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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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seiner Frau getreten. Empört schnappte die Heilerin nach Luft. Aber ehe sie etwas dazu sagen konnte, fuhr der in höchstem Maße Erzürnte bereits fort:
    »Viel zu milde habe ich das schlechte Weibsbild behandelt! Eigentlich hätte ich das sündige Frauenzimmer totschlagen sollen – vielleicht tue ich es auch noch.«
    »Dann müsstet Ihr mich, die Medica des Königs und Frau des Dombaumeisters, gleich mit ermorden! Denn ich würde Frau Sybilla gegen Euch und Eure maßlose Brutalität mit allen Mitteln zu schützen versuchen. Und Ihr wisst, dass König Heinrich Euch dann keineswegs mit Samthandschuhen anfassen würde, Graf.«
    »Ihr seid Frau Griseldis, die Heilerin des Königs? Wieso haltet Ihr zu einer Ehebrecherin? Geht bei Euch das Verständnis für eine Mitschwester so weit, dass Ihr sogar den mehrfachen Bruch des heiligen Eheversprechens für gut befindet?«
    Graf Albrecht zitterte vor unverhohlener Wut. Er, der ungefähr das dreifache Lebensalter seiner jugendlichen, kaum zwanzigjährigen Gemahlin erreicht hatte, schnaubte vor Zorn, während Sybilla die Todesangst im zerschundenen Gesicht geschrieben stand.
    »Von Gutheißen kann keine Rede sein, Graf. Und das wisst Ihr auch genau. Aber was hier an Grausamkeit und Rohheit vorgefallen ist, spottet jeder Beschreibung.«
    Auch die Heilerin bebte jetzt vor Wut. Jedoch der in seiner Ehre verletzte Ehemann war noch nicht am Ende.
    »Sie hat zugegeben, mich mit einem anderen Mann betrogen zu haben! Es war mein heiliges Gattenrecht, meine untreue Frau zu züchtigen. Keiner wird mich deshalb zur Rechenschaft ziehen! Spielt Euch also gefälligst nicht so auf, Frau Griseldis, sonst lasse ich Euch von den Dienern aus meiner Burg werfen. Ich habe Euch jedenfalls nicht kommen heißen!«
    »Wagt das nur! Dann werde ich in der ganzen Umgegend verbreiten, welch ein gemeiner Rohling Ihr seid. Vor allem den König und Frau Kunigunde wird das interessieren, wenn es um die Besetzung der Feldherrnposten im nächsten Polenkrieg geht. Hat sich nicht Euer Sohn aus erster Ehe um einen solchen beworben?«
    »Pah, mein Sohn kommt auch ohne diese Stelle bestens zurecht«, höhnte Graf Albrecht, aber Griseldis fuhr unbeirrt fort:
    »Eure gewinnträchtigen Geschäfte mit den Baumstämmen für den Kirchenbau in Bamberg und anderswo könntet Ihr auch vergessen. Ich würde nämlich durchblicken lassen, dass Ihr versucht habt, Eure Gemahlin zu ermorden«, sagte sie und sah den Grafen dabei scharf an.
    »Und das nur aus dem einen wahren Grund, damit nicht ruchbar werde, dass sie nur deshalb ein einziges Mal ihre Gattinnenpflicht verletzt hat, weil Ihr sie seit Beginn Eurer sogenannten Ehe vor vier Jahren kein einziges Mal angerührt habt. Und ich kenne auch die Ursache dafür!«
    »Was erlaubt Ihr Euch, Ihr dahergelaufene Scharlatanin«, ging der wütende Edelmann auf Griseldis los. Die aber ließ sich nicht einschüchtern und gebot ihm herrisch Einhalt.
    »Schweigt, augenblicklich! Ihr macht es nur noch schlimmer, Graf. Jeder würde zwar Frau Sybillas Fehltritt beklagen, aber im Grunde hätten alle Verständnis für eine blutjunge, wunderschöne Frau, der Ihr das Leben stehlt, indem Ihr Sybilla das Recht auf Liebe vorenthaltet sowie das ihr zustehende Mutterglück.
    Glaubt mir, Graf, nicht einer würde Euch unterstützen, falls ich meinen Mund auftue und dem König und seiner Gemahlin erzähle, wem Ihr Euch und Eure Zuneigung geschenkt habt – einer Kreatur, die laut zu nennen ich zwar unterlassen werde. Aber dessen Namen ich im Notfalle hinausschreien würde, falls ihr Euch einfallen ließet, noch einmal in dieser Weise von Eurem ›Gattenrecht‹ des sinnlosen Prügelns Gebrauch zu machen.
    Bedenkt, Graf Albrecht, das Gattenrecht, auf welches Ihr Euch berufen wollt, trifft nur auf Gatten zu – dies seid Ihr Eurer jungen Gemahlin aber zu keinem Zeitpunkt gewesen, nicht wahr! Wenn hier jemand Schläge verdient, dann gewiss nicht Eure arme Frau.«
    Dem Edelmann blieb der Mund offen stehen. Mit so einer Dreistigkeit hatte er wahrlich nicht gerechnet. Aber Griseldis war nun erst recht in Fahrt.
    »Anscheinend mangelt es Euch nicht nur am Vermögen, die Ehe zu vollziehen, sondern auch am nötigen Verstand«, fuhr die Heilerin mit erhobener Stimme fort. »Sonst hättet Ihr entweder diese unselige Heirat überhaupt unterlassen oder Ihr hättet Euch mit Eurem Weibe ausgesprochen und ihr stillschweigend das gleiche Recht wie Euch zugebilligt: nämlich das Glück ihres Lebens mit einem ihr genehmen

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