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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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zusätzlich den hölzernen Laden zu, den sie mit einem Riegel sicherte.
    Die Nacht mit ihren düsteren und gefährlichen Gedanken sollte aus ihrer einsamen Kammer ausgesperrt bleiben.
     
     

KAPITEL 24
     
    E INES T AGES , ES lag bereits Schneeluft über dem Land, kam ein Patient zu ihr, der sich die rechte Hand verletzt hatte. Er nannte sich Meister Konrad und war gelernter Steinmetz und Baumeister.
    Griseldis erschrak, als sie die platt gedrückten Fingernägel und -kuppen der malträtierten, stark blutenden Hand zu Gesicht bekam, nachdem sie den schmutzigen provisorischen Verband gelöst hatte.
    ›Ob ich das wieder hinkriege, mein Guter?‹, dachte sie zweifelnd und musterte mitleidig den großen, breitschultrigen Mann. Auch der konnte seinen Blick nicht von ihr wenden – trotz der beträchtlichen Schmerzen, die er haben musste.
    »Bitte haltet still, Meister Konrad«, verlangte die junge Heilerin streng, »sonst kann ich nichts ausrichten.«
    »Verzeiht, Jungfer. Ich will Euch Eure Arbeit nicht unnötig erschweren«, entschuldigte sich der Mann und blieb reglos sitzen, bis sie mit dem Säubern, Schienen und Verbinden der gequetschten Gliedmaße fertig war.
    »Sagt mir, wie ist es zu dieser bösen Verletzung gekommen?«, wollte Griseldis anschließend wissen. Und er erzählte ihr, er habe sich auf das Errichten von Kirchen spezialisiert. Und auf der Baustelle sei der Unfall passiert.
    »Ich habe einfach einen Augenblick lang nicht aufgepasst und eine Fuhre Steine ist auf meine Hand herabgesaust. Es war meine eigene Dummheit«, sagte er mit einem schiefen Lächeln.
    Griseldis schien der blauäugige, etwa Mitte dreißig Jahre alte Mann mit dem breiten, offenen Gesicht ein liebenswerter Mensch zu sein. So gab sie auch gleich ihr Einverständnis, als Meister Konrad darum bat, sie demnächst erneut aufsuchen zu dürfen.
    »Das müsst Ihr sowieso, Herr Konrad«, sagte sie und lächelte ihn an. »Ich muss doch Eure Hand jeden Tag begutachten, die Wunde säubern und einen frischen Verband anlegen.«
    ›Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt und bereits eine alte Jungfer‹, dachte sie. ›Aber bis jetzt hat mir noch kein Mann so gut gefallen wie dieser Baumeister.‹
    Das stimmte zwar so nicht ganz, aber in diesem Augenblick dachte sie tatsächlich nicht an den König. Und außerdem konnte sie von dem sowieso nur träumen…
    Griseldis wusste, dass ihre gleichaltrigen Freundinnen aus Tannhofen bereits alle längst verheiratet waren und Kinder hatten. Nur sie war noch nicht unter der Haube.
    ›Aber vielleicht hat dieser Steinmetz ja schon eine Ehefrau?‹, überlegte sie und spürte deutlich, wie enttäuscht sie darüber wäre. Er war ein gutes Stück größer als sie und ziemlich muskulös. Obwohl nicht mehr der Jüngste, war er dennoch von jugendlicher Erscheinung; sein dichtes, hellbraunes Haar fiel ihm bis auf die breiten Schultern, den dunkelbraunen Kinnbart trug er modisch kurz und auch der gestutzte Oberlippenbart ließ genug von seinen genussfreudigen Lippen sehen.
    ›Wie es wohl sein mag, von ihm geküsst zu werden?‹, überlegte Griseldis und sah ganz genau seine freundlichen, blauen Augen mit den zahlreichen, kleinen Lachfältchen drum herum vor sich. Gleich darauf verbat sie sich energisch diesen Gedanken; erst wollte sie in Erfahrung bringen, ob er nicht bereits vergeben war.
     
    Meister Konrad sollte für den König in Bamberg eine neue, große Kirche entwerfen. Noch müssten die Pläne geheim bleiben, hatte er gesagt, worauf Griseldis versprach, kein Sterbenswort zu verraten.
    »Nach dem Wunsch von König Heinrich soll dieses Gotteshaus eine Überraschung für seine Gemahlin werden. Ich denke, nicht nur für die Königin wird es eine, sondern erst recht für die betroffenen Bischöfe. Die müssen nämlich alle ein Stück von ihren Bistümern opfern, damit ein neues geschaffen werden kann«, sagte Meister Konrad grinsend.
    »Wer spricht denn gleich von einem neuen Bistum?«, gab Griseldis vor und ließ sich ihr Wissen nicht anmerken. Sie wollte es noch einmal genau von Konrad hören.
    »Schau dir doch den Bauplan an, den ich gezeichnet habe.« Mittlerweile waren beide dazu übergegangen, sich in vertrautem Ton zu duzen.
    Da Griseldis nun aus sicherer Quelle wusste, dass Meister Konrad noch ungebunden war, hatte sie ihm letzthin sogar erlaubt, ihr zum Abschied einen Kuss zu geben.
    »Diese doppeltürmige Anlage mit den zwei Krypten sagt alles: Es wird ein Dom. Und ein Dom ist nun einmal die Kirche eines

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