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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zu seinem Sofa zurück. Er war nicht im Mindesten nervös. »Wir haben einen geschäftlichen Vorschlag für dich.«
    Mein Mund wurde trocken, und die Schreie des Fischers hallten in meinem Gedächtnis wider. Ich hatte genug von seinen geschäftlichen Vorschlägen. »Vergiss es.«
    »Wir haben noch nichts entschieden«, geiferte der Erhabene. Für einen Moment entgleiste seine mühsam aufrechterhaltene Ruhe. Wovor hatte er Angst? Gewiss nicht vor mir. Vor Zertanik? Hatte der Erhabene auch einen Handel mit ihm geschlossen, den er jetzt bereute? »Das ändert nichts an unserem Plan, Zertanik.«
    Zertanik wischte seinen Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »Es ändert alles. Merlaina, meine Liebe, eigentlich ist die Sache ganz einfach. Wenn du mir beweist, dass du das wirklich kannst, dann würde ich dich gern anheuern, um Pynvium zu leeren. Ich werde dich gut dafür bezahlen.«
    Das war alles ? Sie wollten nicht, dass ich das Pynvium über einem anrückenden Heer entleerte oder so was in der Art? Da musste doch noch mehr dahinterstecken. Niemand bezahlte zehn Oppa für eine einzige Henne. »Warum?«
    »Damit ich es verkaufen kann.«
    »Damit wir es verkaufen können«, grollte der Erhabene.
    »Ihr seid also wieder auf meiner Seite, ja?« Zertanik lachte, dann bedachte er mich mit einem Lächeln. »Stell dir vor, was Verlatta gerade jetzt für Pynvium bezahlen würde.«
    Alles, was sie hatten. Genau wie wir es getan hätten, als der Herzog uns belagert hatte und wir keinen Nachschub hatten heranschaffen können.
    »Du würdest ihnen helfen, meine Liebe. Du würdest ihnen ein verzweifelt benötigtes Gut in einer Zeit beschaffen, in der sie besonders darauf angewiesen sind.«
    Handel mit Elend, mit Schmerz. So, als würde man einem reichen Paar mit einem sterbenden Kind einen armen Fischer anbieten.
    »Was wird aus den Lehrlingen?«, fragte ich. Tali und die anderen erwähnte ich nicht, nur für den Fall, dass er nicht wusste, wie viele der meinigen er hatte.
    »Ein einfacher Austausch. Deine Dienste für das Leben der Lehrlinge. Aller Lehrlinge, nicht nur derer, die du herauszuschmuggeln versucht hast, als niemand hingesehen hat.«
    Was er sagte, konnte nicht wahr sein. Fingen die Lehrlinge erst an zu reden, würde das Volk von Geveg das Gildenhaus in Trümmer legen, um den Erhabenen in die Finger zu bekommen. Er konnte es sich nicht leisten, sie gehen zu lassen.
    »Ich glaube dir nicht«, sagte ich. »Der Erhabene hat die Lehrlinge nicht ohne Grund leiden lassen. Nach all der Mühe wird er nicht einfach ohne sie gehen.«
    Der Erhabene sprang auf und ging zu der blauen Kristallkaraffe. »Du närrische, engstirnige 'Veg«, murmelte er. Dann atmete er tief durch, drehte sich um und sah mir direkt in die Augen. »Die Lehrlinge waren Vinnots Projekt, nicht meines. Wenn du wissen willst, warum der Herzog so ein großes Interesse daran hat, Löser mit Schmerz vollzustopfen, dann frag ihn. Mir ist das völlig gleichgültig.«
    »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.«
    »Offensichtlich.« Er wandte sich an Zertanik. »Das hat alles keinen Sinn, und wir vergeuden Zeit. Wir haben genug, also lass uns jetzt verschwinden.«
    »Nicht so hastig.«
    »Wir brauchen sie nicht.«
    »Aber ich will sie.«
    Der Erhabene knallte sein Glas auf den Tisch und ging zur Tür. Er öffnete sie und redete mit den Wachen, aber ich konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde. Ich konnte aber die wütenden Blicke sehen, die er in meine Richtung warf. Bereitete er sich nur darauf vor zu verschwinden, oder plante er seinen nächsten Zug für den Fall, dass ich nein sagte ?
    Zertanik räusperte sich. »Meine Liebe, wir haben kein Interesse an den Lehrlingen. Nur an dir.«
    Ich schauderte. Das hatte ich schon einmal gehört, aber aus Zertaniks Mund klang es noch viel unheimlicher als aus dem von Jeatar.
    »Idealerweise wirst du gemeinsam mit uns abreisen«, fuhr Zertanik fort. »Und wenn wir alle weit weg und in Sicherheit sind und du getan hast, um was wir dich gebeten haben, werden die Lehrlinge freigelassen. Wir brauchen nur eine kleine Rückversicherung.«
    »Eine Rückversicherung für was?«
    »Dafür, dass du den Bedingungen nicht erst zustimmst, um anschließend dein Wort zu brechen.« Sein Lächeln wurde eisig. »So wie bei unserem letzten Geschäft.«
    Ich legte die Stirn in Falten. »Es fällt mir schwer, meine Weigerung, Schmerz in einen gefesselten und geknebelten Mann zu transferieren, als Wortbruch einzustufen.«
    Er zuckte mit den

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