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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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jemand, der ausgezogen war, um kühn der Gefahr zu
trotzen wie er selbst! Er rümpfte die Nase über seine
Schwachheit. Was hatte ihn nur geritten, auch nur einen Moment lang
über den Vorschlag des Venezianers nachzudenken?! »Reliquien
und Vollblüter könnt Ihr auch hier erstehen«, hatte
der Italiener eingewendet, als Falk auf der Wichtigkeit der Reise
beharrt hatte. Sicherlich!, dachte er gallig. Aber das wäre
nicht nur ein Verlustgeschäft; obendrein würde ich mich
auch noch vor Lutz zum Narren machen! Die erneut aufkeimende
Selbstverachtung drohte, ihm abermals die Laune zu verderben. Doch
ehe es so weit kommen konnte, kehrte der Katzensteiner Ritter zurück
– ein flachsblondes Mädchen im Schlepptau, das zwei
Schüsseln, Becher und einen Krug Wein auf einem Tablett
balancierte. »Setz dich zu uns«, lud Otto sie mit einem
Klaps auf die pralle Rückseite ein und grinste seinen Neffen
wenig subtil an. Nachdem Otto ihr ein Geldstück in die Hand
gedrückt hatte, schlängelte sich das Mädchen geschickt
zu Falks Seite des Tisches durch und schob sich neben ihn auf die
Bank.
        Na
wunderbar, erboste sich der Knabe. Das hat mir noch gefehlt! Was, in
drei Teufels Namen, hat Otto sich dabei gedacht? Sein Rücken
versteifte sich. Wenngleich er bemüht war, ihren Geruch zu
ignorieren, stieg dieser ihm mit jedem Atemzug tiefer in die Nase.
Als die bloße Haut ihrer Unterarme ihn an der Hand streifte,
hätte er um ein Haar den Löffel fallen lassen. Das Feixen
auf dem Gesicht seines Onkels schien mit jeder Sekunde breiter zu
werden, und Falk hätte ihn am liebsten lauthals verwünscht.
Er würde sich nicht noch eine weitere Sünde zuschulden
kommen lassen! Ganz egal, was Otto mit der Magd eingefädelt
hatte, er würde nicht mitspielen. Fest entschlossen, die Wärme
ihres Körpers zu ignorieren, stopfte er das pikant gewürzte
Mahl in sich hinein und spülte es großzügig mit dem
staubtrockenen Wein hinunter. Kaum hatte er den ersten Becher
geleert, schenkte der Ritter ihm nach, und da die Anwesenheit der
Dirne Falk zusehends nervöser werden ließ, folgte eine
Füllung der anderen. Vielleicht konnte er die Versuchung
ertränken. Die warme Taubheit, die sich allmählich in ihm
ausbreitete, ließ ihn hoffen. Doch als Otto sich nach einiger
Zeit erhob, verwandelte sich diese Wärme ohne Vorwarnung in eine
sengende Hitze – was vermutlich etwas damit zu tun hatte, dass
sich die Hand des Mädchens auf sein Bein gestohlen hatte.
Hustend stellte er den Kelch zurück auf den Tisch und wollte
aufspringen, um seinem Onkel zu folgen. Aber dieser winkte lachend
ab. »Amüsiert euch«, versetzte er fidel. »Ich
höre mich solange ein wenig um. Dort drüben sind Seeleute.
Vielleicht kann ich uns eine Überfahrt sichern.« Damit
ließ er seinen Neffen sitzen, dem von dem vielen Wein
inzwischen der Kopf brummte.
        Schwindelig
lehnte er sich mit dem Rücken gegen die raue Holzwand und
schloss einige Momente lang die Augen. Um sie jedoch sofort wieder
aufzureißen, als die Finger der Magd sich seinem Hosenlatz
näherten. »Wenn du mit nach hinten kommst, zeige ich dir
etwas«, gurrte sie ihm ins Ohr. »Etwas, das dir Spaß
machen wird.« Erschrocken über die ungestüme Reaktion
seines Körpers, versuchte Falk, sich von ihrem Griff zu
befreien. Doch die schlanken Hände des Mädchens besaßen
mehr Kraft als er ihr zugetraut hätte. Mit einem Mal voller
Panik, versuchte er, sich aufzurappeln und vor ihr zu fliehen, aber
seine Beine versagten ihm den Dienst. Mit sanfter Gewalt fasste die
junge Frau ihn am Kinn, drehte seinen Kopf in ihre Richtung und
drückte ihm die weichen, nach Honig und Würzwein
schmeckenden Lippen auf den Mund. »Er hat für dich
bezahlt«, wisperte sie und zog Falk in die Höhe. Ihre
kühlen Finger schlangen sich um die seinen, als sie ihn tiefer
in die Eingeweide der Taverne führte, und obwohl er Widerstand
leisten wollte, folgte er ihr wie ein Lamm. Mehr als einmal wäre
er um ein Haar über die eigenen Füße gestolpert. Als
sie schließlich zu einem verborgenen Durchgang gelangten, war
er beinahe froh darüber, einen Augenblick haltmachen zu können.
Waren die Auswirkungen des Weins im Sitzen noch nicht zum Tragen
gekommen, wurde er mit jedem Schritt benommener, sodass er sich in
dem schmalen Gang hinter der Tür taumelig an der Wand abstützte.
»Gleich, mein armer Liebling«, säuselte die junge
Frau und bugsierte ihn weiter den Korridor entlang, von dem mehrere
Kammern abgingen. Aus diesen

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