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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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gebauten Mann mit, der augenblicklich
einen jungen Burschen, der im Schatten des Eingangs verborgen gewesen
war, zu sich winkte. In sich überschlagendem Italienisch gab er
den Auftrag weiter und der Knabe stob ins Obergeschoss davon. Wenig
später tauchte er wieder auf und lud Falk ein, ihm in das
Gebäude zu folgen. Wenngleich er Barbarigo regelmäßig
besuchte, versetzte ihn die schlichte Schönheit der Einrichtung
des Italieners immer wieder in Erstaunen. Weder überladen noch
protzig, zeugten die Räume mit ihren reich verzierten Möbeln
und seidenen Teppichen vom Geschmack ihres Besitzers, der Falk mit
ausgebreiteten Armen entgegenkam. »Falk, mein Amico «,
schnarrte er guttural und zog seinen Besucher an sich, um ihm einen
Kuss auf die Wange zu drücken. »Womit kann ich dir
dienen?«

Kapitel 12
     
    Fünf
Tage später kehrte Otto von Katzenstein zurück. Mit einem
schwer beladenen Packpferd im Schlepptau ritt er am späten
Montagnachmittag in Falks Hof ein, wo er unwirsch die Hilfe eines
Knechtes zurückwies und sich alleine plump aus dem Sattel fallen
ließ. »Das Gepäck kannst du abladen«,
herrschte er den jungen Mann an, der sich auf die Zunge biss und tat,
wie der Ritter ihm befohlen hatte. Mürrisch klopfte der
Katzensteiner sich die Schlammklumpen von Umhang und Hose und
schickte einen giftigen Blick an den Himmel, der sich – wie um
ihn zu ärgern – erst kurz vor Ulm aufgelockert hatte.
Wohingegen die vergangenen Wochen strahlender Sonnenschein geherrscht
hatte, war die Witterung nach Ottos Ankunft auf Katzenstein
umgeschlagen und die Schafskälte hatte verfrüht Einzug
gehalten. Seit drei Tagen pfiff ein unangenehm kalter Wind über
das Land und in den Nächten war es so empfindlich abgekühlt,
dass ihm Sehnen und Gelenke schmerzten. Als ob der Winter nicht lang
genug gewesen wäre!, dachte er missmutig und schnäuzte sich
mit den Fingern, die er anschließend an seinem Hosenbein
abwischte. Obwohl er eigentlich hätte frohlocken müssen, da
es ihm gelungen war, seinen Neffen zu einer Reise ohne Wiederkehr zu
überreden, hatten ihm die Zustände auf Katzenstein beinahe
die Laune verdorben. Nicht nur hatte während seiner Abwesenheit
über die Hälfte seiner Bauern das Weite gesucht; auch sein
Verwalter hatte damit gedroht, ihn im Stich zu lassen, wenn sich
nicht bald etwas an der finanziellen Lage seines Herrn ändern
würde. »Ich kann niemanden mehr bezahlen«, hatte er
gejammert, als Otto ihn angebrüllt und gedroht hatte, ihn ins
Angstloch zu werfen. Als ob ihn die Probleme dieses Wurms
interessierten. Dann musste er die Leute eben vertrösten!
Unnützer Tölpel! Warum war er nur so dumm gewesen, den Kerl
nach dem Tod seines Vaters zu übernehmen?, haderte der Ritter
und rieb die Handflächen aneinander, um seine steifen Finger
wieder zu durchbluten. »Wir können die Bauern nicht noch
mehr auspressen«, hatte der Bursche gewinselt, nachdem Otto ihm
einen Schlag ins Gesicht versetzt hatte. »Sonst ist bald gar
niemand mehr übrig, um Euer Land zu bestellen.« Daraufhin
hatte Otto ihm zähneknirschend ein paar Gulden in die zitternde
Hand gezählt und war rauchend vor Zorn in seine lausig kalten
Gemächer gepoltert – denen er am heutigen Morgen nur zu
gerne den Rücken gekehrt hatte. Er trat einen Schritt zur Seite,
um es dem Stallburschen zu ermöglichen, seinen Wallach
abzusatteln und trocken zu reiben. Nachdem er neidisch festgestellt
hatte, dass das Dach dieses Stalles nagelneu war, spuckte er
auf den Boden, doch der unangenehme Geschmack verblieb in seinem
Mund. Nicht so wie in Katzenstein!, schoss es ihm durch den Kopf.
Wenn er Pech hatte, befiel seine drei neuen Pferde nicht nur die
Wurmseuche, sondern sie ertranken in ihren Boxen, weil er kein Geld
hatte, die zahllosen Löcher stopfen zu lassen.
        Er
stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf. Wo blieb denn sein
Neffe? Hatte der Bengel es jetzt nicht mehr nötig, ihm den
angemessenen Respekt zu erweisen und ihn wenigstens zu begrüßen?!
Als habe sie seine Gedanken gelesen, erschien im selben Augenblick
eine Gestalt in dem Tor, das in den zweiten Hof führte. Doch als
sich der Mann näherte, verhärteten sich Ottos Züge.
»Wo ist Falk?«, fragte er schroff und kratzte sich den
fleckigen Bart, während sich sein ohnehin schmaler Mund zu einem
Strich verhärtete. »Oh«, erwiderte Lutz süß,
»Falk ist bei seinem Schneider. Er wollte sich für die
Reise noch ein paar neue Gewänder anfertigen lassen.« Er
machte eine Pause, in der

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