königlichen Patienten – trotz seiner gelegentlichen

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