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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Bischofs. Aber niemand soll vorerst davon wissen.«
    »Wo genau sollst du diesen Dom denn bauen?«, erkundigte sich Griseldis, erfreut über das Vertrauen, das Konrad ihr entgegenbrachte.
    »Er soll auf der Anhöhe über den Fundamenten der Kapelle und über dem Friedhof der ehemaligen Babenburg errichtet werden, die der König von seinem Vater geerbt hat. Diese Kapelle, also der Vorgängerbau, hatte aus irgendeinem mir unbekannten Grund keine genaue Ost-West-Ausrichtung, wie sie Kirchen normalerweise haben. So werde auch ich mich daran halten und der ›Heinrichsdom‹, wie ich ihn nenne, wird sich von Nordosten nach Südwesten erstrecken.«
    Griseldis starrte angestrengt auf den Bauplan.
    »Leider verstehe ich so gut wie nichts davon, Konrad. Gewiss wird diese Kirche sehr groß werden, nicht wahr?«
    »Nun ja, freilich. Allerdings wird der neue Dom nicht so riesig wie der in Mainz, der ganze einhundertundsechzehn Meter misst. Oder gar der Dom von Speyer, welcher gar eine Länge von einhundertvierunddreißig Metern hat. Unserer in Bamberg wird mit einer Gesamtlänge von etwa fünfundsiebzig Metern eher bescheiden. Statt vier Türmen soll er auch bloß zwei erhalten, die den Ostchor flankieren.«
    Meister Konrad faltete behutsam die Pläne des Kirchenbaus zusammen, die der König in Auftrag gegeben hatte, und zog Griseldis auf seinen Schoß.
    »Warum siehst du so traurig aus, mein Schatz?«, wollte er alsbald wissen, als ihm die wehmütige Miene der jungen Frau auffiel.
    »Wir haben so selten Gelegenheit, uns zu sehen, Konrad. Und jetzt, wo deine Hand wieder ganz verheilt ist, hast du keinen Grund mehr, mich aufzusuchen.«
    »Nun ja, ich könnte mir ja zur Abwechslung einen Steinbrocken auf den Fuß fallen lassen. Was hältst du davon? Das wäre gewiss ein schicklicher Anlass, dich erneut als Heilerin zu konsultieren, Liebste.«
    »Ach, du machst dich doch bloß lustig über mich.« Griseldis schmollte ein wenig.
    »Darf ich das so verstehen, dass du, wenn du mich eine Weile nicht sehen könntest, vielleicht ein wenig Sehnsucht nach mir hättest?«, fragte Konrad und grinste.
    »Sehnsucht? Ich? Nach dir? Aber keine Spur«, behauptete Griseldis und wollte sich von Konrads Knien erheben. Aber der Mann hielt sie fest.
    »Kannst du ein Geheimnis bewahren, Liebchen?«, wollte er wissen.
    »Noch eines?« Griseldis schaute Meister Konrad forschend ins Gesicht.
    »Ich habe dem König von uns beiden erzählt und Herr Heinrich meinte, falls es uns beiden ernst ist, sei das Beste, ich würde hier in der Nähe der Königspfalz ein Haus für uns suchen oder noch besser, ein neues bauen. Du weißt, was das bedeutet?«
    »Oh Konrad, das heißt ja, König Heinrich hat dir erlaubt, mich zu deiner Frau zu nehmen! Das ist einfach wunderbar.«
    Und sie küsste ihren Liebsten, dass dieser glaubte, die Sinne würden ihm vergehen. Es war wirklich Zeit, dass sie heirateten – und zwar so bald wie möglich.
    »Vergibst du mir, dass ich mit unserem hohen Herrn darüber gesprochen habe, ohne dich vorher zu fragen?«, erkundigte sich Konrad zwischen zwei leidenschaftlichen Küssen.
    »Eigentlich ist es ja unverzeihlich. Aber ausnahmsweise will ich Gnade vor Recht ergehen lassen und dir deine Eigenmächtigkeit vergeben, Liebster«, flüsterte Griseldis ihrem zukünftigen Ehemann ins Ohr. Dann schmiegte sie sich wieder ganz eng an ihn und gab sich seinen Zärtlichkeiten hin.
     
     

KAPITEL 25
     
    E S VERGING KEIN Tag, an dem Vater Berchtold nicht bei Griseldis in ihrem kleinen Behandlungsraum in der Königspfalz auftauchte. Zum einen ließ er gerne seinen hartnäckigen Husten behandeln und zum anderen liebte er die Unterhaltungen mit der jungen Frau, die so wenig kannte, aber durchaus wissbegierig war.
    »Was dir an Bildung fehlt, mein Kind«, sagte der Mönch oft, »das machst du wett mit deinem Lerneifer.«
    Mittlerweile war es kurz vor dem Jahreswechsel von 1007 auf 1008. Lange und geduldig hatte Griseldis auf eine Gelegenheit gewartet, dass ihr der Benediktiner erneut von Herrn Heinrich erzählte und der Art und Weise, wie er schließlich König geworden war.
    Endlich war es so weit und Pater Berchtold fuhr in seiner Berichterstattung fort.
     
    Herz und Leber hatte man dem toten Kaiser Otto bereits in Italien entnommen. Dann balsamierte man die Organe ein und bewahrte sie in silbernen Gefäßen auf, welche nun in der Gruft des Domes zu Augsburg feierlich beigesetzt werden sollten.
    Bischof Siegfried von Augsburg hielt eine fulminante

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