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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Einfluss von Euresgleichen hat Heinrich von Jugend an geprägt, vor allem sein Verhältnis zu Frauen – und nicht zu seinem Vorteil! Lasst Euch das gesagt sein, Pater.«
    Empört schnappte der Benediktiner nach Luft und Griseldis spitzte in ihrem Versteck die Ohren. Ehe er aber zu Wort kam, fuhr Irmintraut fort:
    »Kaiser Karl, den die meisten den Großen nennen, und sehr viele sogar einen Heiligen, hat die Frauen geliebt und die Liebe: Er war mehrmals verheiratet und hatte zahllose Liebschaften. Aber er duldete niemals, dass die Kirche sich in sein privates Leben einmischte. Kein Bischof und kein Beichtvater konnten ihm je die Lust an der fleischlichen Liebe vergällen. So hat Karl noch als alter Mann ein Kind gezeugt mit einer blutjungen Magd, die ihm eigentlich nur das Bett hätte wärmen sollen.
    Er war noch keine sechzehn, als ihm sein Vater, Pippin der Kurze, erlaubte, eine Friedelfrau zu nehmen. Das in einem Alter, in dem unser König Heinrich sich demütig den Bußübungen seines Beichtvaters unterwerfen musste, falls ihm seine natürlichen Triebe zu schaffen machten.
    Wohlgemerkt, Vater Berchtold, Triebe, die von GOTT stammen und nicht etwa vom Teufel, wie die scheinheiligen Tugendwächter es so gerne behaupten. Und alles, um die Schäflein am Zügel zu halten wegen des schlechten Gewissens, das Ihr ihnen einzuflößen versteht.«
    Frau Irmintraut hatte sehr temperamentvoll argumentiert und einiges von dem, was sie gesagt hatte, erschien Griseldis durchaus vernünftig. Zumindest war es einer Überlegung wert; doch der Ton, den die Base Kunigundes angeschlagen hatte, war keineswegs angemessen.
    »Ihr lästert und macht Euch lustig über die heilige Mutter Kirche«, begann Berchtold salbungsvoll. Aber er kam damit nicht weit.
    »Lasst Euer müßiges Geschwätz, Pater«, wies ihn die Dame barsch zurecht. »Wir haben hier kein Publikum, vor dem Ihr Euch aufspielen müsstet. Und ich wiederhole es gerne: Der Einfluss von Geistlichen auf die Erziehung eines jungen Mannes, die ihm stets von Keuschheit und Unterdrückung des natürlichen Dranges faseln, ist von größtem Übel. Was ein Jüngling braucht, ist nicht Enthaltsamkeit, sondern liebevolle und vor allem sachkundige Anleitung beim wunderbaren Spiel der Geschlechter.«
    Vater Berchtold schnappte regelrecht nach Luft und Griseldis hatte Mühe, ein nervöses Kichern zu unterdrücken.
    »Um wieder auf Karl den Großen zurückzukommen: Er besaß eine Unmenge an Frauen, Friedelfrauen, Ehefrauen, Nebenfrauen, Mätressen, Mägde, Sklavinnen und käufliche Venusdienerinnen, die er allesamt beglückte. Und er hinterließ bekanntlich eine ansehnliche Kinderschar. Was man von unserem König nicht gerade behaupten kann, nicht wahr?«
    »Ihr seid einfach unverschämt, Frau Irmintraut«, rief Vater Berchtold außer sich. »Ihr wagt es, Herrn Heinrich für seine Kinderlosigkeit zu schmähen? Wenn der König keine Nachkommen hat, so ist das gottgewollt.«
    »Gütiger Himmel«, erwiderte die Base Kunigundes respektlos, »es ist doch gar nicht erwiesen, ob es nicht an meiner lieben Schwester liegt, dass noch immer kein königlicher Spross diese Ehe segnet. Aber wie will Heinrich das jemals herausfinden, wenn die Kirchenmänner ihm immer einreden, ein guter Christ dürfe nur seine eigene Ehefrau beschlafen?«
    »Genauso ist es auch«, entgegnete der Mönch aufgebracht.
    »Das mag ja vielleicht für das einfache Volk Geltung haben. Aber für hohe Herren oder gar für Könige treffen stets andere Regeln zu«, gab sich Frau Irmintraut noch lange nicht geschlagen.
    »Aber ich verstehe durchaus, dass der Kirche die Lage, so wie sie derzeit ist, gar nicht schlecht gefällt. Hätte der König Kinder, würde er das Krongut viel besser zusammenhalten und nicht so freigebig Kirchen und manche Klöster aus seiner Privatschatulle versorgen.
    An der angeblichen, definitiv aber keineswegs bewiesenen Zeugungsunfähigkeit unseres Herrscherpaares stößt sich Eure ›heilige Mutter Kirche‹ gesund in einem Ausmaße, das schon unanständig zu nennen ist.«
    »Wieso nennt Ihr sie ›Eure‹ Kirche?«, hakte der Benediktiner lauernd ein. »Ist sie nicht auch die Eurige?«
    »Ihr seid ein Komödiant, lasst es gut sein«, gab ihm die Erste Hofdame dreist zur Antwort. »Ich weiß, dass Ihr schon mehrmals versucht habt, mich als Hexe zu verleumden. Aber das ist Euch bisher nicht geglückt und wird Euch auch nie gelingen. Dazu liebt mich Kunigunde viel zu sehr und sie braucht mich auch zu

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