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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Schmerzen wimmernden Mann ihre Hände auf den Leib. Auch dieses Mal bewirkte die Heilerin sofort eine spürbare Besserung. Innerhalb einer halben Stunde gingen zwei große, ziemlich scharfkantige Blasensteine ab.
    Auf Griseldis’ Anweisung hin brachte eine Magd feuchtheiße Tücher, die die Heilerin um den Unterkörper des Königs wickelte. Darüber kamen noch zwei wollene Decken, womit sie ihn gut zudeckte. Ein wenig Mohnsaft in einem Becher mit Wein sollte bewirken, dass der erschöpfte Patient in einen heilsamen Schlaf sank. Er hatte es gerade noch geschafft, seinen Dank zu murmeln.
    »In einigen Stunden, so gegen Morgen, wird Herr Heinrich völlig schmerzfrei erwachen. Aber den morgigen Tag sollte er noch liegen bleiben. Er wird stark schwitzen und nach dem Erwachen muss ihn sein Leibdiener trocken reiben und ihm frische Unterkleider anziehen.
    Und danach ist Euer Gemahl wieder ganz gesund, edle Frau«, sagte sie zur Königin, die selbst am Rande der Erschöpfung schien, so sehr hatte sie mit Heinrich gelitten. Kunigunde schloss Griseldis spontan in ihre Arme, wobei sie Tränen der Dankbarkeit vergoss.
    »Wenn jemand den Titel ›Heilerin‹ verdient, dann seid Ihr das, meine Liebe.«
     
    Sooft die Hofhaltung des Königs ihren Standort wechselte, fand sich allerhand Volk ein, das seine Dienste dem riesigen Haushalt anbot und vom schillernden Hofleben angezogen wurde: Kaufleute, Händler, Handwerker, Pilger, Mönche, Heilkundige und Sänger – aber auch Bettler, Gaukler und käufliche Frauen. Griseldis’ scharfen Augen waren diese nicht entgangen.
    »Sagt mir, Pater, wozu finden sich hier solche Scharen von Hübschlerinnen ein? Wollen die womöglich alle mitziehen?«, hatte sie beim ersten Mal naiv gefragt.
    »Nicht jeder von des Königs Mannen ist beweibt. Aber jeden plagt ab und an das Verlangen nach weiblicher Gesellschaft und zärtlicher Hingabe – auch wenn er dafür bezahlen muss«, hatte ihr der Mönch ehrlich geantwortet. In der Tat erhoben weder Heinrich noch seine Gemahlin oder die Geistlichen Einspruch gegen die Anwesenheit der Huren.
    »Ihre Nützlichkeit ist unbestritten und wurde bereits vom heiligen Augustinus bestätigt: Schützen sie doch die Tugend der unbescholtenen Jungfrauen vor den Zudringlichkeiten der Männer. Nur die unverschämten, törichten Weiber, die ihre Kunden zu Trunksucht, Zank und Raufereien anstacheln, lässt der König vertreiben. Kehren diese Dirnen zurück und haben nichts dazu gelernt, lässt er sie von seinen Knechten auspeitschen und endgültig verjagen.«
     
     

KAPITEL 42
     
    K URZ DARAUF WAR Griseldis Zeugin geworden, wie Frau Irmintraut sich diesbezüglich über den König mokierte.
    »Ich dachte, ein Herrscher sollte Wichtigeres zu tun haben, als den Hurenweibel seiner Männer zu spielen«, rief sie spöttisch aus. Die anwesenden Höflinge lachten. Vater Berchtold wandte sich daraufhin um und widersprach ihr scharf:
    »Es ist sehr wohl die Aufgabe des Königs, dafür zu sorgen, dass zwischen seinen Mannen Eintracht herrscht und nicht durch liederliche Frauenzimmer Zwietracht gesät wird. Die Huren sind nur geduldet, um die jungen Hengste ruhigzustellen und nicht, um sie zu Streitsucht und Hader aufzuhetzen. Sie sollen ihre Kampfkraft für den Feind aufbewahren und sich nicht gegenseitig erschlagen – und das alles für die höchst zweifelhafte Gunst eines käuflichen Weibsbilds.«
    Die Höflinge hatten sich angesichts des streitlustigen Paters verzogen, aber Griseldis vermutete, dass dies ein interessanter Disput zu werden versprach. Sie wandte sich ab, bezog aber in unmittelbarer Nähe hinter einem Mauervorsprung Horchposten, ohne von den beiden gesehen zu werden.
    »Ach, Mönchlein«, sagte da auch schon Frau Irmintraut und lachte geringschätzig. »Ich durchschaue Euch wohl. Im Grunde haltet Ihr von allen Frauen recht wenig – unsere Königin vielleicht ausgenommen. Man sagt, sie komme bei Euch gleich nach der Jungfrau Maria. Wobei allerdings fraglich ist, ob diese überhaupt eine richtige Frau gewesen ist: Wie sonst hätte sie ihren keuschen Joseph ertragen sollen?«
    »Wie könnt Ihr es wagen?«, ereiferte sich Vater Berchtold, rot vor Verlegenheit. »Selbst unser König…«
    »Ach, hört doch auf«, unterbrach ihn Kunigundes Base unhöflich, »immer nur der König, der König.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Wie sollte es bei einem Herrscher auch anders sein, der nur von Kirchenmännern für den Dienst am Altar erzogen worden ist? Der

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