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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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»Wir müssen
weiter«, presste er mühsam hervor und bemühte sich,
seine Erregung zu unterdrücken, bevor ihm die ungewollt
aufblitzende Erinnerung an Maria den Verstand vernebeln konnte.
Maria, die Küchenmagd seines Vaters, die sich mehr als einmal zu
ihm ins Badehaus gestohlen hatte, als sie noch in Straßburg
gewohnt hatten. Hochgezurrt und prall hatten ihre Brüste ihm
bereits im zarten Alter von kaum dreizehn Jahren feuchte Träume
beschert – die sie ihm nur allzu willig erfüllt hatte. Er
stöhnte leise und zwang sich, den Blick von der milchweißen
Haut abzuwenden. Da auch Otto mit seinen Gefühlen zu kämpfen
schien, schüttelte Falk die ungewollten Gedanken ab und
schnalzte übertrieben ungezwungen mit der Zunge. Mit versteiftem
Rücken brachte er seinen Wallach zwischen die Mädchen und
seinen Onkel und verwickelte diesen in ein schleppendes Gespräch
über die Pferdezucht. Als nach etwas weniger als fünf
Minuten endlich eine Flussbiegung den Blick auf die Mägde
abschnitt, war er mehr als nur heilfroh. Die Heftigkeit, mit der er
auf die Reize der jungen Frauen reagiert hatte, machte ihm Angst, und
er beschloss, Gott um Vergebung für seine sündigen Gedanken
zu bitten. Der Rest des Tages verlief ohne größere
Zwischenfälle, und als kurz vor Einbruch der Dämmerung die
Umrisse eines Klosters vor ihnen auftauchten, atmete Falk dankbar
auf. Wenigstens die erste Nacht würden sie in einer anständigen
Unterkunft zubringen und nicht in einer der vielen zwielichtigen
Spelunken!

Kapitel 17
     
    Dreieinhalb
Tage darauf erreichten sie die Burg Ehrenberg in Tirol. An der Via
Claudia Augusta gelegen, erhob sich die gewaltige Befestigungsanlage
in 1100 Metern Höhe auf einem schroffen, bewaldeten Felsen, der
aus demselben Stein beschaffen schien wie die mächtigen Mauern.
Da sich über den Berggipfeln dichte, bedrohlich schwarze Wolken
zusammenschoben, hatten Falk und Otto einige Meilen weiter nördlich
beschlossen, Rast zu machen und abzuwarten, bis das Unwetter sich
ausgetobt hatte. »Was nützt es uns, schneller
voranzukommen, wenn wir vom Blitz erschlagen werden?«, hatte
der Katzensteiner Ritter festgestellt und auf die Silhouette der
Grenzfestung gezeigt. »Dort gibt es sicher eine Möglichkeit
unterzukommen.« Zuversichtlich näherten sie sich der
vorgelagerten Klause, welche durch lange Schenkelmauern mit der
rechteckigen, erhöht stehenden Kernburg verbunden war, und
brachten an der Zugbrücke ihre Bitte um Einlass vor. Nachdem die
Wachen sie eingehend gemustert hatten, wiesen sie wortlos auf ein an
die Sperrmauer gedrängtes Wirtshaus, das mit einem geschnitzten
Wildschwein um Gäste warb. Neben der Herberge befanden sich ein
Stall, eine Zoll- und Poststation sowie ein Festes Haus, in dem
vermutlich der Pfleger der Burg wohnte. Drei halbfertige, gemauerte
Wände deuteten darauf hin, dass hier bald ein Kornkasten
entstehen würde. Doch bevor Falk die Gebäudeansammlung
genauer in Augenschein nehmen konnte, ließ ihn ein gewaltiges
Donnergrollen zusammenfahren. »Wenn wir nicht bis auf die
Knochen durchnässt werden wollen, sollten wir die Beine in die
Hand nehmen«, brummte Otto und lenkte sein Reittier auf den
Stall des Gasthofes zu. Dort saßen die beiden Reisenden ab,
drückten einem Burschen die Zügel in die Hand und trugen
ihm auf, die Pferde trockenzureiben, zu tränken und zu füttern.
        Noch
bevor die beiden Männer ihre Packsäcke von den Rücken
der Reittiere gehievt hatten, durchzuckte ein greller Blitz den
bleiernen Himmel; und während ein zweiter Donner über die
Gipfel rollte, kam ein peitschender Wind auf. Hustend versuchte Falk,
seine Augen vor dem aufgewirbelten Staub zu schützen und zog den
Kopf ein, als kurz darauf ein sintflutartiger Regen einsetzte. »Los,
los, los«, drängte Otto und stürzte auf den Eingang
der Herberge zu, über dem das Schild bedrohlich in den
Scharnieren quietschte. Tropfnass – obwohl der Stall nicht mehr
als einen Steinwurf von dem Gasthof entfernt war – stolperte
der Knabe seinem Onkel hinterher in den betörend duftenden
Schankraum. Nachdem er sich wie ein nasser Hund geschüttelt
hatte, folgte er Otto, der bereits auf einen Tisch zusteuerte, um
sich mit einem Prusten auf die gepolsterte Bank sinken zu lassen. Wie
der Ritter ließ auch Falk sein Gepäck achtlos zu Boden
fallen, wo sich in Windeseile eine kleine Pfütze bildete.
Überrascht registrierte er den sauber gefegten Boden, das
ordentlich gestapelte Feuerholz und die geschnitzten

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