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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Nachdenklich blickte er
dem Knecht hinterher, als dieser kurze Zeit später auf einem
stämmigen Kaltblüter davontrabte. War es am Ende gar kein
Zufall gewesen, dass er der jungen Frau im Dorf begegnet war? War ein
Pakt mit ihr die endgültige Besiegelung seines Schicksals? In
dem belebten Burghof erschienen ihm seine Ängste plötzlich
so lächerlich wie die eines Kindes. War nicht jeder seines
eigenen Glückes Schmied? Mit neuer Zuversicht steuerte er auf
die Ställe zu. Vielleicht, nur vielleicht war der Teufel ja ein
besserer Verbündeter als Gott und alle Heiligen zusammen. Denn
was hatten die bis
jetzt für ihn getan?

Kapitel 49
     
    Ulm,
Hochsommer 1400
     
    »Woher
wollt Ihr wissen, dass er nicht recht hat mit seiner Behauptung?«
Die buschigen Brauen des Baumeisters Hans Kun schoben sich über
seiner Nasenwurzel zusammen. »Was, wenn der Junge wirklich von
Piraten getötet worden ist?« Lutz Metzler unterdrückte
ein Seufzen. Wie hatte er nur so einfältig sein können zu
denken, dass Falks Verschwinden vorerst ein Geheimnis bleiben konnte?
Wusste er nicht allzu gut, wie rasend schnell sich Klatsch in der
Stadt verbreitete? Eigentlich müsste er erstaunt sein, dass es
so lange gedauert hatte, bis der Onkel des Knaben bei ihm auftauchte.
Und eigentlich hätte er auch damit rechnen müssen, dass der
Steinmetz so reagieren würde. Immerhin bedeutete der Tod des
jungen Mannes für ihn beträchtlichen Reichtum. »Mag
sein, dass dieser Teil der Geschichte der Wahrheit entspricht«,
räumte er daher widerwillig ein. »Aber wenn Ihr das
Schlimmste annehmt, was wollt Ihr dann gegen die Forderung des
Katzensteiners unternehmen. Euch ist sicher bewusst, dass es keinen
Mittelweg gibt.« Er hob die Hände. »Auch Euch wird
es nicht gelingen, ihm einen Betrug nachzuweisen. Die einzige Wahl,
die Ihr habt, ist folglich, Falks Besitz an Otto von Katzenstein, den
Grafen von Württemberg oder den Grafen von Helfenstein zu
verlieren.« Seine Miene verhärtete sich. »Und glaubt
mir, wenn mein Verdacht stimmt, hat der Katzensteiner den Jungen
verraten und verkauft, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.«
»Warum habt Ihr ihn nicht von diesem Unterfangen abgehalten?«,
fragte der Baumeister, und Lutz wurde die Brust eng. Ja, warum habe
ich das nicht?, dachte er zerknirscht und starrte einige Lidschläge
lang auf die glitzernden Bruchstücke eines alten
Schneckenhauses. »Warum habt Ihr ihm den Abschluss seiner Lehre
verweigert?«, gab er schließlich zurück –
plötzlich erfüllt von einem überwältigenden
Drang, die Last der Schuld auf andere Schultern zu verteilen. »Dann
hätte ihm dieser Otto erst gar keine Flausen in den Kopf setzten
können.« Sein Gegenüber blähte sich auf. »Was
erlaubt Ihr Euch?!«, empörte er sich. »Wollt Ihr mir
die Schuld dafür in die Schuhe schieben, dass der Bengel wie
sein Vater ohne Sinn und Verstand gehandelt hat?« Trotz der
Abneigung, die ihn wie ein Strudel ergriff, horchte Lutz auf. Das war
es also! Hans Kun, der mit der Schwester von Falks Mutter vermählt
war, hatte ein Problem mit Falks Vater gehabt. Er stieß ein
kurzes, hartes Lachen aus.
        »Falks
Vater mag vielleicht manchmal impulsiv und unberechenbar gewesen
sein«, versetzte er gezwungen ruhig, »aber er war ein
begnadeter Steinmetz.« Seine Augen verengten sich. »Und
das wisst Ihr.« Als Hans Kuns hageres Gesicht sich verzog als
habe er in eine Schlehe gebissen, wurde ihm schlagartig klar, warum
der Baumeister Falk eine Anstellung verweigert hatte. »Ihr
hattet Angst, dass auch er Euch überflügelt«, platzte
es aus ihm heraus, bevor er richtig nachgedacht hatte. »Seid
Ihr nicht stets und immer im Schatten seines Vaters gestanden?«
Die ohnehin zerfurchte Stirn seines Gegenübers legte sich in
zornige Falten. »Das steht hier überhaupt nicht zur
Debatte!«, spuckte er giftig aus. »Was viel eher zur
Debatte steht ist, ob und warum es Euch gestattet sein sollte,
weiterhin die Güter meines Neffen zu verwalten!« Lutz’
Hand zuckte, aber bevor er einen Fehler machen konnte, den er mit
Sicherheit bereuen würde, fuhr er sich damit viel zu heftig
durch die schütteren Locken. »Ich glaube, Ihr habt mich
nicht richtig verstanden«, presste er mühsam hervor. »Es
besteht nicht die geringste Aussicht für Euch, auch nur einen
Bruchteil der Besitzungen zu erben, solange der Katzensteiner über
die Schenkungsurkunde verfügt.« Er legte den Kopf schief
und fuhr beinahe genüsslich fort: »Ihr könnt

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